Anwohner wollen Ampel für Todeskreuzung
Trotz Horrorcrash sieht der Senat vorerst keinen Handlungsbedarf
Nach dem schweren Unfall vom 6. September, bei dem ein Porsche Macan-Fahrer vier Menschen tötete, die an der Fußgängerampel an der Invalidenstraße standen, fordern Anwohner eine Ampel.
Es war einer der grausamsten Unfälle der vergangenen Jahre. Am 6. September raste gegen 19.10 Uhr ein SUV an der Kreuzung Invalidenstraße Ecke Ackerstraße auf den Gehweg und tötete vier Passanten. Das schwere Fahrzeug erfasste eine 64-jährige Frau und ihren dreijährigen Enkelsohn. Die 38 Jahre alte Mutter und der neunjährige Bruder des kleinen Momme mussten das furchtbare Unglück mit ansehen. Zwei Touristen, ein Brite (29) und ein Spanier (28), wurden bei dem Crash ebenfalls getötet. Alle vier Opfer waren sofort tot, die Leichen zum Teil schrecklich verstümmelt.
Der 42-jährige Todesfahrer wurde bei dem Unfall nur leicht verletzt und hat das Krankenhaus mittlerweile verlassen. Im Porsche vom Michael M. saßen auch eine Frau (67) und ein sechsjähriges Mädchen. Sie wurden ebenfalls verletzt. Der Unternehmer kommt aus dem Kiez. Gegen ihn wird wegen fahrlässiger Tötung ermittelt. Die Unfallursache ist noch unklar. Die Ermittlungsgruppe Invalidenstraße versucht den Hergang zu rekonstruieren. Es gibt Hinweise, dass der Unglücksfahrer gesundheitliche Probleme gehabt haben soll und möglicherweise einen epileptischen Anfall erlitten hat.
Doch warum ist der Porsche mit heulenden Motoren und weit überhöhter Geschwindigkeit dann links am Stau auf der Gegenfahrbahn Richtung Kreuzung gerast? Aufnahmen einer Dashcam aus einem Taxi zeigen, wie der Porsche schnurstracks mit Vollgas vom Pappelplatz Richtung Kreuzung fährt. „Bei einem epileptischen Anfall fährt man nicht auf die Gegenfahrbahn und fährt geradlinig an den wartenden Autos vorbei“, sagt der Unfall-Analytiker Michael Weyde in der BZ.
Anwohner berichten, dass täglich mehrere Autos auf der Gegenfahrbahn am Stau vorbeiziehen, wenn sie aus Richtung Nordbahnhof kommend nach links oder rechts in die Ackerstraße abbiegen wollen. Wollte das der Porsche-Fahrer auch und hat die Kurve nicht gekriegt?
An der Kreuzung kommt es immer wieder zu gefährlichen Situationen. Der „Trick“ mit dem Vorbeiziehen, wenn die Fußgängerampel Rot hat, funktioniert aber nur, weil lediglich auf der östlichen Seite der Invalidenstraße eine Ampel steht. Stünde eine auch auf westlicher Seite vor der Ackerstraße, wäre das illegale Ausnutzen der Staulücke gar nicht möglich. Doch der für Ampeln zuständige Senat sieht auch nach dem Unfall bisher keinen Grund, die Kreuzung mit einer richtigen Ampelanlage sicherer zu machen. „Wir werden uns die Kreuzung demnächst anschauen und prüfen, ob und gegebenenfalls welche Verbesserungen es geben kann“, sagt Jan Thomsen, Sprecher von Verkehrssenatorin Regine Günther (für Grüne). „Von der Statistik her ist dieser Knotenpunkt bisher kein auffälliger Unfallschwerpunkt gewesen“, so der Sprecher. Für den beim Unfall zerstörten Ampelmast wurde vorerst eine provisorische Ampel aufgestellt. „Natürlich wird die provisorische Ampel ersetzt durch eine neue Lichtsignalanlage“, so Thomsen. Den Zeitpunkt könne er noch nicht nennen.
Die Polizei sucht weiterhin Zeugen und Hinweise zum Unfall. Unter folgendem Link können Videos zum Unfall im Hinweisportal hochgeladen werden: https://be.hinweisportal.de.
Autor:Dirk Jericho aus Mitte |
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