Kein Blaulicht mehr bei Mückenstichen
Wegen Überlastung: Feuerwehr überarbeitet Notruf-Codes

Der Rettungsdienst der Berliner Feuerwehr ist extrem überlastet. Unter anderem soll ein überarbeitetes Notruf-Abfrageprotokoll nun Abhilfe schaffen. | Foto: Foto: Tobias Seeliger, AdobeStock
  • Der Rettungsdienst der Berliner Feuerwehr ist extrem überlastet. Unter anderem soll ein überarbeitetes Notruf-Abfrageprotokoll nun Abhilfe schaffen.
  • Foto: Foto: Tobias Seeliger, AdobeStock
  • hochgeladen von Silvia Möller

Weil die Rettungsdienste extrem überlastet sind, hat die Feuerwehr die Codes der Notrufabfrage überarbeitet und angepasst.

Allergische Reaktion ohne Atem- oder Schluckbeschwerden, geringfügige Verbrennung und Verbrühungen, ungefährliche Blutung mit internistischer Ursache – wenn Menschen bei solchen Verletzungen den Feuerwehr-Notruf 112 wählen, schickt die Leitzentrale keinen Rettungswagen mit Blaulicht mehr raus. Denn Mückenstiche mit Schwellungen, schwache Blutungen und viele weitere Symptome sind nicht lebensbedrohlich und lassen keine schweren gesundheitlichen Schäden befürchten. Die Patienten werden an die Kassenärztliche Vereinigung (KV) weitergeleitet, die über Telefon 116 117 erreichbar ist.

Mit den Änderungen im Standardisierten Notruf-Abfrageprotokoll (SNAP) will die Feuerwehr den strapazierten Rettungsdienst entlasten. Im Notrufgespräch arbeiten die Telefonisten bestimmte Fragen ab, um zu entscheiden, ob ein Rettungswagen sofort raus muss oder der Einsatz an Kassenärzte abgegeben werden kann. Das SNAP spielt je nach Antworten einen spezifischen Code für das zu entsendende Einsatzfahrzeug aus.

Seit 2019 werden die Codes der Notrufabfrage analysiert und überprüft. Unter der Leitung des Chefarztes im Rettungsdienst wurden die Codes nun angepasst. Bei zusätzlichen 14 Codes sollen die Patienten an „andere geeignete Versorgungsstrukturen“ weitergeleitet werden. Insgesamt sind 127 Codes festgelegt, bei denen die Feuerwehr keinen Rettungswagen mehr schickt. „Nicht für jede Person, die die 112 wählt, ist ein Rettungswagen die geeignete Hilfe. Deswegen haben wir die Zusammenarbeit mit der KV in den letzten Jahren auf allen Ebenen aufgebaut“, sagt Dr. Stefan Poloczek, Ärztlicher Leiter Rettungsdienst bei der Feuerwehr.

Hintergrund ist die Dauerüberlastung der Retter. Der Personalrat und die Feuerwehr-Gewerkschaft fordern seit Längerem Änderungen im SNAP-System. Die Feuerwehr muss wegen der vielen Einsätze fast täglich für den Rettungsdienst den Ausnahmezustand ausrufen. In diesem Jahr ist die Lage extrem: Im ersten Halbjahr gab es schon rund 200 Ausnahmefälle; 2020 wurde der Ausnahmezustand 64-mal ausgerufen. Die Code-Anpassung erfolgt auf Druck einer Steuerungsgruppe der Innenverwaltung und Feuerwehr, die wegen des Dauerchaos' Verbesserungen in den Abläufen prüft. Neben der „deutlichen Intensivierung der regelmäßigen Code-Anpassung“ soll künftig „eine verstärkte Digitalisierung der Einsatzdokumentation und -auswertung“ für Entlastung sorgen, teilt die Feuerwehr mit.

Autor:

Dirk Jericho aus Mitte

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

47 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

BauenAnzeige
2024 war Richtfest für die Grundschule in der Elsenstraße. | Foto: SenBJF
7 Bilder

Berliner Schulbauoffensive 2016-2024
Erfolgsgeschichte für unsere Stadt

Die Berliner Schulbauoffensive ist nach wie vor eines der zentralen Projekte unserer Stadt. Mit aktuell mehr als 44.000 neu entstandenen Schulplätzen setzt die Offensive ihre Ziele erfolgreich um. So wurden von 2016 bis 2023 bereits 5 Milliarden Euro in moderne Bildung investiert. Auch in den kommenden Jahren wird das derzeit größte Investitionsvorhaben für Schulen fortgesetzt. Die Offensive geht weiter und führt zu einer dauerhaft verbesserten schulischen Umgebung für unsere Schülerinnen und...

  • Charlottenburg
  • 13.12.24
  • 1.731× gelesen
  • 1
WirtschaftAnzeige
Für weitere rund 180.000 Haushalte in Berlin baut die Telekom Glasfaserleitungen aus. | Foto: Telekom

Telekom baut Netz aus
Glasfaser-Internet hier im Bezirk

Ab Dezember starten die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes in Borsigwalde, Friedenau, Frohnau, Hakenfelde, Lichtenrade, Lübars, Mariendorf, Neu-Tempelhof, Reinickendorf, Schöneberg, Spandau, Tegel, Waidmannslust, Wilhelmstadt und Wittenau. Damit können weitere rund 180.000 Haushalte und Unternehmen in Berlin einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Bis 2030 plant...

  • Borsigwalde
  • 11.12.24
  • 2.407× gelesen
WirtschaftAnzeige
Einstiegstüren machen Baden und Duschen komfortabler. | Foto: AdobeStock

GleichWerk GmbH
Seniorengerechte Bäder und Duschen

Seit März vergangenen Jahres ist die Firma GleichWerk GmbH in Kremmen der richtige Partner an Ihrer Seite, wenn es um den Innenausbau Ihres Hauses oder Ihrer Wohnung geht. Darüber hinaus bietet das Unternehmen auch seine Dienste für Hausverwaltungen an. Geschäftsführender Inhaber des Fachbetriebs ist Dennis Garte, der nach jahrelanger Berufserfahrung den Schritt in die Selbstständigkeit wagte, wobei er über ein großes Netzwerk an Kooperationspartnern sowie angesehenen Handwerksfirmen verfügt....

  • Umland Nord
  • 04.12.24
  • 2.030× gelesen
WirtschaftAnzeige
Für weitere rund 84.000 Haushalte in Berlin baut die Telekom Glasfaserleitungen aus. | Foto: Telekom

Telekom vernetzt
Glasfaser-Internet hier im Bezirk

Aktuell laufen die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes in Berlin auf Hochtouren. Neue Arbeiten starten nun auch in Alt-Hohenschönhausen, Fennpfuhl, Friedrichsfelde, Friedrichshain, Karlshorst, Kreuzberg, Lichtenberg und Rummelsburg. Damit können nun rund 84.000 Haushalte und Unternehmen einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Bis 2023 plant die Telekom insgesamt...

  • Alt-Hohenschönhausen
  • 11.12.24
  • 2.402× gelesen
KulturAnzeige
Blick in die Ausstellung über den Palast der Republik. | Foto: David von Becker
2 Bilder

Geschichte zum Anfassen
Die Ausstellung "Hin und weg" im Humboldt Forum

Im Humboldt Forum wird seit Mai die Sonderausstellung „Hin und weg. Der Palast der Republik ist Gegenwart“ gezeigt. Auf rund 1.300 Quadratmetern erwacht die Geschichte des berühmten Palastes der Republik zum Leben – von seiner Errichtung in den 1970er-Jahren bis zu seinem Abriss 2008. Objekte aus dem Palast, wie Fragmente der Skulptur „Gläserne Blume“, das Gemälde „Die Rote Fahne“ von Willi Sitte, Zeichnungen und Fotos erzählen von der damaligen Zeit. Zahlreiche Audio- und Videointerviews geben...

  • Mitte
  • 08.11.24
  • 3.299× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.