Mollige können genauso fit sein wie Dünne
Die Gründe liegen dafür meist in der Vergangenheit: "Die meisten Dicken haben eine negative Sportbiografie", erläutert Chloé Kleinknecht vom Psychologischen Institut der Deutschen Sporthochschule Köln. Zu der schlechten Erfahrung in der Schule komme hinzu, dass Sport mit einem dicken Körper einfach anstrengender sei als bei normalem Gewicht. "Wer als Normalgewichtiger mal mit einem 50 Kilogramm schweren Rucksack eine längere Strecke geht, merkt: Das macht keinen Spaß, man gerät außer Atem, die Gelenke schmerzen."Was also tun, um trotz höheren Körpergewichts Freude an der Bewegung zu entdecken? Für Gisela Enders ist es vor allem eine Haltungsfrage, ob jemand von sich sagt: Ja, ich kann sportlich sein! "Für mich war Sport lange verbunden mit dem Thema Abnehmen", erklärt die Vorsitzende von Dicke, einem Verein in Berlin, der sich für die Akzeptanz schwergewichtiger Menschen stark macht. "Diese Koppelung habe ich bewusst abgelehnt."
Und damit genau richtig gehandelt, wie Kleinknecht bestätigt: "Die meisten Dickeren machen Sport, weil sie es tun sollen oder sich sagen, dass sie es müssen." Das sei aber die falsche Herangehensweise. Der Sport werde dadurch instrumentalisiert - und nervt irgendwann nur noch. Viel wichtiger sei das Ziel, gesund und fit zu werden - und mit seinem Gewicht seinen Frieden zu machen, rät die Sportwissenschaftlerin. "Sport tut mir gut", bestätigt Enders. "Ich nehme nicht ab, aber es ist der Kampf gegen den Verfall des Körpers. Das würde wahrscheinlich jeder schlanke Mensch auch sagen."
Der Diplom-Sportlehrer und Buchautor Markus Hederer empfiehlt übergewichtigen Sporteinsteigern, sich eine Betätigung zu suchen, bei der das Körpergewicht einigermaßen getragen beziehungsweise nicht zu einer Zusatzbelastung wird. "Radfahren und Fahrradergometer sind gut, und wer wasseraffin ist, geht schwimmen", sagt er. Joggen sei zu Anfang eher nicht geeignet, ebenso wenig zum Beispiel Squash, weil die schnellen Stopps und Drehungen bei einem Untrainierten zu Verletzungen führen können.
Volkshochschulen und Sportvereine bieten oft spezielle Kurse für Menschen mit mehr Pfunden an - "Sport für starke Frauen" etwa oder "Gymnastik für Mollige". Die Übungsleiter haben in der Regel eine spezielle Ausbildung dafür. Auch hier lohnt sich ein genauer Blick auf die Umgebung, wie Kleinknecht sagt. "Man muss sich mit den Menschen, die einen umringen, identifizieren können."
Wer lieber erst allein trainiert, dem schlägt Hederer eine Kombination aus ausführlichen Spaziergängen und Kräftigungsübungen vor. Dazu sind keine Maschinen oder Gewichte nötig. Später kann Krafttraining dazukommen, in das man sich von qualifizierten Trainern einweisen lässt.
Autor:Ratgeber-Redaktion aus Mitte |
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