Mollige können genauso fit sein wie Dünne

Gisela Enders bewegt sich gern und viel: Mollige Menschen seien nicht per se unsportlich. | Foto: Andrea Warnecke
  • Gisela Enders bewegt sich gern und viel: Mollige Menschen seien nicht per se unsportlich.
  • Foto: Andrea Warnecke
  • hochgeladen von Ratgeber-Redaktion

Dicke Menschen sind nicht grundsätzlich unsportlich. Das ist nur das Bild, das die Gesellschaft von ihnen hat. Und häufig haben Übergewichtige auch selbst dieses Bild von sich.

Die Gründe liegen dafür meist in der Vergangenheit: "Die meisten Dicken haben eine negative Sportbiografie", erläutert Chloé Kleinknecht vom Psychologischen Institut der Deutschen Sporthochschule Köln. Zu der schlechten Erfahrung in der Schule komme hinzu, dass Sport mit einem dicken Körper einfach anstrengender sei als bei normalem Gewicht. "Wer als Normalgewichtiger mal mit einem 50 Kilogramm schweren Rucksack eine längere Strecke geht, merkt: Das macht keinen Spaß, man gerät außer Atem, die Gelenke schmerzen."Was also tun, um trotz höheren Körpergewichts Freude an der Bewegung zu entdecken? Für Gisela Enders ist es vor allem eine Haltungsfrage, ob jemand von sich sagt: Ja, ich kann sportlich sein! "Für mich war Sport lange verbunden mit dem Thema Abnehmen", erklärt die Vorsitzende von Dicke, einem Verein in Berlin, der sich für die Akzeptanz schwergewichtiger Menschen stark macht. "Diese Koppelung habe ich bewusst abgelehnt."

Und damit genau richtig gehandelt, wie Kleinknecht bestätigt: "Die meisten Dickeren machen Sport, weil sie es tun sollen oder sich sagen, dass sie es müssen." Das sei aber die falsche Herangehensweise. Der Sport werde dadurch instrumentalisiert - und nervt irgendwann nur noch. Viel wichtiger sei das Ziel, gesund und fit zu werden - und mit seinem Gewicht seinen Frieden zu machen, rät die Sportwissenschaftlerin. "Sport tut mir gut", bestätigt Enders. "Ich nehme nicht ab, aber es ist der Kampf gegen den Verfall des Körpers. Das würde wahrscheinlich jeder schlanke Mensch auch sagen."

Der Diplom-Sportlehrer und Buchautor Markus Hederer empfiehlt übergewichtigen Sporteinsteigern, sich eine Betätigung zu suchen, bei der das Körpergewicht einigermaßen getragen beziehungsweise nicht zu einer Zusatzbelastung wird. "Radfahren und Fahrradergometer sind gut, und wer wasseraffin ist, geht schwimmen", sagt er. Joggen sei zu Anfang eher nicht geeignet, ebenso wenig zum Beispiel Squash, weil die schnellen Stopps und Drehungen bei einem Untrainierten zu Verletzungen führen können.

Volkshochschulen und Sportvereine bieten oft spezielle Kurse für Menschen mit mehr Pfunden an - "Sport für starke Frauen" etwa oder "Gymnastik für Mollige". Die Übungsleiter haben in der Regel eine spezielle Ausbildung dafür. Auch hier lohnt sich ein genauer Blick auf die Umgebung, wie Kleinknecht sagt. "Man muss sich mit den Menschen, die einen umringen, identifizieren können."

Wer lieber erst allein trainiert, dem schlägt Hederer eine Kombination aus ausführlichen Spaziergängen und Kräftigungsübungen vor. Dazu sind keine Maschinen oder Gewichte nötig. Später kann Krafttraining dazukommen, in das man sich von qualifizierten Trainern einweisen lässt.

Weiterführende Informationen zum Thema im Internet unter www.dicker-verein.de.
dpa-Magazin / mag
Autor:

Ratgeber-Redaktion aus Mitte

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

Folgen Sie diesem Profil als Erste/r

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

Gesundheit und MedizinAnzeige
Schonende Verfahren für Ihre Rückengesundheit werden am 19. März vorgestellt. | Foto: Caritas-Klinik Dominikus

Informationen für Patienten
Minimal-Invasive Wirbelsäulenchirurgie

Leiden Sie unter anhaltenden Rückenschmerzen oder Wirbelsäulenbeschwerden? Moderne minimal-invasive Operationsverfahren ermöglichen eine schonendere Behandlung mit schnelleren Genesungszeiten. Erfahren Sie mehr über innovative Therapiemöglichkeiten bei unserem Infoabend mit Dr. (Univ. Kermanshah) Kamran Yawari, Teamchefarzt des Caritas Wirbelsäulenzentrums. In seinem Vortrag erläutert er die Vorteile minimal-invasiver Wirbelsäulenchirurgie und zeigt auf, wann und für wen diese Methoden sinnvoll...

  • Reinickendorf
  • 18.02.25
  • 210× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Erfahren Sie, welche proktologischen Erkrankungen häufig auftreten, welche Untersuchungsmethoden es gibt und wie moderne Behandlungsmöglichkeiten helfen können.  | Foto: pixel-shot.com, Leonid Yastremskiy

Proktologie: Ende gut, alles gut!

Unser Darm ist mit seinen 5 bis 7 Metern Länge ein wahres Wunderwerk unseres Körpers. Doch wenn es am Ende des Darms zu Erkrankungen kommt, kann das die Lebensqualität erheblich beeinträchtigen – auch wenn man es nicht sieht. Aus Scham werden diese Probleme oft verschwiegen, dabei gibt es in den meisten Fällen gute Behandlungsmöglichkeiten. Wir laden Sie herzlich zu unserem Informationsabend ein! Erfahren Sie, welche proktologischen Erkrankungen häufig auftreten, welche Untersuchungsmethoden es...

  • Reinickendorf
  • 19.02.25
  • 169× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Gallensteine sind ein häufiges, aber oft unterschätztes Gesundheitsproblem.  | Foto: Caritas-Klinik Dominikus

Patienten fragen
Steine in der Gallenblase – was nun?

Gallensteine sind ein häufiges, aber oft unterschätztes Gesundheitsproblem. Etwa jede fünfte Person in Europa ist betroffen, und fast die Hälfte entwickelt im Laufe des Lebens Beschwerden. Diese äußern sich meist in Form von wiederkehrenden Schmerzen, insbesondere im rechten Oberbauch. In einigen Fällen können Gallensteine zu ernsthaften Komplikationen wie einer Entzündung der Gallenblase führen. Die bevorzugte Therapie bei Beschwerden ist die operative Entfernung der Gallenblase – in der Regel...

  • Reinickendorf
  • 12.02.25
  • 552× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Informieren Sie sich über Intensivmedizin. | Foto: 2022 Tomasz Kuzminski

Infoabend am 11. Februar
Grenzen und Möglichkeiten der Intensivmedizin

Die Intensivmedizin hat erstaunliche Fortschritte gemacht und bietet schwerstkranken Patienten Überlebenschancen, die früher undenkbar waren. Doch wo liegen die Grenzen dieser Hochleistungsmedizin? Welche technischen, personellen und ethischen Herausforderungen gibt es? Besuchen Sie unseren Infoabend mit Priv.-Doz. Dr. Stephan Kurz und erfahren Sie, wie intensivmedizinische Maßnahmen Leben retten, aber auch komplexe Entscheidungen erfordern. Was geschieht, wenn Therapieoptionen ausgeschöpft...

  • Reinickendorf
  • 29.01.25
  • 1.148× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.