Bandscheibenvorfall oft ohne Operation behandelbar
"Doch nicht jeder Rückenschmerz bedeutet gleich einen Bandscheibenvorfall", sagt Hans-Peter Köhler, Chefarzt der Neurochirurgie und Wirbelsäulenchirurgie am Asklepios Westklinikum Hamburg. Um der Ursache für die Beschwerden auf den Grund zu gehen, stellt der Arzt dem Patienten viele Fragen: Wo sind die Schmerzen? Geht der Schmerz übers Knie hinaus bis zur Großzehe? Besteht im Fuß ein Taubheitsgefühl? So lasse dann schon meist erkennen, wo das Problem liegt, sagt Köhler. Verschiedene Gehversuche, die Haltung des Patienten und Lähmungserscheinungen geben dann weiteren Aufschluss, bevor eine weiterführende Diagnostik beginnt. Dazu gehöre zum Beispiel eine Kernspintomographie oder eine Computertomographie.
Die Behandlung beginnt in den meisten Fällen mit einer einfachen Schmerztherapie. Im Normalfall helfen Schmerztabletten, Wärmeanwendungen und eventuell Akupunktur. Nach etwa zwei bis drei Wochen verbessern sich bei rund 80 Prozent der Betroffenen die Beschwerden. Deswegen sollten laut Köhler alle konservativen Behandlungsmöglichkeiten vor einer Operation ausgeschöpft werden. Wenn jedoch diese nicht weiterhelfen, kommt in den meisten Fällen eine mikrochirurgische Operation infrage. Dabei wird das herausgerutschte Bandscheibengewebe entfernt, um die Nerven vom Druck zu entlasten. Neben dieser offenen Methode kommt nach Köhlers Angaben erfahrungsgemäß bei 15 Prozent der Patienten auch eine endoskopische Operation in Betracht. Die Ergebnisse nach einer Bandscheibenoperation seien in mehr als 90 Prozent gut bis sehr gut.
"Nach wie vor wird viel operiert", sagt der Orthopäde Martin Marianowicz, Vorsitzender der deutschen Sektion des World Institute of Pain in den USA. Er hält mindestens 50 Prozent aller Operationen für überflüssig. Dabei habe die Zahl der operativen Eingriffe in den vergangenen Jahren noch um 400 Prozent zugenommen. Grund sei offenbar, dass nur mit Operationen Geld zu verdienen sei, während die konservative und kostengünstigere Behandlung mitunter nicht einmal von den Krankenkassen bezahlt werden.
Die beste Medizin jedoch bleibt die Vorbeugung, auch wenn altersbedingte Abnutzungserscheinungen der Bandscheiben kaum zu verhindern sind. Am Arbeitsplatz sollten Stühle, Tische, Tastatur und Zubehör ergonomische Vorgaben berücksichtigen. In der Freizeit spielen rückengerechte Schuhe oder Fahrräder eine Rolle.
Autor:Ratgeber-Redaktion aus Mitte |
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