Bei Verstopfung nur kurzzeitig zu Abführmitteln greifen

Verdauungsprobleme sind weit verbreitet - Frauen leiden besonders häufig an Verstopfung. | Foto: Mascha Brichta
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Schätzungen zufolge leiden mindestens 5 bis 6 Prozent der Bevölkerung an Verstopfung. Überwiegend betroffen sind Frauen. Abführmittel wirken bei ihnen oft nicht mehr: Wer regelmäßig welche nimmt, um seine Darmtätigkeit anzuregen, gewöhnt seinen Körper mit der Zeit daran.

"Der Darm wird dann immer träger und das Absetzen wird immer schwieriger", sagt Hans-Michael Mühlenfeld vom Deutschen Hausärzteverband. Das heißt: Wer unter chronischer Darmträgheit, also Verstopfung, leidet, löst sein Problem nicht, indem er immer mehr Abführmittel nimmt.Bei älteren Menschen tragen auch Stoffwechselstörungen wie Diabetes oder bestimmte Medikamente zu den Beschwerden bei. "Blutdrucksenker wie Betablocker wirken sich auf den Stuhlgang aus", nennt Dietrich Hüppe vom Berufsverbands Niedergelassener Gastroenterologen ein Beispiel. Parkinson-Medikamente und morphiumhaltige Arzneien könnten die Magen-Darm-Tätigkeit ebenfalls bremsen. Bei jüngeren Menschen sei es eher ein Reizdarmsyndrom, bei dem sich Verstopfungen mit Durchfällen abwechseln, oder eine sogenannte generalisierte Darmträgheit, die auf einer Nervenstörung beruht.

Länger als zwei bis drei Wochen sollten Abführmittel nicht angewendet werden. Wer meint, er müsse dauerhaft Abführmittel nehmen, weil er sonst nie auf die Toilette kommt, sollte sich aber an einen Arzt wenden. "Bei denjenigen, die Abführmittel hoch dosiert brauchen, findet man oft eine Störung im Nervensystem des Darms", erläutert Christian Pehl, Vorstand der Deutschen Gesellschaft für Neurogastroenterologie und Motilität. Die Nervenstörung sei Ursache, nicht Folge des Abführmittelbedarfs.

In vielen chronischen Fällen raten Ärzte zunächst, den Ballaststoffanteil an der Ernährung etwa durch Vollkornprodukte zu erhöhen - "wenn man es verträgt", sagt Hüppe. Flüssiger, weicher und daher besser auszuscheiden werde der Stuhl auch durch die ergänzende Einnahme von Ballaststoffen wie Weizenkleie oder Flohsamen. Synthetisch hergestellte Ballaststoffe aus der Apotheke sind eine weitere Option. "Der Körper nimmt sie nicht auf, sie bleiben im Darm und halten dort Wasser - der Darm hat zu tun", erläutert Mühlenfeld. Das trainiere den Verdauungstrakt, der ein Muskelschlauch sei. Und ein Muskel, der nicht bewegt wird, verkümmere.

In akuten Fällen setzt der Hausarzt auch auf sogenannte Laxanzien, das sind Medikamente, die die Beweglichkeit des Darms fördern. Rizinusöl, das Wasser im Darm hält, gasbildende Zäpfchen, die einen Stuhlpfropfen im Darm lösen sollen, und Einläufe sind weitere Methoden. Grundsätzlich gelte: Je länger die Verstopfung anhält, desto eher stecke eine ernste Erkrankung dahinter, sagt Mühlenfeld. Dickdarmkrebs zum Beispiel kann sich so bemerkbar machen.

dpa-Magazin / mag
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Ratgeber-Redaktion aus Mitte

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