Depressionen im Alter
Beratung und Therapie können auch bei Pflegebedarf helfen

Traumatische Erlebnisse können bei der Entstehung von Depression im Alter eine Rolle spielen. Eine psychologische Unterstützung kann für Betroffene hilfreich sein. | Foto: geralt/pixabay
  • Traumatische Erlebnisse können bei der Entstehung von Depression im Alter eine Rolle spielen. Eine psychologische Unterstützung kann für Betroffene hilfreich sein.
  • Foto: geralt/pixabay
  • hochgeladen von Ratgeber-Redaktion

Wenn ältere Menschen unter Depression leiden, dann handelt es sich nicht um "normales Altern", sondern um eine ernstzunehmende Erkrankung. Entgegen aller Vorurteile sind psychologische Beratung und Therapie auch bei älteren, pflegebedürftigen Menschen und ihren Angehörigen hilfreich.

Im Alltag auf die Hilfe von anderen angewiesen zu sein, stellt neben einer großen finanziellen auch eine emotionale Herausforderung im Alter und besonders bei Pflegebedarf dar. Betroffene haben oft das Gefühl, nichts mehr leisten zu können, fühlen sich wertlos oder schuldig und ziehen sich zurück. Die Folge kann eine depressive Erkrankung sein, welche auch durch andere im Alter häufige Erkrankungen mitverursacht sein kann. Weit zurückliegende traumatische Erfahrungen können zudem bei der Entstehung von Depression eine Rolle spielen.

Depression drückt sich häufig in Antriebslosigkeit, Interessenverlust und Lebensüberdruss aus. Wenn Angehörige depressive Stimmung bei den Betroffenen bemerken, wollen sie in der Regel helfen und verfallen dabei nicht selten in überfürsorgliches Verhalten und vorschnelles Erteilen von Ratschlägen. „Dies ist problematisch, weil die Betroffenen dadurch den Eindruck bekommen, nichts mehr allein bewältigen zu können“, sagt Eva-Marie Kessler, Professorin für Gerontopsychologie an der MSB Medical School Berlin.

Über den Kopf hinweg Entscheidungen zu treffen, ohne die Betroffenen mit einzubeziehen, führt dazu, dass die Unterstützung von Angehörigen und Freunden eher als Kritik verstanden und als Belastung erlebt wird. „Statt den Betroffenen vorschnell Aufgaben abzunehmen, sollte man ihr Bedürfnis nach Autonomie anerkennen und sie in ihren Fähigkeiten bekräftigen. Dies stärkt neben den körperlichen Fähigkeiten auch das Selbstwertgefühl, da die Betroffenen erkennen, dass sie trotz ihrer Einschränkungen aktiv etwas beitragen und ihren Alltag gestalten können", rät Kessler. Auch das Appellieren an den Willen der Erkrankten erzeugt Schuldgefühle und den Eindruck, versagt zu haben, und sollte daher vermieden werden. Angehörige sollten Betroffene auch schon für kleine Fortschritte loben. Hilfreich ist auch, gemeinsame Aktivitäten im häuslichen Umfeld vorzuschlagen. Auf Lebenserfahrungen und daraus erworbenen Einsichten und Meinungen angesprochen zu werden, stärkt bei Betroffenen das Selbstwertgefühl und ihr Wohlbefinden.

„Depression ist kein Zeichen von Unfähigkeit oder Schwäche“, weiß Kessler. „Denken Sie nicht ‚Das muss ich schon allein schaffen‘, sondern sprechen Sie über Ihre Stimmungslage – allen voran mit ihrem Hausarzt und mit Familienangehörigen, Pflegekräften und Freunden.“ Betroffene sollten an positiven Routinen und dem Austausch mit anderen festhalten, auch wenn sie erst einmal keine Motivation dazu verspüren. Trotz eingeschränkter Selbständigkeit kann man auch bei Pflegebedarf versuchen, möglichst selbstbestimmt zu leben.

Entgegen der Annahme "Das lohnt sich doch nicht mehr!" ist Unterstützung durch psychologische Beratung und Therapie auch bei sehr alten, pflegebedürftigen Menschen mit Depression hilfreich. Dabei können Psychotherapeuten Betroffene dabei zu unterstützen, ihre Selbständigkeit weiter aufrecht zu erhaltwww. psy-care.deen und praktische Lösungen im Alltag zu finden. In Berlin läuft seit Beginn des Jahres die Versorgungsinitiative PSY-CARE unter Leitung der MSB Medical School Berlin und unter wissenschaftlicher Begleitung der Charité, welche die schlechte Versorgungssituation Betroffener verbessern möchte. Eva-Marie Kessler: „Wir haben ein Netzwerk Psychotherapeutinnen und -therapeuten in Berlin aufgebaut, die für ältere pflegebedürftige Menschen mit Depression und ihre Angehörigen psychologische Unterstützung bieten.“ RR

Informationen über PSY-CARE auf www.psy-care.de und unter Telefon 76 68 37 58 38.

Autor:

Ratgeber-Redaktion aus Mitte

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

Folgen Sie diesem Profil als Erste/r

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

WirtschaftAnzeige
Das Team von Optik an der Zeile freut sich auf Ihren Besuch. | Foto: privat

Optik an der Zeile
16. Brillenmesse vom 5. bis 7. Dezember 2024

40 Jahre Augenoptik-Tradition im Märkischen Viertel, das feiern wir immer noch in diesem Jahr 2024. Feiern Sie mit uns und profitieren Sie von unseren Jubiläumsangeboten. Kommen Sie zu uns und staunen Sie über die Vielfalt der Angebote. Anlässlich unserer 16. Brillenmesse vom 5. bis 7. Dezember 2024 bieten wir Ihnen die gesamte Kollektion namhafter Designer. Sie können aus einer riesigen Auswahl Ihre Brille finden. Mit vielen schönen Brillengestellen und den Brillengläsern von Essilor und...

  • Märkisches Viertel
  • 13.11.24
  • 381× gelesen
KulturAnzeige
Blick in die Ausstellung über den Palast der Republik. | Foto: David von Becker
2 Bilder

Geschichte zum Anfassen
Die Ausstellung "Hin und weg" im Humboldt Forum

Im Humboldt Forum wird seit Mai die Sonderausstellung „Hin und weg. Der Palast der Republik ist Gegenwart“ gezeigt. Auf rund 1.300 Quadratmetern erwacht die Geschichte des berühmten Palastes der Republik zum Leben – von seiner Errichtung in den 1970er-Jahren bis zu seinem Abriss 2008. Objekte aus dem Palast, wie Fragmente der Skulptur „Gläserne Blume“, das Gemälde „Die Rote Fahne“ von Willi Sitte, Zeichnungen und Fotos erzählen von der damaligen Zeit. Zahlreiche Audio- und Videointerviews geben...

  • Mitte
  • 08.11.24
  • 680× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Wie Sie Rückenschmerzen durch fortschrittliche Behandlungskonzepte in den Griff bekommen, erfahren Sie am 3. Dezember. | Foto: Caritas-Klinik Dominikus

Ihre Optionen bei Beschwerden
Moderne Therapien an der Lendenwirbelsäule

Um "Moderne Therapien an der Lendenwirbelsäule – Ihre Optionen bei Beschwerden" geht es beim Patienteninformationsabend am Dienstag, 3. Dezember. Rückenschmerzen, Ischias-Beschwerden und Bewegungseinschränkungen im Bereich der Lendenwirbelsäule gehören zu den häufigsten orthopädischen Problemen. An diesem Infoabend erhalten Sie Einblicke in aktuelle Therapiemöglichkeiten und fortschrittliche Behandlungskonzepte. Unser Wirbelsäulenspezialist Tim Rumler-von Rüden erklärt, wie moderne Technologien...

  • Reinickendorf
  • 07.11.24
  • 655× gelesen
  • 1
WirtschaftAnzeige
Für rund 105.000 Haushalte im Bezirk Lichtenberg baut die Telekom Glasfaserleitungen aus. | Foto: Telekom
2 Bilder

Telekom macht's möglich
Schnelles Glasfasernetz für Lichtenberg

Aktuell laufen die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes im Bezirk Lichtenberg auf Hochtouren. Damit können rund 105.000 Haushalte und Unternehmen in Alt-Hohenschönhausen, Fennpfuhl, Friedrichsfelde, Karlshorst, Lichtenberg und Rummelsburg einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Schnell sein lohnt sich Wer jetzt einen Glasfaser-Tarif bei der Telekom beauftragt, gehört...

  • Bezirk Lichtenberg
  • 30.10.24
  • 1.065× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.