Entspannung ist beim Meditieren nur ein Nebeneffekt

Beim Meditieren geht es darum, den Geist an einer Stelle zu halten, indem man sich zum Beispiel auf den Atem konzentriert. | Foto: Franziska Koark
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Sport ist nicht jedermanns Sache, der auf andere Gedanken kommen oder vom Alltag abschalten will. Manch einer wendet sich lieber dem Buddhismus zu, der für viele Europäer mehr Lebensphilosophie als Religion ist. Meditation spielt dabei eine zentrale Rolle.

Eine buddhistische Praxis, auf die Stressforscher und Therapeuten verstärkt ihren Blick richten, ist die Achtsamkeitsmeditation. Das Training der Achtsamkeit sei Bestandteil aller Denkschulen, erklärt Nadia Wyder vom buddhistischen Zentrum in Berlin. "Wir hören meist ein inneres Geschwätz, das wir gar nicht bewusst wahrnehmen." Bei der Meditation gehe es darum, den Geist an einer Stelle zu halten, indem man sich zum Beispiel auf den Atem konzentriert. "So einfach es klingt, so schwierig ist es."Der Meditierende durchläuft vier Phasen: fokussieren, abdriften, das Abdriften bemerken, refokussieren. Dadurch lernt er mit der Zeit, Abstand zu schlechten Gefühlen zu bekommen. "Man versteht, dass alle Gefühle vergänglich sind", sagt Wyder.

Achtsamkeitsmeditation interessiert auch Ulrich Ott vom Bender Institute of Neuroimaging an der Universität Gießen. "Dazu ist die Forschung in den letzten Jahren extrem angestiegen." Das klinische Meditationsverfahren MBSR sei inzwischen weit verbreitet. "Es ist aus der buddhistischen Tradition abgeleitet, aber weltanschaulich neutral."

Kleine Flammen löschen

Meditation ist nicht nur ein Weg, um Stress abzubauen - sie beugt vor allem dem hausgemachten Stress vor. "Meditation lehrt, das Abdriften hin zu bestimmten Gedanken zu bemerken und mit Gleichmut zu reagieren, das Gefühl loszulassen", erklärt Ott. "Es ist so, als würden Sie nach und nach kleine Flammen löschen, die in Ihnen auflodern möchten." Es entstehe quasi eine Lücke zwischen Reiz und Reaktion. "Sie fühlen genauer, was in Ihnen vorgeht, nur haben Sie die Freiheit, nicht unbewusst zu reagieren." Es gehe letztlich um persönliches Glück. "Das Leben wird einfacher." Überhaupt an diesen Punkt zu gelangen, klingt erst einmal mühsam. "Das Ziel der Meditation ist nicht Entspannung, sondern Befreiung und Erleuchtung", sagt Buddhistin Wyder. "Aber durch die Arbeit mit dem Geist wird man entspannter, und das wirkt sich natürlich auf den Körper aus." Der Buddhismus inspiriert damit auch andere Fachgebiete.

"Buddhistische Meditationsformen geben über Achtsamkeit wichtige Impulse in Richtung der Entspannungsverfahren und Psychotherapie", sagt Björn Husmann von der Deutschen Gesellschaft für Entspannungsverfahren. Autogenes Training oder Progressive Relaxation seien deshalb in den vergangenen Jahren scheinbar etwas in den Hintergrund gerückt, hat der Psychotherapeut beobachtet.

"Die offene Frage ist, wie sich die Erfahrung, dass das Selbst und die Welt nicht getrennt sind, auf das Gehirn auswirkt", erklärt Forscher Ott. Bei tibetischen Mönchen aus dem Umfeld des Dalai Lama hätten Forscher Hirnströme in einem hohen Frequenzbereich gemessen, die in dieser Stärke zuvor noch nicht beobachtet worden seien. "Aber was Erleuchtungszustände sind, muss erst noch erforscht werden."

Tipps der Deutsche Gesellschaft für Entspannungsverfahren unter www.dg-e.de.
dpa-Magazin / mag
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Ratgeber-Redaktion aus Mitte

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