Nach einem Suizid: Angehörige quälen häufig Schuldgefühle

Nach einem Suizid in der Familie kämpfen Hinterbliebene oft mit Schuldfragen. | Foto: Franziska Gabbert
  • Nach einem Suizid in der Familie kämpfen Hinterbliebene oft mit Schuldfragen.
  • Foto: Franziska Gabbert
  • hochgeladen von Ratgeber-Redaktion

Über Todesfälle spricht niemand gerne. Noch mehr trifft das bei einem Suizid zu. Niemand kann mit einer Selbsttötung rechnen. Deshalb trifft Angehörige der Schock meist genauso heftig, wie bei einem Unfall oder plötzlichen Herzinfarkt, sagt Hans Doll, Geschäftsführer der Suizid-Beratungsstelle Die Arche in München.

Nach dem ersten Schock sind die Hinterbliebenen oft ungläubig: "Sie können es nicht fassen und brauchen handfeste Beweise." Die besonderen Todesumstände lösen die Suche nach Anzeichen aus, erklärt Doll: "Angehörige stellen sich die Schuldfrage: Habe ich etwas übersehen, habe ich etwas versäumt?"

Oft geben sich Hinterbliebene selbst die Schuld, erklärt Elisabeth Brockmann vom Verein Angehörige um Suizid. Oder sie übertragen diese auf Kollegen oder Therapeuten, die engeren Kontakt zu dem Verstorbenen hatten. Nicht zuletzt geben Angehörige auch dem Toten selbst die Schuld: Warum hat er sich nicht helfen lassen?

Laut Renata Bauer-Mehren vom Münchner Institut für Trauerpädagogik empfinden Hinterbliebene den Suizid oft als Aggression ihnen gegenüber. Hier müssten Angehörige akzeptieren, dass Suizidgefährdete einen Tunnelblick haben: "Sie denken an gar nichts, außer an das Ende."

Die Trauerarbeit nach einem Suizid teilt Doll in zwei Phasen: Zunächst müssten die Hinterbliebenen akzeptieren, dass sie die Gründe für den Suizid nie ganz klären können. "Anschließend kann die Trauer um den Verlust in den Vordergrund rücken." Diese Phasen müssen nicht nacheinander ablaufen, sie können sich auch zyklisch wiederholen.

Ein erster Schritt sei, nicht im Schema von Ursache und Wirkung zu verharren: "Es gibt nicht die eine Ursache, sondern mehrere. Oft gibt es eine Vorgeschichte, was im Leben alles nicht geglückt ist."

Gegenüber anderen versuchen Angehörige, die Todesursache zu verheimlichen. "Angehörige sind scheu, weil sie eine äußere Schuldzuweisung befürchten", sagt Doll. Er rät allerdings, zu dem Suizid zu stehen. Leugnen behindere den Trauerprozess.

Mit einem Suizid umzugehen, fällt aber nicht nur Angehörigen schwer. Auch Außenstehende wissen nicht, wie sie reagieren sollen. "Trösten ist schwierig, mitaushalten ist besser", erklärt Brockmann. Freunde oder Bekannte können da sein und zuhören. mag

Autor:

Ratgeber-Redaktion aus Mitte

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

Folgen Sie diesem Profil als Erste/r

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

Gesundheit und MedizinAnzeige
Schonende Verfahren für Ihre Rückengesundheit werden am 19. März vorgestellt. | Foto: Caritas-Klinik Dominikus

Informationen für Patienten
Minimal-Invasive Wirbelsäulenchirurgie

Leiden Sie unter anhaltenden Rückenschmerzen oder Wirbelsäulenbeschwerden? Moderne minimal-invasive Operationsverfahren ermöglichen eine schonendere Behandlung mit schnelleren Genesungszeiten. Erfahren Sie mehr über innovative Therapiemöglichkeiten bei unserem Infoabend mit Dr. (Univ. Kermanshah) Kamran Yawari, Teamchefarzt des Caritas Wirbelsäulenzentrums. In seinem Vortrag erläutert er die Vorteile minimal-invasiver Wirbelsäulenchirurgie und zeigt auf, wann und für wen diese Methoden sinnvoll...

  • Reinickendorf
  • 18.02.25
  • 265× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Erfahren Sie, welche proktologischen Erkrankungen häufig auftreten, welche Untersuchungsmethoden es gibt und wie moderne Behandlungsmöglichkeiten helfen können.  | Foto: pixel-shot.com, Leonid Yastremskiy

Proktologie: Ende gut, alles gut!

Unser Darm ist mit seinen 5 bis 7 Metern Länge ein wahres Wunderwerk unseres Körpers. Doch wenn es am Ende des Darms zu Erkrankungen kommt, kann das die Lebensqualität erheblich beeinträchtigen – auch wenn man es nicht sieht. Aus Scham werden diese Probleme oft verschwiegen, dabei gibt es in den meisten Fällen gute Behandlungsmöglichkeiten. Wir laden Sie herzlich zu unserem Informationsabend ein! Erfahren Sie, welche proktologischen Erkrankungen häufig auftreten, welche Untersuchungsmethoden es...

  • Reinickendorf
  • 19.02.25
  • 227× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Gallensteine sind ein häufiges, aber oft unterschätztes Gesundheitsproblem.  | Foto: Caritas-Klinik Dominikus

Patienten fragen
Steine in der Gallenblase – was nun?

Gallensteine sind ein häufiges, aber oft unterschätztes Gesundheitsproblem. Etwa jede fünfte Person in Europa ist betroffen, und fast die Hälfte entwickelt im Laufe des Lebens Beschwerden. Diese äußern sich meist in Form von wiederkehrenden Schmerzen, insbesondere im rechten Oberbauch. In einigen Fällen können Gallensteine zu ernsthaften Komplikationen wie einer Entzündung der Gallenblase führen. Die bevorzugte Therapie bei Beschwerden ist die operative Entfernung der Gallenblase – in der Regel...

  • Reinickendorf
  • 12.02.25
  • 613× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Informieren Sie sich über Intensivmedizin. | Foto: 2022 Tomasz Kuzminski

Infoabend am 11. Februar
Grenzen und Möglichkeiten der Intensivmedizin

Die Intensivmedizin hat erstaunliche Fortschritte gemacht und bietet schwerstkranken Patienten Überlebenschancen, die früher undenkbar waren. Doch wo liegen die Grenzen dieser Hochleistungsmedizin? Welche technischen, personellen und ethischen Herausforderungen gibt es? Besuchen Sie unseren Infoabend mit Priv.-Doz. Dr. Stephan Kurz und erfahren Sie, wie intensivmedizinische Maßnahmen Leben retten, aber auch komplexe Entscheidungen erfordern. Was geschieht, wenn Therapieoptionen ausgeschöpft...

  • Reinickendorf
  • 29.01.25
  • 1.203× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.