Verletzungen aus der Kindheit heilen

Den Eltern verzeihen: Einen anderen Weg gibt es nicht, um mit negativen Dingen in seiner Kindheit abzuschließen. | Foto: Silvia Marks
  • Den Eltern verzeihen: Einen anderen Weg gibt es nicht, um mit negativen Dingen in seiner Kindheit abzuschließen.
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Ungeduldig, leicht verletzbar oder gierig: Viele Verhaltensweisen von Erwachsenen haben ihren Ursprung in der Kindheit. Mutter und Vater hatten vielleicht nicht genug Zeit, waren ungerecht oder gaben dem Kind nicht genug Liebe. Um Dinge in der Gegenwart aufarbeiten zu können, müssen Erwachsene sich aber erst einmal ihrer Vergangenheit stellen.

Hilfreich kann es dafür sein, Vater oder Mutter einen Brief zu schreiben, den man jedoch nicht abschicken sollte, sagt Bertold Ulsamer. Er arbeitet in Freiburg als Psychotherapeut. Das Aufschreiben hilft, sich selbst einzugestehen, dass man in der Kindheit verletzt wurde. Nur wer zugibt, dass ein Erlebnis schlimm war, könne beginnen, die Situation klären.

Das direkte Gespräch mit Vater und Mutter ist nur selten möglich: "95 Prozent der Eltern schaffen das nicht", sagt Ulsamer. Wenn es dennoch zu einer Aussprache kommen sollte, passiert das am besten in einem liebevollen Rahmen. Kinder sollten versuchen, den Eltern keine Vorwürfe zu machen. Es gehe nicht um Schuldzuweisungen. Ziel des Gesprächs ist es, das Verhältnis zu Vater und Mutter zu verbessern.

Verhaltenstherapeutin Annika Gieselmann betont, dass die direkte Konfrontation mit den Eltern bei der Aufarbeitung von negativen Kindheitserlebnissen nicht die wichtigste Rolle spiele. Häufig habe man ein festes Bild von den Eltern im Kopf. Entscheidend sei, sich mit diesem inneren Bild auszusöhnen.

Ulsamer rät, sich aus der Perspektive des Erwachsenen anzuschauen, wie das Leben der Eltern ablief, wie ihre Kindheit war, welche Schicksalsschläge sie vielleicht zu verkraften hatten. Wer seine Eltern nicht wie ein Kind als übergeordnete Instanz betrachte, sondern wie ein Freund oder Kollege, könne leichter Verständnis für ihr Verhalten aufbringen und vergeben. Auch Ähnlichkeiten könnten verbinden. Sich einzugestehen, den Eltern doch ähnlicher zu sein, als man dachte, gehört zum Erwachsenwerden dazu.

Ob die Eltern noch leben oder bereits gestorben sind, spielt Ulsamer zufolge für diese Aussöhnung keine Rolle. Auch wenn Vater und Mutter nicht mehr leben, sei es wichtig, Frieden mit ihnen zu schließen.

Es sei gut, sich auszutauschen und zu erfahren, dass man mit seinem Problem nicht allein ist. Wer eine Gruppe sucht, kann sich an Nakos wenden: die Nationale Kontakt- und Informationsstelle zur Anregung und Unterstützung von Selbsthilfegruppen.

Ist dort keine passende Gruppe registriert, empfiehlt Svenja Jantje Speckin, selbst eine solche Gesprächsrunde zu gründen. Sie ist Selbsthilfeberaterin bei Kiss, den Kontakt- und Informationsstellen für Selbsthilfegruppen in Hamburg. Wer das Thema der Gruppe genau definieren kann, dem helfe die Kontaktstelle, weitere Mitglieder zu finden.

Literatur: Bertold Ulsamer: "Inneren Frieden finden mit den Eltern - Sieben Schritte zur Versöhnung", Kösel, 96 Seiten, 19,99 Euro, ISBN: 9783466309979.
Dpa-Magazin / mag
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Ratgeber-Redaktion aus Mitte

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