Vernarbte Organe: Fibrosen entstehen durch chronische Schädigungen

Prof. Christian Trautwein vom Universitätsklinikum Aachen ist der Sprecher des bundesweit einzigen Sonderforschungsbereichs zu Organfibrosen. | Foto: Uniklinik RWTH Aachen
2Bilder
  • Prof. Christian Trautwein vom Universitätsklinikum Aachen ist der Sprecher des bundesweit einzigen Sonderforschungsbereichs zu Organfibrosen.
  • Foto: Uniklinik RWTH Aachen
  • hochgeladen von Ratgeber-Redaktion

Hoher Blutzucker, Bluthochdruck oder Allergien können Schäden an Organen auslösen. Auch ein hoher Alkoholspiegel, eine Infektion wie Hepatitis C oder eine chronische Entzündung können mit der Zeit für die Vernarbung von Organen sorgen. Diesen unerwünschten Bindegewebszuwachs nennt man Fibrose.

Eine Krankheit ist das genaugenommen nicht. "Eine Fibrose ist ein Prozess, der bei vielen Krankheiten auftritt und die Organe so verändert, dass sie nicht mehr richtig arbeiten können", erklärt Prof. Ulrich R. Fölsch. Er ist Generalsekretär der Deutschen Gesellschaft für Innere Medizin (DGIM). Auslöser sind chronische Schädigungen.

Als Reaktion auf die Schädigung wird in den Bindegewebszellen vermehrt Kollagen gebildet. Kollagen bildet im Körper den Kitt zwischen den Zellen. Nimmt er überhand, können die Zellen nicht mehr richtig miteinander kommunizieren, keine Stoffwechselprodukte mehr tauschen und ihre Aufgaben nicht mehr erledigen.

Betroffen davon sind Organe wie Leber, Niere, Lunge, Bauchspeicheldrüse, aber auch Haut, Auge, Knochenmark oder Herzmuskel. "Auch die Herzschwäche im Alter ist eine Folge der Erschöpfung des Muskels und fibrotischer Prozesse", sagt Fölsch. Eine Krankheit wie die Arteriosklerose gehört ebenso zu den sogenannten fibrotischen Vorgängen.

Dass die meisten Menschen bislang kaum von Organfibrosen gehört haben, hat einen einfachen Grund: Die Erkrankungen werden meist anders genannt. Wenn Nieren an einem Bluthochdruck- oder einem Diabetesschaden zugrunde gehen, heißt das in der Fachsprache hypertensive oder diabetische Nephropathie. Korrekter wäre eigentlich: Nierenfibrose.

Prinzipiell kann dieser Prozess aber auch umgekehrt werden: "Das ist das Schöne: Das System ist plastisch. Wenn man etwa bei der Leber den Alkohol als chronischen Reiz wegnimmt, bilden sich die Vernarbungen zurück", sagt Trautwein vom Universitätsklinikum Aachen. Er ist Sprecher des bundesweit einzigen Sonderforschungsbereichs zu Organfibrosen. Erst wenn der "Point of no return" überschritten ist, bleibt die Vernarbung – und als letzte Therapieoption meist nur die Transplantation des Organs.

Ein großes Problem bei der Suche nach einer geeigneten Therapie: Fibrosen haben einen biologischen Sinn. "Das sind eigentlich Heilungsvorgänge. Wenn man die mit Medikamenten hemmt, nimmt man sehr viele Nebenwirkungen in Kauf", sagt Christian Kurts. Bis wirksame Therapien tatsächlich die klinische Praxis erreichen, setzen Mediziner daher vor allem auf Prävention: "Chronische Entzündungen sollten grundsätzlich nicht auf die leichte Schulter genommen werden", warnt Fölsch.

dpa-Magazin / mag
Prof. Christian Trautwein vom Universitätsklinikum Aachen ist der Sprecher des bundesweit einzigen Sonderforschungsbereichs zu Organfibrosen. | Foto: Uniklinik RWTH Aachen
Fibrosen verändern die Organe im Körper so, dass sie nicht mehr richtig arbeiten können. | Foto: Science Photo Library
Autor:

Ratgeber-Redaktion aus Mitte

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

Folgen Sie diesem Profil als Erste/r

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

WirtschaftAnzeige
Das Team von Optik an der Zeile freut sich auf Ihren Besuch. | Foto: privat

Optik an der Zeile
16. Brillenmesse vom 5. bis 7. Dezember 2024

40 Jahre Augenoptik-Tradition im Märkischen Viertel, das feiern wir immer noch in diesem Jahr 2024. Feiern Sie mit uns und profitieren Sie von unseren Jubiläumsangeboten. Kommen Sie zu uns und staunen Sie über die Vielfalt der Angebote. Anlässlich unserer 16. Brillenmesse vom 5. bis 7. Dezember 2024 bieten wir Ihnen die gesamte Kollektion namhafter Designer. Sie können aus einer riesigen Auswahl Ihre Brille finden. Mit vielen schönen Brillengestellen und den Brillengläsern von Essilor und...

  • Märkisches Viertel
  • 13.11.24
  • 558× gelesen
KulturAnzeige
Blick in die Ausstellung über den Palast der Republik. | Foto: David von Becker
2 Bilder

Geschichte zum Anfassen
Die Ausstellung "Hin und weg" im Humboldt Forum

Im Humboldt Forum wird seit Mai die Sonderausstellung „Hin und weg. Der Palast der Republik ist Gegenwart“ gezeigt. Auf rund 1.300 Quadratmetern erwacht die Geschichte des berühmten Palastes der Republik zum Leben – von seiner Errichtung in den 1970er-Jahren bis zu seinem Abriss 2008. Objekte aus dem Palast, wie Fragmente der Skulptur „Gläserne Blume“, das Gemälde „Die Rote Fahne“ von Willi Sitte, Zeichnungen und Fotos erzählen von der damaligen Zeit. Zahlreiche Audio- und Videointerviews geben...

  • Mitte
  • 08.11.24
  • 844× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Wie Sie Rückenschmerzen durch fortschrittliche Behandlungskonzepte in den Griff bekommen, erfahren Sie am 3. Dezember. | Foto: Caritas-Klinik Dominikus

Ihre Optionen bei Beschwerden
Moderne Therapien an der Lendenwirbelsäule

Um "Moderne Therapien an der Lendenwirbelsäule – Ihre Optionen bei Beschwerden" geht es beim Patienteninformationsabend am Dienstag, 3. Dezember. Rückenschmerzen, Ischias-Beschwerden und Bewegungseinschränkungen im Bereich der Lendenwirbelsäule gehören zu den häufigsten orthopädischen Problemen. An diesem Infoabend erhalten Sie Einblicke in aktuelle Therapiemöglichkeiten und fortschrittliche Behandlungskonzepte. Unser Wirbelsäulenspezialist Tim Rumler-von Rüden erklärt, wie moderne Technologien...

  • Reinickendorf
  • 07.11.24
  • 821× gelesen
  • 1
WirtschaftAnzeige
Für rund 105.000 Haushalte im Bezirk Lichtenberg baut die Telekom Glasfaserleitungen aus. | Foto: Telekom
2 Bilder

Telekom macht's möglich
Schnelles Glasfasernetz für Lichtenberg

Aktuell laufen die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes im Bezirk Lichtenberg auf Hochtouren. Damit können rund 105.000 Haushalte und Unternehmen in Alt-Hohenschönhausen, Fennpfuhl, Friedrichsfelde, Karlshorst, Lichtenberg und Rummelsburg einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Schnell sein lohnt sich Wer jetzt einen Glasfaser-Tarif bei der Telekom beauftragt, gehört...

  • Bezirk Lichtenberg
  • 30.10.24
  • 1.200× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.