KARDIOLOGIE
Wenn das Herz aus dem Takt gerät: Vorhofflimmern gehört zu den häufigsten Herzrhythmusstörungen
Bei jedem Herzschlag pumpt das Herz etwa 70 Milliliter Blut in die Adern. Bei einem Puls von 70 Schlägen pro Minute sind das 294 Liter in einer Stunde und über 2,6 Millionen Liter im Jahr. Bei einem 75-Jährigen hat das Herz bereits etwa 195 Millionen Liter Blut gepumpt und 2,7 Milliarden Mal geschlagen. Zum Vergleich: Welche elektrische Wasserpumpe arbeitet über sieben Jahrzehnte wartungsfrei?
Ein normaler Puls liegt zwischen 60 und 100 Schlägen pro Minute. Schlägt das Herz mit unter 40 Schlägen pro Minute zu langsam oder leiden die Menschen unter Herzstolpern, Herzrasen oder unregelmäßigem Puls, werden diese Symptome als Herzrhythmusstörungen bezeichnet. In vielen Fällen sind Leistungsabfall und Müdigkeit zu spüren, oft berichten die Patienten auch über Herzrasen, Schwindel, Luftnot oder dicke Beine, aber auch über häufigen Harndrang. Allerdings hat ein Teil der Betroffenen überhaupt keine Krankheitserscheinungen. Eine Untersuchung beim Hausarzt bringt schnell Klarheit – und es kann gegebenenfalls eine Behandlung eingeleitet werden.
Etwa zwei Millionen Menschen leiden in Deutschland unter dem sogenannten Vorhofflimmern. „Das ist eine häufige und verbreitete Herzrhythmusstörung“, meint Dr. Aischa Nitardy. Meistens beginnt das Vorhofflimmern spontan und endet von selbst nach weniger als sieben Tagen, manchmal sogar innerhalb von 24 Stunden. Hören die Herzrhythmusstörungen nicht mehr von selbst auf, spricht man vom anhaltenden Vorhofflimmern. „Verantwortlich für diesen oft viel zu hohen und unregelmäßigen Puls sind Verwirbelungen im Vorhof“, erklärt die Kardiologin und Oberärztin am St. Marien-Krankenhaus in Berlin-Lankwitz. Eine effektive Pumpfunktion des Herzens ist hier nicht mehr gewährleistet. Ernste Komplikationen des Vorhofflimmerns können Schlaganfall und Herzschwäche sein.
Vorhofflimmern kann zwar ohne erkennbare Ursache auftreten, jedoch begünstigt eine Vielzahl häufiger Erkrankungen wie Bluthochdruck, Diabetes, Herzmuskelschwäche (Herzinsuffizienz) oder eine koronare Herzerkrankung das Auftreten von Vorhofflimmern. Deshalb sollten diese begünstigenden Erkrankungen und Risikofaktoren rechtzeitig und konsequent behandelt werden.
Die Medizinerin macht den Patienten dabei Mut. Es gibt mehrere Therapiemöglichkeiten, die jede für sich gute Erfolgsaussichten bietet. So kann der Rhythmus durch Medikamente wieder in den richtigen Takt gebracht werden. Das Vorhofflimmern kann auch mittels Kardioversion beendet werden, das ist eine Stromstoßtherapie unter Kurznarkose. Außerdem können mithilfe eines Spezialkatheters verschiedene Orte auf der Herzinnenseite, die für die Rhythmusstörungen verantwortlich sind, durch Hochfrequenzstrom verödet werden. Bei diesem Eingriff werden meist mehrere Katheter von der Leiste aus unter Röntgen-Durchleuchtung ins Herz vorgeschoben.
Dr. Nitardy rät, wachsam auf das eigene Herz zu achten und zum Arzt zu gehen, sobald etwas nicht in Ordnung scheint. Ein EKG beim Hausarzt hilft dann weiter. Über ein Blutdruckmessgerät kann jeder selbst kontrollieren, ob der Puls zu schnell oder unregelmäßig ist.
Der Vollständigkeit halber sei erwähnt, dass bei einem zu langsamen Puls unter 50 Schlägen pro Minute ein Herzschrittmacher wieder für einen normalen Herzschlag sorgen kann.
Das Spannendste an der Kardiologie und den Herzrhythmusstörungen ist, dass man den Erfolg bei den Patienten häufig sofort sieht. „Die Menschen sind nach einer erfolgreichen Therapie wieder glücklich, erlangen schnell ihre körperliche Leistungsfähigkeit zurück. Sie haben wieder die Kraft, um zum Beispiel Treppen zu steigen und ihren Alltag gut zu meistern“, freut sich die Kardiologin Dr. Aischa Nitardy.
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Autor:Jochen Mertens aus Mitte |
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