Wenn der Computer die Form der neuen Zähne berechnet
"Sitzt eine Krone nicht auf der Höhe wie zuvor der heile Zahn oder wackelt eine Brücke, so kann das Auswirkungen auf den ganzen Körper haben. Vor allem nachts verspannt man sich dann", sagt der Berliner Zahntechnikermeister Thomas Lüttke. Schlafstörungen und Rückenschmerzen sind häufige Folgen. Doch auch Migräne, Schwindel oder Tinitus können durch eine Fehlstellung im Kiefergelenk oder durch Zähneknirschen ausgelöst werden. In Deutschland leiden laut dem Dachverband Craniomandibuläre Dysfunktion vier Millionen Menschen unter derartigen Folgen.
Im Labor von Thomas Lüttke arbeiten die Zahntechniker deshalb mit höchster Präzision daran, dass sich neue, künstliche Zähne und Zahnteile möglichst genauso anfühlen wie die alten. Doch statt wie früher alles per Hand zu bearbeiten, können heute bei bestimmten Arten von Zahnersatz Computer und 3D-Kamera die ersten Arbeitsschritte übernehmen. Aus einem Zahnabdruck entsteht so per CAD-CAM-Technik ein digitales Modell, anhand dessen am PC neue passende Zähne konstruiert werden. Die Daten überträgt Lüttke an eine Fräse, die dann einen Rohling fertigt. Das geschieht bei ihm im Labor und auch bei einer externen Firma. Den Rohling bearbeitet Lüttke dann wiederum in Handarbeit und passt ihn auf dem Modell an das Gebiss des Patienten an - sowohl in der Funktion und Form als auch in der Farbe. "Zahnersatz muss individuell angepasst werden", sagt Lüttke und zeigt auf ein Gipsgebiss vor sich, bei dem er gerade eine fertige Krone ausprobiert. Das zeigt sich einerseits bei den Kosten und begründet für Lüttke, warum es kaum Sinn macht Zahnersatz im Ausland zu bestellen - auch wenn das für manch einen Patient günstiger sei. "Wie soll ich denn eine Krone oder eine ganze Prothese nacharbeiten, wenn Probleme auftauchen und ich in einem ganz anderen Land sitze wie der Patient?". Für ihn ist das eine Qualitätsfrage.
Lüttke kritisiert, dass die Krankenkassen seit Jahren immer mehr Kosten für Zahnersatz auf die Patienten abwälzen. Die Preise seien eigentlich stabil. Was sich ändert, sind die Zuzahlungen der gesetzlichen Krankenkassen. Diese garantieren jedem Patienten die sogenannte Regelversorgung, was so viel heißt wie, dass keiner mit Zahnlücken herumlaufen muss. Wen Metallkronen optisch stören oder Klammern zwischen den Zähnen, die eine Prothese halten, muss aus eigener Tasche draufzahlen und bekommt dann qualitativ höherwertigen Zahnersatz. In vielen Fällen lohne sich deshalb auch eine Zahnzusatzversicherung. Wer erfahren möchte, wo sein Zahnersatz herkommt, findet Hinweise dazu im Heil- und Kostenplan. Fehlt die Angabe, sollte man beim Zahnarzt nachfragen. Eine Erklärungshilfe dafür bietet die Initiative proDente im Internet, wenn man das Stichwort Heil- und Kostenplan in die Suche eingibt.
Autor:Jana Tashina Wörrle aus Charlottenburg |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.