Wenn die Wirbelsäule verformt ist: Bei Skoliose nicht hängen lassen

Bei einer Skoliose ist die Wirbelsäule dreidimensional verformt. Sie ist nicht nur gekrümmt, auch einzelne Wirbelkörper sind verdreht. | Foto: Johannes Flechtenmacher
  • Bei einer Skoliose ist die Wirbelsäule dreidimensional verformt. Sie ist nicht nur gekrümmt, auch einzelne Wirbelkörper sind verdreht.
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Skoliose ist eine dreidimensionale Verformung der Wirbelsäule. "Dreidimensional deshalb, weil die Wirbelsäule nicht nur gekrümmt ist, sondern die Wirbelkörper dazu auch noch verdreht sind", erläutert Johannes Flechtenmacher, Präsident des Berufsverbandes für Orthopädie und Unfallchirurgie (BVOU).

Deutliche Anzeichen sind ungleich stehende Schultern und ein schiefes Becken. Die Fehlstellung der Wirbelsäule entwickelt sich meist in der Pubertät. Je früher die Erkrankung erkannt wird, desto effektiver kann sie behandelt werden. Eltern sollten deshalb die körperliche Entwicklung ihres Kindes genau im Auge behalten, sagt Frauke Mecher vom Verband für Physiotherapie (ZVK).

Um Skoliose zu erkennen, lassen Eltern ihr Kind im Stand mit freien Oberkörper nach vorne beugen und achten dabei auf einseitige Verwölbungen der Rippen sowie seitliche Abweichungen der Wirbelsäule. Aufschluss gibt zunächst eine klinische Untersuchung. "Erst bei einem begründeten Verdacht wird geröntgt", sagt Flechtenmacher. Dabei wird dann die ganze Wirbelsäule samt Beckenkamm in den Fokus genommen. Wie stark die Skoliose ausgeprägt ist, misst der Cobb-Winkel. "Dafür ermittelt man im Röntgenbild die Winkel der am stärksten gekippten Wirbel", sagt Flechtenmacher. Die Größe des Cobb-Winkels liefert einen Richtwert für die Behandlung.

Bei schweren Skoliosen kommt eine Operation infrage, schildert Flechtenmacher. Bei der OP wird der betroffene Abschnitt der Wirbelsäule versteift. "Die Wahl der Therapie hängt auch davon ab, wo die Skoliose liegt und ob die Krümmung weiter voranschreitet." Allgemein gilt: Mit den richtigen Behandlungen lässt sich das Fortschreiten aufhalten. Eine Heilung versprechen sie nicht.

Mit Sport und Therapie hat es Hans-Theo Moog, Geschäftsführer des Deutschen Skoliose Netzwerks (DSN) geschafft, schmerzfrei und ohne weitere Verschlimmerung zu leben. "Mit einer Skoliose kann man auf zwei Arten umgehen: diszipliniert arbeiten, oder sich hängen lassen." Während der Physiotherapie etwa trainieren Skoliose-Patienten die Muskeln, die den Rumpf umgeben. Mit einem guten Muskelkorsett bleibe die Wirbelsäule besser aufrecht, erklärt Mecher. Die Therapie funktioniert nur, wenn täglich daheim diszipliniert gearbeitet wird, betont Moog. Dabei verzichten Betroffene aber besser auf Sportarten, die sie einseitig belasten, rät Mecher. "Ein typisches Beispiel ist Hockey, wo man meist nach vorne gebeugt läuft." Besser sind Sportarten wie Klettern oder Inlineskaten.

Im höheren Alter kommt es vor allem bei einseitigen Belastungen immer öfter zu Schmerzen und Reizungen, meist in den Muskeln und Gelenken der Wirbelsäule. Es kann auch zu Einschränkungen des Lungenvolumens und somit zu Atembeschwerden kommen. mag

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Ratgeber-Redaktion aus Mitte

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