Als frisch gebackener Chef Grenzen ziehen

Viele frisch gebackene Chefs neigen dazu, sich an die alten Strukturen zu klammern. Das Ergebnis sei dann schnell ein kumpelhafter Chef, dem es an Kraft und Mut fehle, um sein Team wirklich zu führen.

Es ist eine seltsame Situation. "Da ist über Jahre hinweg eine Beziehung zu den Kollegen gewachsen, vielleicht ist man mit einigen eng befreundet und hat sich manchmal das Herz ausgeschüttet. Und plötzlich steht man da als ihr Vorgesetzter", sagt Angelika Plett, Coach unter anderem bei der Haufe Akademie in Freiburg. Wer für den Aufstieg auf der Karriereleiter in ein anderes Unternehmen wechsle, tue sich da oft leichter, weil er ganz unbefangen an den neuen Job rangehen könne, sagt Plett."So schwer es ist, aber man muss sich ein Stück weit von den bisherigen Kollegen abgrenzen", sagt auch Dagmar Kohlmann-Scheerer, Coach in Aschheim bei München. Denn wer seine Aufgaben als Führungskraft ernst nimmt, könne sich nicht immer beliebt machen. Auch unangenehme Aufgaben müssten schließlich an einen der Kollegen delegiert werden, manchmal müsse man vielleicht den Urlaubsantrag für einen Brückentag ablehnen oder auch einen früheren Kollegen wegen schlechter Leistungen ansprechen. "Man muss das dem Hirn klarmachen: Ich gehöre jetzt nicht mehr so dazu wie früher, ich muss jetzt neue Verbündete auf meiner Ebene suchen", sagt sie. Zu weit abgrenzen von den alten Kollegen sollte man sich allerdings auch nicht. Das werde dann schnell als Hochnäsigkeit verstanden.

Hilfreich sei es, wenn am ersten Arbeitstag in der neuen Position der nächsthöhere Vorgesetze dabei sei, um den neuen Teamleiter vorzustellen, sagt Kohlmann-Scheerer. "Wenn man sich selbst vor seine Kollegen stellt und sagt: {sbquo}Ich bin ab heute der Chef!‘ - dann wird man häufig nicht ernst genommen."

Andererseits müsse man alten Weggefährten auch nicht von heute auf morgen die Freundschaft aufkündigen, betont Führungskräfte-Coach Christian Stöwe. Und wenn man bisher mit den Kollegen regelmäßig etwas unternommen habe, könne man auch weiterhin mitgehen. "Aber stellen Sie sich darauf ein, dass Sie vielleicht irgendwann nicht mehr gefragt werden. Und nehmen Sie das nicht persönlich", rät Stöwe. "Das ist der Preis der Verantwortung."

Literatur: Dagmar Kohlmann-Scheerer: "Gestern Kollege - heute Vorgesetzter", Gabal Verlag, 173 Seiten, 19,90 Euro, ISBN 3-89749-463-9; Christian Stöwe u.a.: "Vom Kollegen zum Vorgesetzten. Wie Sie sich als Führungskraft erfolgreich positionieren", Gabler Verlag, 232 Seiten, 42,95 Euro, ISBN 978-3834914125.
dpa-Magazin / mag
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Ratgeber-Redaktion aus Mitte

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