Arbeitsrecht für Azubis: Was Lehrlinge wissen müssen

Immer nur Akten kopieren? Müssen Azubis das andauernd machen, sollten sie sich beschweren. Sie haben einen Anspruch darauf, das zu erlernen, was ihrem Ausbildungsplan entspricht. | Foto: Monique Wüstenhagen
  • Immer nur Akten kopieren? Müssen Azubis das andauernd machen, sollten sie sich beschweren. Sie haben einen Anspruch darauf, das zu erlernen, was ihrem Ausbildungsplan entspricht.
  • Foto: Monique Wüstenhagen
  • hochgeladen von Ratgeber-Redaktion

Starten Jugendliche in die Ausbildung, haben viele zum ersten Mal einen Job. Damit sind sie das erste Mal mit dem Arbeitsrecht konfrontiert. Dazu gehört etwa die Frage, wie viele Urlaubstage Jugendlichen zustehen. Vieles klingt erst einmal kompliziert. Doch es lohnt sich, seine Rechte kennenzulernen.

 • Recht auf Vergütung: Lehrlinge müssen angemessen bezahlt werden, das verlangt das Berufsbildungsgesetz. "Im Optimalfall gibt es einen Tarifvertrag, der die Vergütung regelt", sagt Jan Duscheck von der Vereinten Dienstleistungsgewerkschaft (Verdi) in Berlin. Sonst müssen die Firmen nach gängiger Rechtsprechung mindestens 80 Prozent des für die Branche geltenden Tarifniveaus zahlen.

 • Recht auf Urlaub: Auszubildende haben ein Recht auf bezahlten Urlaub. "In Bezug auf Jugendliche ist der Gesetzgeber sogar sehr streng", erklärt Senay Okyay, Fachanwältin für Arbeitsrecht in München. Der Urlaubsanspruch für Minderjährige ist nach Alter gestaffelt. So bekommt ein Jugendlicher, der zu Beginn des Kalenderjahrs noch nicht 16 Jahre alt ist, mindestens 30 Werktage frei, ein 16-Jähriger mindestens 27, ein 17-Jähriger 25 Werktage. Für Azubis ab 18 gilt das Bundesurlaubsgesetz. Sie bekommen bei einer Fünf-Tage-Woche wenigstens 20 Tage Urlaub.

 • Recht auf faire Arbeitszeiten: Bei Jugendlichen richtet sich die Arbeitszeit nach den Regelungen des Jugendarbeitsschutzgesetzes, bei Volljährigen nach dem Arbeitszeitgesetz. Der Arbeitgeber darf Jugendliche nicht mehr als acht Stunden täglich und nicht mehr als 40 Stunden wöchentlich beschäftigen, sagt Nico Schönefeldt. Er ist Berufsbildungsexperte beim Deutschen Industrie- und Handelskammertag Berlin.

Bei Volljährigen ist es etwas komplizierter: Sie dürfen acht Stunden täglich und an sechs Tagen in der Woche arbeiten, also 48 Stunden pro Woche. Die Arbeitszeit kann auf zehn Stunden täglich und 60 Stunden wöchentlich verlängert werden. Dann muss allerdings sichergestellt sein, dass Auszubildende innerhalb von sechs Monaten im Schnitt nicht mehr als acht Stunden pro Tag arbeiten.

 • Recht auf Vermittlung der Ausbildungsinhalte: Azubis dürfen nur die Aufgaben machen, die dem Ausbildungsplan entsprechen und der Lehre dienen. Alle anderen Tätigkeiten darf ein Jugendlicher im Prinzip ablehnen. In der Praxis ergeben sich Grauzonen. "Hier ist Fingerspitzengefühl erforderlich", sagt Schönefeldt. Manche Aufgaben scheinen erst einmal mit der Ausbildung nichts zu tun zu haben – gehören aber doch dazu. "Wenn allerdings jemand immer nur Kaffee kocht oder die Werkhalle fegen muss, ist das nicht zulässig."

 • Recht auf ein Zeugnis: Auszubildende haben einen Anspruch auf ein qualifiziertes Zeugnis, das Angaben über Verhalten und Leistungen enthält. Das müssen sie aber einfordern. Das Zeugnis wird erst zum Ende der Ausbildung fällig. Jan Duscheck von Verdi rät allerdings, auch während der Lernzeit regelmäßiges Feedback vom Ausbilder einzufordern und zu prüfen, ob die Ausbildungsziele erreicht sind. mag

Autor:

Ratgeber-Redaktion aus Mitte

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

Folgen Sie diesem Profil als Erste/r

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

Gesundheit und MedizinAnzeige
Gallensteine sind ein häufiges, aber oft unterschätztes Gesundheitsproblem.  | Foto: Caritas-Klinik Dominikus

Patienten fragen
Steine in der Gallenblase – was nun?

Gallensteine sind ein häufiges, aber oft unterschätztes Gesundheitsproblem. Etwa jede fünfte Person in Europa ist betroffen, und fast die Hälfte entwickelt im Laufe des Lebens Beschwerden. Diese äußern sich meist in Form von wiederkehrenden Schmerzen, insbesondere im rechten Oberbauch. In einigen Fällen können Gallensteine zu ernsthaften Komplikationen wie einer Entzündung der Gallenblase führen. Die bevorzugte Therapie bei Beschwerden ist die operative Entfernung der Gallenblase – in der Regel...

  • Reinickendorf
  • 12.02.25
  • 87× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Informieren Sie sich über Intensivmedizin. | Foto: 2022 Tomasz Kuzminski

Infoabend am 11. Februar
Grenzen und Möglichkeiten der Intensivmedizin

Die Intensivmedizin hat erstaunliche Fortschritte gemacht und bietet schwerstkranken Patienten Überlebenschancen, die früher undenkbar waren. Doch wo liegen die Grenzen dieser Hochleistungsmedizin? Welche technischen, personellen und ethischen Herausforderungen gibt es? Besuchen Sie unseren Infoabend mit Priv.-Doz. Dr. Stephan Kurz und erfahren Sie, wie intensivmedizinische Maßnahmen Leben retten, aber auch komplexe Entscheidungen erfordern. Was geschieht, wenn Therapieoptionen ausgeschöpft...

  • Reinickendorf
  • 29.01.25
  • 759× gelesen
Gesundheit und Medizin
Das Dominikus Krankenhaus informiert zur Robotik-Chirurgie bei Hüft- und Knieschmerzen. | Foto: Caritas-Klinik Dominikus

Moderne Behandlung bei Hüft- und Knieschmerzen
Informationsabend Robotik-Chirurgie

Hüft- und Knieschmerzen beeinträchtigen die Lebensqualität und werden oft durch Verschleiß, Unfälle oder Fehlstellungen verursacht. Moderne Technologien wie die Robotik-Chirurgie bieten neue Möglichkeiten für eine präzisere und minimalinvasive Behandlung. Am 4. Januar laden wir Sie herzlich zu einem Informationsabend ein, bei dem Chefarzt Tariq Qodceiah, Leiter des Caritas Hüftzentrums, die Vorteile der Robotik-Chirurgie bei Hüft- und Knieschmerzen erläutert. Er erklärt, wie diese innovative...

  • Reinickendorf
  • 12.02.25
  • 78× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.