Bestatter planen Beerdigungen

Lennart Lee Koch ist während seiner Realschulzeit auf das Berufsprofil des Bestatters gestoßen. | Foto: Maria Fiedler
  • Lennart Lee Koch ist während seiner Realschulzeit auf das Berufsprofil des Bestatters gestoßen.
  • Foto: Maria Fiedler
  • hochgeladen von Ratgeber-Redaktion

Wie kalt der Tote war - das überraschte den Bestatter Fabian Lenzen, als er zum ersten Mal einen Verstorbenen berührte. "Ein merkwürdiges Gefühl war das", erinnert er sich. Fast 15 Jahre ist das nun her. Seitdem hat er wohl einige Hundert Leichen abgeholt, gewaschen und würdevoll unter die Erde gebracht.

Insgesamt arbeiten in Deutschland etwa 24 000 Personen in Bestattungsinstituten. Lenzen schätzt an seinem Job die Vielseitigkeit. "Der Bestatter macht alles selbst", erzählt der 36-Jährige, der inzwischen ein Berliner Bestattungsunternehmen leitet. Er plant die Trauerfeier und präpariert den Toten, schlägt Särge mit Stoff aus und betreut die Angehörigen. Teilweise sind Bestatter sogar dafür zuständig, die Gräber auszuheben. Der Ausbildungsberuf Bestattungsfachkraft gibt es erst seit 2003 - mittlerweile beginnen jedes Jahr zwischen 160 und 180 Schulabgänger die dreijährige Lehre. Neben den Phasen im Unternehmen verbringen sie mehrere Wochen pro Jahr an einer der drei Berufsschulen in Bad Kissingen, Wermelskirchen und Springe. Außerdem absolvieren sie drei Lehrgänge am Ausbildungszentrum im unterfränkischen Münnerstadt.Das Ausbildungszentrum hat etwa einen Lehrfriedhof, gekühlte Hygieneräume oder eine Werkstatt. "Bei uns lernen die Auszubildenden, wie sie eine Trauerfeier organisieren, ein Grab gestalten und bei der Versorgung eines Verstorbenen vorgehen", erzählt Rosina Eckert, die das Ausbildungszentrum leitet. In der Berufsschule setzen Jugendliche sich beispielsweise mit kaufmännischen Themen auseinander. Bewerber brauchen keinen bestimmten Schulabschluss. "Wir haben hier alles: vom Hauptschüler bis zum Studienabbrecher", erläutert Klaus Werner, der an der Berufsschule in Bad Kissingen für die Bestattungsfachkräfte zuständig ist.

Ausbildung nach Bedarf

Angst vor Arbeitslosigkeit müssen die angehenden Bestatter nicht haben. "Die Chancen auf dem Arbeitsmarkt sind gut, weil nicht über Bedarf ausgebildet wird", sagt Eckert. Einen Ausbildungsplatz zu finden, sei aber nicht leicht. Meist gebe es viele Bewerber auf eine Stelle. Auszubildende verdienen im ersten Jahr 350 Euro, im zweiten 390 und im dritten 450. Anders ist das nur bei den Auszubildenden im öffentlichen Dienst, wie etwa in Friedhofsverwaltungen: Sie bekommen mehr als doppelt so viel. Nach der Ausbildung können Bestatter bei einer Anstellung im öffentlichen Dienst im Monat brutto rund 2300 Euro verdienen, so die Bundesagentur für Arbeit.

Lennart Lee Koch ist während seiner Realschulzeit auf das Berufsprofil gestoßen und fand den Job interessant. Viele seiner Klassenkameraden an der Berufsschule haben sich aber aus einem anderen Grund für die Arbeit als Bestatter entschieden: "Etwa 30 Prozent der Auszubildenden kommen aus einem Familienbetrieb und müssen bei der Berufswahl gar nicht lange überlegen. Sie haben schon als Kind zwischen Särgen gespielt", erzählt Werner.

Wegen ihres Berufs begegnen die Fachkräfte ab und an auch Vorurteilen. "Das geht oft in die Richtung, dass wir vom Leid der anderen leben", erklärt Lenzen. Oft bekomme er auch die Frage gestellt, ob es nicht furchtbar sei, nur mit Toten und traurigen Menschen zu arbeiten. Doch er empfinde es eher als positiv, am Ende den Trauernden weitergeholfen zu haben. "Wenn sich nach einer Trauerfeier die Angehörigen bei mir bedanken, dann ist das ein schönes Gefühl."

dpa-Magazin / mag
Autor:

Ratgeber-Redaktion aus Mitte

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

Folgen Sie diesem Profil als Erste/r

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

Gesundheit und MedizinAnzeige
Schonende Verfahren für Ihre Rückengesundheit werden am 19. März vorgestellt. | Foto: Caritas-Klinik Dominikus

Informationen für Patienten
Minimal-Invasive Wirbelsäulenchirurgie

Leiden Sie unter anhaltenden Rückenschmerzen oder Wirbelsäulenbeschwerden? Moderne minimal-invasive Operationsverfahren ermöglichen eine schonendere Behandlung mit schnelleren Genesungszeiten. Erfahren Sie mehr über innovative Therapiemöglichkeiten bei unserem Infoabend mit Dr. (Univ. Kermanshah) Kamran Yawari, Teamchefarzt des Caritas Wirbelsäulenzentrums. In seinem Vortrag erläutert er die Vorteile minimal-invasiver Wirbelsäulenchirurgie und zeigt auf, wann und für wen diese Methoden sinnvoll...

  • Reinickendorf
  • 18.02.25
  • 289× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Erfahren Sie, welche proktologischen Erkrankungen häufig auftreten, welche Untersuchungsmethoden es gibt und wie moderne Behandlungsmöglichkeiten helfen können.  | Foto: pixel-shot.com, Leonid Yastremskiy

Proktologie: Ende gut, alles gut!

Unser Darm ist mit seinen 5 bis 7 Metern Länge ein wahres Wunderwerk unseres Körpers. Doch wenn es am Ende des Darms zu Erkrankungen kommt, kann das die Lebensqualität erheblich beeinträchtigen – auch wenn man es nicht sieht. Aus Scham werden diese Probleme oft verschwiegen, dabei gibt es in den meisten Fällen gute Behandlungsmöglichkeiten. Wir laden Sie herzlich zu unserem Informationsabend ein! Erfahren Sie, welche proktologischen Erkrankungen häufig auftreten, welche Untersuchungsmethoden es...

  • Reinickendorf
  • 19.02.25
  • 252× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Gallensteine sind ein häufiges, aber oft unterschätztes Gesundheitsproblem.  | Foto: Caritas-Klinik Dominikus

Patienten fragen
Steine in der Gallenblase – was nun?

Gallensteine sind ein häufiges, aber oft unterschätztes Gesundheitsproblem. Etwa jede fünfte Person in Europa ist betroffen, und fast die Hälfte entwickelt im Laufe des Lebens Beschwerden. Diese äußern sich meist in Form von wiederkehrenden Schmerzen, insbesondere im rechten Oberbauch. In einigen Fällen können Gallensteine zu ernsthaften Komplikationen wie einer Entzündung der Gallenblase führen. Die bevorzugte Therapie bei Beschwerden ist die operative Entfernung der Gallenblase – in der Regel...

  • Reinickendorf
  • 12.02.25
  • 639× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Informieren Sie sich über Intensivmedizin. | Foto: 2022 Tomasz Kuzminski

Infoabend am 11. Februar
Grenzen und Möglichkeiten der Intensivmedizin

Die Intensivmedizin hat erstaunliche Fortschritte gemacht und bietet schwerstkranken Patienten Überlebenschancen, die früher undenkbar waren. Doch wo liegen die Grenzen dieser Hochleistungsmedizin? Welche technischen, personellen und ethischen Herausforderungen gibt es? Besuchen Sie unseren Infoabend mit Priv.-Doz. Dr. Stephan Kurz und erfahren Sie, wie intensivmedizinische Maßnahmen Leben retten, aber auch komplexe Entscheidungen erfordern. Was geschieht, wenn Therapieoptionen ausgeschöpft...

  • Reinickendorf
  • 29.01.25
  • 1.215× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.