Harmonie statt Streit: Übernahme im Familienbetrieb

Die Familie Bornholdt führt die Firma Reif in Kaltenkirchen bei Hamburg in vierter Generation. | Foto: Bornholdt/Reif GmbH
  • Die Familie Bornholdt führt die Firma Reif in Kaltenkirchen bei Hamburg in vierter Generation.
  • Foto: Bornholdt/Reif GmbH
  • hochgeladen von Ratgeber-Redaktion

Übernehmen die Kinder den elterlichen Betrieb, geht für die Älteren in der Regel ein Traum in Erfüllung. Denn sie wissen ihr Lebenswerk nun in guten Händen. Doch dann übergibt der Senior an den Junior und nicht selten gibt es bald Streit.

Der Ältere ist zum Beispiel damit unzufrieden, dass der Junior alles anders macht. Und der Jüngere findet, der Senior mischt sich zu viel ein. Um Ärger zu vermeiden, sind klare Absprachen deshalb besonders wichtig. Bei der Familie Bornholdt war die Übergabe ein schleichender Prozess. 2002 begann Dirk Bornholdt als Assistent der Geschäftsleitung beim Klarsichthüllen-Hersteller Adalbert Reif. Die Geschäftsführer waren seine Eltern. Sechs Jahre später übernahm er das Unternehmen, zusammen mit seiner Frau Susi. "Wir führen die Firma inzwischen in vierter Generation", sagt der 39-Jährige. Seit 2008 ist Dirk Bornholdt der Inhaber.

Das ist ein feiner Unterschied, der in manchem Unternehmen zu Streitigkeiten führen kann, wie Prof. Simon Hahnzog sagt. Er ist Psychologe und berät Unternehmensinhaber, die an die nächste Generation übergeben. "Familienunternehmen bewegen sich in einem stetigen Konfliktfeld zwischen Firma, Familie und Eigentum."

Ein solcher Schritt ist jedoch für keinen der Beteiligten einfach, das sagt auch Familie Bornholdt. "Beide Seiten brauchen ein dickes Fell." Natürlich gehe nicht alles glatt, wenn ein 30-Jähriger von einem 60-Jährigen die Firma übernimmt. Reden hat in der Familie des Folienherstellers immer geholfen. Dazu wurden Rahmenbedingungen vertraglich festgelegt. So gab es zum Beispiel eine vertraglich geregelte neue Arbeitszeitregelung für die älteren Bornholdts.

Zur klaren Trennung rät auch Hahnzog: "Wenn der Junior die Geschäfte übernommen hat, sollte der Senior raus", sagt er. Sonst ist die Situation schwierig. Wichtig sei auch, dass der Senior für sich eine Perspektive entwickelt, was er nach dem Ausstieg macht, ergänzt Tim Gemkow vom Deutschen Industrie- und Handelskammertag.

Prof. Brun-Hagen Hennerkes, der Vorsitzende des Vorstands der Stiftung Familienunternehmen, geht sogar noch einen Schritt weiter: "Die Nachfolge regeln heißt richtig verstanden: Das gesamte Unternehmen muss auf den Prüfstand gestellt werden." Der Nachfolger müsse mit einem auf ihn zugeschnittenen Konzept an den Start gehen.

Eine schriftlich fixierte Checkliste hilft den Unternehmern, Struktur in die Übergabe zu bekommen. Außerdem könne es sinnvoll sein, sich bei einzelnen Fragestellungen Hilfe von außen zu holen, rät Gemkow.

Berater Hahnzog empfiehlt dem Nachwuchs, die elterliche Firma ein paar Jahre zu meiden. "Am besten ist, man geht in eine ganz andere Branche oder in einen anderen Bereich." Das gilt nicht nur für Ausbildung und Studium, sondern auch für den Einstieg ins Berufsleben. "Denn diese Erfahrung ist es, die der Junior mitbringt und zugunsten der eigenen Firma nutzen kann."

dpa-Magazin / mag
Autor:

Ratgeber-Redaktion aus Mitte

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

Folgen Sie diesem Profil als Erste/r

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

WirtschaftAnzeige
Das Team von Optik an der Zeile freut sich auf Ihren Besuch. | Foto: privat

Optik an der Zeile
16. Brillenmesse vom 5. bis 7. Dezember 2024

40 Jahre Augenoptik-Tradition im Märkischen Viertel, das feiern wir immer noch in diesem Jahr 2024. Feiern Sie mit uns und profitieren Sie von unseren Jubiläumsangeboten. Kommen Sie zu uns und staunen Sie über die Vielfalt der Angebote. Anlässlich unserer 16. Brillenmesse vom 5. bis 7. Dezember 2024 bieten wir Ihnen die gesamte Kollektion namhafter Designer. Sie können aus einer riesigen Auswahl Ihre Brille finden. Mit vielen schönen Brillengestellen und den Brillengläsern von Essilor und...

  • Märkisches Viertel
  • 13.11.24
  • 638× gelesen
KulturAnzeige
Blick in die Ausstellung über den Palast der Republik. | Foto: David von Becker
2 Bilder

Geschichte zum Anfassen
Die Ausstellung "Hin und weg" im Humboldt Forum

Im Humboldt Forum wird seit Mai die Sonderausstellung „Hin und weg. Der Palast der Republik ist Gegenwart“ gezeigt. Auf rund 1.300 Quadratmetern erwacht die Geschichte des berühmten Palastes der Republik zum Leben – von seiner Errichtung in den 1970er-Jahren bis zu seinem Abriss 2008. Objekte aus dem Palast, wie Fragmente der Skulptur „Gläserne Blume“, das Gemälde „Die Rote Fahne“ von Willi Sitte, Zeichnungen und Fotos erzählen von der damaligen Zeit. Zahlreiche Audio- und Videointerviews geben...

  • Mitte
  • 08.11.24
  • 924× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Wie Sie Rückenschmerzen durch fortschrittliche Behandlungskonzepte in den Griff bekommen, erfahren Sie am 3. Dezember. | Foto: Caritas-Klinik Dominikus

Ihre Optionen bei Beschwerden
Moderne Therapien an der Lendenwirbelsäule

Um "Moderne Therapien an der Lendenwirbelsäule – Ihre Optionen bei Beschwerden" geht es beim Patienteninformationsabend am Dienstag, 3. Dezember. Rückenschmerzen, Ischias-Beschwerden und Bewegungseinschränkungen im Bereich der Lendenwirbelsäule gehören zu den häufigsten orthopädischen Problemen. An diesem Infoabend erhalten Sie Einblicke in aktuelle Therapiemöglichkeiten und fortschrittliche Behandlungskonzepte. Unser Wirbelsäulenspezialist Tim Rumler-von Rüden erklärt, wie moderne Technologien...

  • Reinickendorf
  • 07.11.24
  • 902× gelesen
  • 1
WirtschaftAnzeige
Für rund 105.000 Haushalte im Bezirk Lichtenberg baut die Telekom Glasfaserleitungen aus. | Foto: Telekom
2 Bilder

Telekom macht's möglich
Schnelles Glasfasernetz für Lichtenberg

Aktuell laufen die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes im Bezirk Lichtenberg auf Hochtouren. Damit können rund 105.000 Haushalte und Unternehmen in Alt-Hohenschönhausen, Fennpfuhl, Friedrichsfelde, Karlshorst, Lichtenberg und Rummelsburg einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Schnell sein lohnt sich Wer jetzt einen Glasfaser-Tarif bei der Telekom beauftragt, gehört...

  • Bezirk Lichtenberg
  • 30.10.24
  • 1.267× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.