"Komm auf Tour": Stärken identifizieren und Möglichkeiten entdecken
Die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) ersann 2006 einen Wettbewerb, um diesen Heranwachsenden den Prozess der Stärkenidentifizierung und der Berufsfelderwahl zu erleichtern. Gewonnen hat Fred Berndt, ein Berliner Regisseur und Bühnenbildner. Sein Konzept namens "Komm auf Tour" startete in Hamburg und sollte in den Folgejahren zu einer deutschlandweiten Erfolgsgeschichte werden. Und die geht so:
Schüler der 7. und 8. Klassen werden zu außerschulischen Erlebnisparcours eingeladen. In der Hauptsache sollen Haupt-, Gesamt- und Förderschüler erreicht werden. Sie bereisen - daher auch der Name "Tour" - dann Stationen, an denen sie sich unterschiedlichen Aufgaben stellen, allein oder in Gruppen. Angeleitet werden sie dabei von pädagogischen Fachkräften. Diese verteilten am Ende der Aufgabenbewältigung Stärkepunkte an die Schüler, die sie in Form von Stickern auf ihre T-Shirts kleben. Bewertet werden:
- Mein tierisch grüner Daumen: gern Umgang mit Pflanzen und Tieren
- Meine Dienste: gern Menschen unterstützen
- Meine Ordnung: gut organisieren können
- Meine Hände: gern mit Kraft und Geschick arbeiten
- Meine Fantasie: Spaß am Gestalten
- Mein Reden: gut beraten oder verkaufen können
- Meine Zahlen: gern mit Zahlen umgehen
Am Ende des Parcours tragen die Schüler ihre Sticker auf persönlichen Stärkenkarten zusammen und entdecken durch Häufungen die Eigenschaften, die bei ihnen besonders stark ausgeprägt sind. Die BZgA und Kooperationspartner wie die Bundesagentur für Arbeit identifizieren mit Stärken bzw. Stärkenkombinationen spezielle Berufe oder Berufsfelder. Schneidet ein Schüler beispielsweise im Bereich "Meine Dienste" besonders gut ab, könnten sie für Berufe, etwa im Pflegebereich, gut geeignet sein. Hat ein Schüler seine Stärken bei "Meine Hände", dann sind Handwerksberufe vielleicht eine gute Wahl.
Ein wesentlicher Gedanke hinter diesem Konzept ist, dass jeder Schüler Stärken besitzt, diese zu Hause oder in der Schule jedoch nicht zwangsläufig erkannt werden oder gar zu guten Noten führen. Mithilfe des Parcours sollen diese Stärken allen Beteiligten offenbart werden.
Allerdings sollen nicht nur die Schüler Unterstützung erfahren. Sowohl die Lehrer als auch die Eltern werden zu den Parcours eingeladen. Lehrer sollen auf diese Weise den Erlebnisparcours bereits im Unterricht vorbereiten. Sie sollen ebenfalls Anregungen erhalten, welche außerschulischen Möglichkeiten es im Bereich Berufsorientierung und Lebensplanung gibt und Informationsmaterial erhalten, wie sie das Thema im Unterricht fortsetzen können.
Die Eltern werden für die Stärken ihrer Kinder sensibilisiert. Sie erhalten Informationen, wie konkret sie ihre Kinder bei der Ausbildungs- und Berufswahl unterstützen können. Sie werden darüber hinaus angeregt, eigene Positionen, etwa zu Geschlechterrollen, zu hinterfragen und zu überdenken.
Autor:Ratgeber-Redaktion aus Mitte |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.