Schausteller leben aus dem Koffer

Der Schausteller Michael Schneider verkauft auf der Allerheiligenkirmes in Soest Eintrittstickets für seine Piratengeisterbahn. | Foto: Andreas Sträter
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  • Der Schausteller Michael Schneider verkauft auf der Allerheiligenkirmes in Soest Eintrittstickets für seine Piratengeisterbahn.
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Das Leben von Schaustellern ist wie ein "Roadmovie": Kirmesmacher sind ständig auf Achse. Wer auf dem Rummel arbeiten will, braucht nicht unbedingt ein eigenes Fahrgeschäft: Auch Mechaniker, Zuckerwatteverkäufer oder "lebende Geister" können auf der Kirmes Geld verdienen.

"Wer das Geschäft erlernen will, sollte das direkt auf einem Rummel tun", sagt Lucinde Boennecke, Sprecherin des Deutschen Schaustellerbundes (DSB) in Berlin. Am besten sei es, einem Schausteller über die Schulter zu schauen. Eine geregelte Ausbildung gibt es nicht. Eigentlich ist ein Job auf dem Rummel ideal für Aussteiger und für Menschen auf der Suche nach Freiheit. Jede Woche eine neue Stadt und jeden Tag neue Herausforderungen - das klingt nach einem lebenslangen Abenteuer. Doch hinter der glitzernden Fassade steckt viel Arbeit, weiß Schausteller Michael Schneider aus Lippstadt in Westfalen. Schon ein Regenguss kann sein Geschäft verderben. Dennoch sagt er: "Wenn ich das Leuchten in den Kinderaugen sehe, weiß ich, dass ich richtig bin."Als Neuling auf dem Rummel Fuß zu fassen, ist nicht leicht: Denn viele Schausteller kennen sich seit Jahren. Michael Schneider ist in seinen Beruf hineingeboren. Er stammt aus einer alteingesessenen Kirmes-Dynastie. Wer "von privat" kommt, wie es bei den Kirmesmachern heißt, hat es schwer, in diese Kreise aufgenommen zu werden.

Wer wirklich Schausteller werden will, müsse sich zunächst für ein Gewerbe entscheiden, sagt Verbandssprecherin Boennecke. Karussell? Imbiss? Losbude? Zuckerwatte? "Manchmal findet man auch gebrauchte Fahrgeschäfte", sagt Boennecke. Denn Neuanschaffungen sind teuer. Michael Schneider hat eine Million Euro in sein Geschäft "Pirates Adventure" gesteckt.

Die Arbeitszeiten sind lang: An einem Rummel-Tag muss die Kasse 14 Stunden besetzt sein, erzählt Schneider. Wenn er selbst pausiert, verkauft seine Frau Janida die Chips für das Geschäft. Nur das Geld zu kassieren, reicht dabei nicht aus. Die Kirmesbesucher müssen auch ermuntert werden, ins Geschäft zu kommen. "Rekommandieren" nennt sich das im Fachjargon. "Landratten aufgepasst! In wenigen Minuten starten wir wieder zur Seeschlacht", ruft Schneiders Frau zum Beispiel.

Wer auf der Kirmes arbeiten möchte, sollte immer einen flotten Spruch auf Lager haben, so der Deutsche Schaustellerbund. Außerdem brauchen angehende Schausteller ein Gespür für angesagte Musik.

Um auf dem Rummel einen Aushilfsjob zu bekommen, wendet man sich am besten direkt an die Schausteller, so der Schaustellerverband. An manchen Kassen stehen noch immer die Schilder: "Junger Mann zum Mitreisen gesucht." Häufig werden auch nur starke Männer für den Auf- und Abbau der Fahrgeschäfte gebraucht. Auf viel Geld dürfen Hilfskräfte allerdings nicht hoffen.

dpa-Magazin / mag
Der Schausteller Michael Schneider verkauft auf der Allerheiligenkirmes in Soest Eintrittstickets für seine Piratengeisterbahn. | Foto: Andreas Sträter
Mechaniker oder Verkäufer: Auf der Kirmes gibt es die unterschiedlichsten Jobs. | Foto: Peter Kneffel
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