Was berufsbezogene Persönlichkeitstests bringen
Persönlichkeitstests helfen dabei, sich selbst besser einzuschätzen, sagt die Hamburger Karriereberaterin Svenja Hofert. Dabei geben die Tests keine Antwort darauf, welche Karriereschritte als nächste folgen sollen. "Es kristallisieren sich aber Kernkompetenzen und Persönlichkeitsmerkmale heraus", erklärt Hofert. Diese können dann zum Beispiel Aufschluss darüber geben, für welche Funktionen Berufstätige sich besonders eignen.
"Die Anzahl der Tests auf dem Markt ist riesig, und oft steckt ein kommerzielles Interesse der Anbieter dahinter", sagt der Bochumer Wissenschaftler Rüdiger Hossiep. Die Kosten variieren und können in der Onlineversion zwischen 80 und 150 Euro liegen. Dazu kommt allerdings in vielen Fällen noch der Preis für den Coach, mit dem die Ergebnisse durchgesprochen werden. Dann müssen Verbraucher schnell insgesamt bis zu 250 Euro hinlegen.
Wer sich für einen Test entscheidet, sollte sich vorher gut über die verschiedenen Möglichkeiten informieren, rät Hofert. Hossiep hat selbst verschiedene psychologische Testverfahren entwickelt - darunter das "Bochumer Inventar zur Berufsbezogenen Persönlichkeitsbeschreibung" kurz BIP. Bei der Version BIP-6F müssen die Teilnehmer ankreuzen, wie stark eine bestimmte Aussage auf sie zutrifft. Etwa: "Andere wissen von mir, dass ich ausgesprochen direkt bin." In den Ergebnissen erfährt der Teilnehmer beispielsweise, wie robust er auf Belastungen reagiert, wie integrationsfähig und konfliktbereit er ist und wie viel Begeisterungsfähigkeit er mitbringt.
Fiktive Modelle
Ein Test, der sich laut Hossiep auch unter Personalern an Beliebtheit erfreut, ist das DISG-Modell. "Es soll etwas über die Verhaltenspräferenzen einer Person aussagen", erklärt die Wiesbadener Karriereberaterin Ute Bölke. Sie wendet den Test in ihren Coachings an. Dabei steht das Akronym DISG für dominant, initiativ, stetig und gewissenhaft. Der Test könne beispielsweise helfen, das richtige Arbeitsumfeld zu finden oder sich darüber klarzuwerden, warum man sich in einem Unternehmen nicht wohlfühle. Auch bei anderen Tests, beispielsweise "Insights" oder dem "Myers Briggs Typindikator" (MBTI), werden Menschen in Typen eingeteilt.
Das ist nicht unumstritten: "Bei diesen Verfahren bekommen die Teilnehmer seitenweise Auswertungen. Trotzdem steckt dahinter nur ein fiktives psychologisches Modell - man könnte auch Kaffeesatz lesen", sagt Viktor Lau. Er leitet die Personalentwicklung der Bremer Landesbank und hat sich in einem Buch mit dem Thema beschäftigt. Wissenschaftlicher als diese Typologie-Modelle sind in seinen Augen Tests, die auf den sogenannten "Big Five" basieren. Das Verfahren misst, wie stark die fünf Persönlichkeitsdimensionen Extraversion, Offenheit, emotionale Stabilität, Umgänglichkeit und Gewissenhaftigkeit bei einer Person ausgeprägt sind.
Autor:Ratgeber-Redaktion aus Mitte |
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