Wenn Kollegen zu Kumpels werden

Mancher Mitarbeiter verbringt mehr Zeit im Büro als zu Hause. Kein Wunder, dass aus einigen Kollegen irgendwann auch Freunde werden. Auf die Motivation am Arbeitsplatz wirkt sich das in der Regel positiv aus - doch so eine Beziehung ist auch mit Risiken verbunden.

Gerade am Beginn einer Freundschaft sollten Berufstätige ihren Kollegen nicht zu viel von sich erzählen, rät die Karriereberaterin Madeleine Leitner aus München. Hobbys, Kinder oder der letzte "Tatort" seien gute Themen. Dadurch entsteht ihnen kein Nachteil, wenn der Kollege plötzlich zum Konkurrenten wird.

Auch nachdem sich Mitarbeiter besser kennen, erzählen sie besser nicht alles. "Sind Sie mal mit dem Gesetz in Konflikt gekommen, behalten Sie es für sich", empfiehlt der Psychologe Manuel Tusch aus Köln. Mitarbeiter dürften sich nicht erpressbar machen. Kommt es am Arbeitsplatz zu Konflikten, können sie sonst im Zweifelsfall nicht frei entscheiden, da sie der Kollege unter Druck setzt.

Trotz Freundschaften im Büro sollten Angestellte außerdem mit allen Kollegen im Gespräch bleiben, rät der Karriereberater Henryk Lüderitz.

Alexander Graves arbeitet seit viereinhalb bei einer Firma, die Snowboards über das Internet verkauft. Zum engen Team des Hamburger Start-ups gehören zehn Menschen. Mit allen ist Graves befreundet. Aus seiner Sicht ein klarer Vorteil: "Wir duzen uns, haben viel Spaß bei der Arbeit." Hierarchien gibt es kaum.

Doch die Vermischung von Berufs- und Privatleben kann auch Nachteile haben. Zur Feuerprobe kommt es bei Bürofreundschaften immer, wenn es im Job Konflikte gibt. Das kann etwa sein, wenn es Probleme mit dem Vorgesetzten gibt oder einem Mitarbeiter gekündigt wird. In so einer Situation sollten Berufstätige Job und Freundschaft strikt trennen und versuchen, professionell zu bleiben. Gibt zum Beispiel der Chef Mitarbeitern vertrauliche Informationen, dürfen sie diese ihrem Bürofreund nicht weitererzählen.

Kommt es zum Extremfall und einer von beiden muss gehen, bedeutet das nicht zwangsläufig das Ende der Beziehung. "Man sollte sich privat treffen, aber nicht unbedingt über den Job reden", empfiehlt Lüderitz.

Für Alexander Graves ist es bislang noch nicht zum Problem geworden, dass er mit seinen Arbeitskollegen befreundet ist. Im Gegenteil: Er schätzt, wie zuverlässig die Zusammenarbeit mit seinen Freunden klappt. Nur eins sei gelegentlich nervig: Manchmal falle es seinen Kollegen und ihm schwer, nicht über den Job zu reden. "Deshalb zwingen wir uns, in der Mittagspause und nach Dienstschluss auch mal andere Themen anzusprechen."

dpa-Magazin / mag
Autor:

Ratgeber-Redaktion aus Mitte

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