Sensationsfund auf dem Molkenmarkt
Archäologen graben Berlins älteste Straße aus
Archäologen haben auf dem Molkenmarkt Berlins älteste Straße entdeckt. Sie liegt unter der Stralauer Straße und ist über 700 Jahre alt. Die Berliner können sich den Sensationsfund noch kurze Zeit über den Bauzaun anschauen.
Auf der Riesenbaustelle zwischen Rotem Rathaus und Altem Stadthaus haben Archäologen in zweieinhalb Metern Tiefe einen mindestens 50 Meter langen mittelalterlichen Damm aus Holzbohlen freigelegt. Der Sensationsfund stammt aus der Gründungszeit der Hauptstadt im 13. Jahrhundert und ist vermutlich Berlins älteste befestigte Straße. „Ich bin überrascht, dass wir heute, im Jahr 2022, immer noch auf solche Sachen stoßen, das hätte ich nicht für möglich gehalten“, sagte Kultursenator Klaus Lederer (Linke). Dazu ist der sechs Meter breite Damm erstaunlich gut erhalten. Die damaligen Baumeister haben ihn wegen seiner Nähe zur Spree aufwendig befestigt. Eine mächtige Torfschicht deckte das Bauwerk aus Eichen-, Kiefer- und Birkenstämmen über 700 Jahre lang luftdicht ab. Damit war es so stabil, dass es über Jahrhunderte Kopfsteinpflaster und Asphalt trug.
Michael Malliaris, wissenschaftlicher Leiter der Grabung Molkenmarkt, nannte noch einen anderen möglichen Grund dafür, warum die uralte Straße noch so top ist. Als im 13. Jahrhundert der Mühlendamm angelegt wurde, sei die Spree gestaut worden, um die Mühlen anzutreiben. Das könnte den Grundwasserspiegel angehoben haben und so zum langen Erhalt dieser Straße geführt haben. „Das haben wir bisher an keiner anderen Stelle Berlins nachweisen können“, so Malliaris.
Auf dem historischen Molkenmarkt, Berlins ältestem Platz, graben Archäologen des Landesdenkmalamtes bereits seit 2019. Der Sensationsfund wurde im Zuge des Rückbaus und der Neuverlegung der Gruner Straße für das neue Stadtquartier am Molkenmarkt entdeckt. Zwar wusste man von dem Damm. „Aber wir haben nicht damit gerechnet, dass wir so fantastisch erhaltenes Holzmaterial finden würden“, sagte Matthias Wemhoff, Landesarchäologe und Direktor des Museums für Vor- und Frühgeschichte. „Das hier ist Berlins älteste Straße, hier sind die ersten Berliner gelaufen.“
Lange liegen bleibt der Bohlendamm aber nicht. Die Hölzer werden in den kommenden Wochen abgesägt, rausgehoben und dann größtenteils entsorgt. „Vielleicht sind Museen interessiert, einen Teil auszustellen“, hoffte Malliaris. Auch das Archäologische Haus am Petriplatz, wo künftig bedeutsame Funde der Berliner Stadtgeschichte zu sehen sein werden, wäre eine Möglichkeit. Am Molkenmarkt laufen die Ausgrabungen derweil noch mindestens bis 2024 weiter. Spannend dürfte für die Archäologen dann noch die Fläche rund um die Ruine der Franziskaner Klosterkirche werden.
Autor:Ulrike Kiefert aus Mitte |
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