Raritäten auf zwei Rädern
DDR-Museum übernimmt private Motorrad-Ausstellung
Simson, Schwalbe und MZ: Mopeds und Motorräder aus der DDR lassen noch heute viele Männerherzen höher schlagen. Im DDR-Motorradmuseum am Alexanderplatz sind sie (fast) alle zu sehen.
Das DDR Museum hat eine neue Filiale bekommen. Weil sich der Privatbesitzer des DDR-Motorradmuseums in den Ruhestand verabschiedet hat, betreibt nun das DDR Museum die thematische Ausstellung „DDR Museum: Motorrad“ an der Rochstraße. 2008 hatte das private Haus als Berlins 1. DDR-Motorrad-Museum zwischen den Bahnhöfen Alexanderplatz und Hackescher Markt in den historischen Viaduktbögen eröffnet.
Dort verteilen sich mehr als 130 Zweiräder aus 40 Jahren DDR-Produktion, ihre Vorgänger und Nachfolger über zwei Etagen. „Durch die Integration der Motorräder, Roller, Gespanne, Mokicks und Mopeds erweitern wir zum einen unsere Sammlung im Bereich der DDR-Zweiräder erheblich“, sagte Gordon Freiherr von Godin, Direktor des DDR-Museums. „Zum anderen bietet uns der zweite Standort auch die Chance, künftig wesentlich detaillierter auf den gesamten Themenkomplex Mobilität in der DDR einzugehen.“ Mit Sonder- und Designausstellungen zum Beispiel. Außerdem wollen von Godin und Museums-Geschäftsführer Quirin Graf Adelmann die aktuelle Ausstellung erweitern. So stehen im Depot des DDR Museums in Spandau noch zwölf historische Motorroller und Mockicks, die restauriert werden müssten.
Das DDR Museum besitzt mit mehr als 300 000 Objekten die weltweit größte museale DDR-Sammlung. Der Trabant, die Schwalbe oder ein Volkspolizeimotorrad des Herstellers MZ finden sich dort bereits. Mit dem Ankauf der Sammlung vom Ostberliner Privatbesitzer sind nun auch echte Raritäten hinzugekommen. Zum Beispiel ein MZ-Motorrad aus der Eskorte des Ministeriums des Inneren der DDR, von denen nur 30 Stück produziert wurden. Als etwa Leonid Iljitsch Breschnew am 4. Oktober 1979 zur Feier von 30 Jahren DDR Ostberlin besuchte, eskortierten ihn auf seiner Fahrt entlang der Protokollstrecke solche Spezialfahrzeuge zum Schloss Niederschönhausen. Ihren letzten Einsatz hatten die ETS 250 im Dezember 1989 beim Staatsbesuch von Francois Mitterrand. Auch ein EMW R 35/3 von 1953, dessen Vorgänger schon vor dem Zweiten Weltkrieg von BMW produziert wurde, ist in der Schau vertreten. Selbstgebaute Zweiräder, Gelände- und Rennsportmaschinen, Dienstfahrzeuge der NVA, Feuerwehr und Volkspolizei sind ebenfalls ausgestellt.
Ausstellungsleiter Sören Marotz hat die Begleittexte zur Geschichte der Zweiräder und ihrer Hersteller geschrieben. Dazu hängen historische Fotografien und Plakate an den Wänden. Videos, atmosphärische Installationen und viele weitere Original-Objekte ergänzen die Zeitreise in die motorisierte DDR-Geschichte.
Autor:Ulrike Kiefert aus Mitte |
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