Weißes Gold aus Meißen
DDR-Museum zeigt ausgewähltes DDR-Porzellan
Das DDR-Museum zeigt die Geschichte eines untergegangenen Staates. Dazu gehört auch das „weiße Gold“ aus Meißen.
Das "weiße Gold" gab es für Würdenträger, Jubilare oder als teures Kaffeeservice für die heimische Küche. Nun zeigt das DDR-Museum eine Sammlung mit ausgewähltem Porzellan aus der DDR. Von der vollplastischen Büste Ernst Thälmanns über reich verzierte Teeservices aus dem Palast der Republik bis zum russischen Samowar: In der Ausstellungsvitrine finden DDR-Nostalgiker eine vielseitige Auswahl von Porzellan und Keramik aus vergangenen Zeiten. Die Exponate stammen aus der Staatlichen "Porzellan-Manufaktur Meissen" und ihren volkseigenen Ablegern in Kahla, Ilmenau, Weimar und Lichte. Wobei die Ausstellung den ästhetischen Spagat zwischen stabiler Nüchternheit und fröhlicher Bandbreite erfolgreich hinlegt und eine Brücke schlägt zum neuen Ausstellungsbereich über den Palast der Republik.
Die "Porzellan-Manufaktur Meissen", 1710 gegründet, gehört zu den ältesten ihrer Art in ganz Europa und ist Aushängeschild sächsischer Kulturgeschichte. Mit der konnte auch die DDR-Führung glänzen und kassieren. In Europa war Porzellan jahrhundertelang teurer Luxus, den sich nur Könige und Fürsten leisten konnten. Für das „weiße Gold“ aus China bezahlte der sächsische Kurfürst August der Starke sogar mit Soldaten. Im „Reich der Mitte“ ist die Keramiktradition über tausend Jahre alt. In Europa blieb die Herstellung dagegen lange ein Traum. Erst zu Beginn des 18. Jahrhunderts fanden Johann Friedrich Böttger und Ehrenfried Walther von Tschirnhaus die richtige Mischung aus Ton (Kaolin), Quarz und Feldspat. 1710 gründete dann August der Starke in der Stadt Meißen die erste Manufaktur Europas, seit 1918 in Staatsbesitz. Während des Zweiten Weltkriegs wurde die "Porzellan-Manufaktur Meissen" von den Alliierten beschossen und der Betrieb großflächig zerstört. Doch schon im ersten Nachkriegssommer begannen die Aufräumarbeiten. Im Herbst 1946 hatte die Manufaktur wieder 290 Beschäftigte und trotz aller Widrigkeiten ging ein neu dekoriertes Service in die Produktion. Da war der Betrieb im Zuge der Reparationsleistungen schon an die Sowjetunion übertragen, die Werkteile demontierte und den Traditionsbetrieb in die „Zement AG“ eingliederte. Nach Gründung der DDR wurde die Porzellan-Manufaktur 1950 in einen Volkseigenen Betrieb umgewandelt. Bis 1960 gelang es, den Betriebszustand wie vor dem Krieg mit mehr als 1000 Beschäftigten wiederherzustellen und alte Geschäftsbeziehungen zu erneuern. Bald wurde die Manufaktur der achtstärkste Devisenbringer der DDR. Meissner-Porzellan wurde in mehr als 30 Länder exportiert.
Die Ausstellung im DDR-Museum an der Karl-Liebknecht-Straße 1 läuft bis zum 4. April 2024. Der Eintritt kostet 13,50 Euro, ermäßigt acht Euro.
Autor:Ulrike Kiefert aus Mitte |
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