Gendarmenmarkt Berlin
Der Französische Dom und das Hugenottenmuseum sind wiedereröffnet

Gendarmenmarkt Berlin am Eröffnungsabend. Blick beim Austritt aus dem Französischen Dom. Rechts: Konzerthaus von Karl Friedrich Schinkel. Gegenüber: Deutscher Dom. | Foto: Anne Schäfer-Junker
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Hugenottische Erinnerungskulturen – Teile der Berliner Geistesgeschichte, des Berliner Lebens im 18. und 19. Jahrhunderts werden lebendig: Am Gendarmenmarkt ist der sanierte Französische Dom mit dem Hugenottenmuseum und die wunderbar renovierte Französische Friedrichstadtkirche zum Refugefest am 29.10.2021 – auf den Tag vor 336 Jahren der Erlaß des Potsdamer Edikts durch den Großen Kurfürsten - wiedereröffnet worden.

Zwischen Geschichte und Gegenwart – dies ist ein Ereignis erster Güte und bringt Berlins große Geschichte im Zentrum der historischen Mitte – entlang der Achse der Französischen Straße mit den großen Gebäude-Denkmälern in Richtung Osten zum Werderschen Markt, zur Spreeinsel - vorbei an der Friedrichswerderschen Kirche, dem Humboldt Forum Berliner Schloss und der Berliner Museumsinsel, zu einer einmaligen Geltung.

„Endlich!“ Mit diesem von Freude und großer Erleichterung gezeichneten Ausruf von Pfarrer Dr. Jürgen Kaiser beginnt der Festakt am 29.10.2021 zur Wiedereröffnung in der Französischen Friedrichstadtkirche. Eine strahlende Kirche mit honorigen Gästen und vielen Gemeindemitgliedern, die alle ihren Anteil an der nun, seit 1987 unveränderten Ausstellung des neu gestalteten Hugenottenmuseum im Französischen Dom haben. Hier ist ein kleines privates Museum zu einem großen Auftritt gelangt – mit der als ständige Ausstellung eingerichteten komplexen Übersicht zur hugenottischen Geschichte und einer Sonderausstellung mit den Werken und Schätzen zum Leben des in Danzig geborenen Berliner Künstlers, Kupferstechers und Direktor der Königlichen Akademie der Künste, Daniel Chodowiecki (1726-1801) und seiner Familie.

Erwähnt sei hier unbedingt die Gestaltung dieses Eröffnungs-Abends in geistiger und geschichtswissenschaftlicher Hinsicht. Mit einem erstklassigen Festvortrag von Prof. Dr. Susanne Lachenicht begann dieser. Grußworte folgten: des Staatssekretärs Gerry Woop, Senatsverwaltung für Kultur und Europa; der Botschafterin der Französischen Republik in Deutschland, Mme. Anne-Marie Descôtes; und des Prälaten Dr. Martin Dutzmann, Bevollmächtigter des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland bei der Bundesrepublik und der Europäischen Union.

Mit besonderer Neugier und Respekt konnte erstmals wieder der unterirdische und neu gestaltete Durchgang von der Friedrichstadtkirche zum Französischen Dom in das Hugenottenmuseum begangen werden.

Die Französische Kirche zu Berlin ist eine lebendige Gemeinde und eine der ältesten französisch-reformierten Gemeinden Berlins und Brandenburgs, „die den ihr überlieferten Glauben in der heutigen Zeit zu bezeugen und zu leben versucht.“ Es waren aufopferungsvolle Jahre, bis es zu diesem strahlenden Ereignis gekommen ist. Gegenwärtig und historisch an bedeutendem Ort, neben dem Konzerthaus, gegenüber dem Deutschen Dom und gegenüber der berühmten Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften gelegen.

Der Katalog "REFUGE BERLIN BRANDENBURG – Migration und Leben der Hugenotten 1672 bis heute" - und die Begleittexte zur Ausstellung „Daniel Chodowiecki Der große Künstler des kleinen Formats“ - sind schon jetzt bedeutend, nicht nur für Geschichtsinteressierte. Diese Schriften mit ihren AutorInnen schreiben auch große Teile der Hugenottengeschichte in Staatswesen, Kunst, Wissenschaft und Familienleben für Berlin und Brandenburg neu.

Auch Französisch Buchholz wird im Katalog erwähnt als „kleine Kolonie“, „in der wenige Kilometer nördlich von Berlin 1687 die ersten Hugenottten siedeln, wird zur beliebten Landfrische für die Berliner Hugenotten.“ So war Französisch Buchholz seit dem 17. Jahrhundert das Refuge von Glaubensflüchtlingen aus Frankreich. Sie haben hier wie in den anderen Zufluchtsorten ihren Glauben weiter gelebt, die harten Bedingungen ihres Neuanfangs und Arbeitslebens als Bauern, Gärtner, Handwerker und Wissenschaftler würdig getragen, die Kultur der Fürsorge, Treue und Nächstenliebe vorgelebt und die deutsche Lebensweise kulturell bereichert. Im Laufe der Jahrhunderte schrieben sie hier, zusammen mit anderen deutschen Familien eine große Assimilationsgeschichte, die in Teilen neu erforscht wird. Die Ortschronik von Französisch Buchholz besitzt ein Portrait Daniel Chodowieckis, eine Kopie des Gemäldes von Antron Graff durch den Maler Gerard Geldermans. Chodowiecki war mit Jeanne Barez verheiratet, und ihren Namen trägt eine Schule in Französisch Buchholz. Es ist bedeutend, dass diese Ausstellung im Hugenottenmuseum nun auch dieser Frau, Jeanne Barez, große Aufmerksamkeit widmet.

Im Internet https://www.hugenottenmuseum-berlin.de/Das Hugenottenmuseum 10117 Berlin, Am Gendarmenmarkt 5, im Französischen Dom, ist Montag 13 bis 18 Uhr, Dienstag bis Sonntag 11 bis 17 Uhr geöffnet.
Eintrittspreise regulär 6 €, ermäßigt 4 €.

Anne Schäfer-Junker (anne.junker@gmx.de )

Autor:

Anne Schäfer-Junker aus Französisch Buchholz

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