Vom Charme der Hinterhöfe
Fotografien erzählen spannende Geschichte der Hackeschen Höfe

Klaus Bädicker behielt die Hackeschen Höfe stets im Blick seiner Kamera.  | Foto:  Torsten Elger
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  • Klaus Bädicker behielt die Hackeschen Höfe stets im Blick seiner Kamera.
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Lange vernachlässigt sind sie heute eine der teuersten Immobilien Berlins: die Hackeschen Höfe. Ihre Geschichte dokumentieren nun erstmals die Fotografien des Ostberliners Klaus Bädicker. Zu sehen ist die Open-Air-Ausstellung bis Anfang Februar 2025.

Sie liegen nicht weit weg vom Fernsehturm und auch vom Berliner Dom und der Museumsinsel sind die Hackeschen Höfe zu Fuß schnell zu erreichen. Der Zweite Weltkrieg hat sie fast zerstört, und in der Zeit der deutschen Teilung waren sie so gut wie vergessen. Fotografien von Klaus Bädicker und Stefan Wolski veranschaulichen nun die spannende Geschichte des Quartiers, das vor dem Mauerfall zu verfallen drohte und in den Jahren nach der Wiedervereinigung vollkommen neu erfunden wurde.

Die Open-Air-Ausstellung ist vier Monate lange gratis in den Durchgängen der Höfe zu sehen und präsentiert auf 29 Tafeln die Historie der Hackeschen Höfe, des Hackeschen Marktes, der Rosenthaler, Sophien-, Großen Hamburger, Joachim-, August-, Oranienburger und Neuen Schönhauser Straße. Für David Kastner, Manager der Hackeschen Höfe und Mit-Organisator der Ausstellung, sind die Hackeschen Höfe ein ganz besonderer Ort. "Weil wir die Höfe lieben, tragen wir auch Verantwortung für sie, um sie als Quartier lebendig zu halten.“ Dazu gehöre auch, "dass wir uns mit den Ursprüngen und der Geschichte dieses Ortes beschäftigen und Vergangenes wieder sichtbar werden lassen". Dafür haben der Fotograf Klaus Bädicker und sein Sammlerfreund Stefan Wolski ihre Archive geöffnet und einzigartige Bilder über den Ort zusammengestellt.

Die Hauptfassade der Höfe 1991.  | Foto:  Klaus Bädicker
  • Die Hauptfassade der Höfe 1991.
  • Foto: Klaus Bädicker
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Bis er wurde, was er heute ist, hat es allerdings Jahrhunderte gebraucht. Ursprünglich war der Hackesche Markt ein Sumpfgelände zwischen zwei Bastionen der Memhardtschen Befestigungsanlage, die von 1658 bis 1683 errichtet wurde. Zeitgleich mit dem Abriss des Festungsgrabens ließ Graf Hans Christoph Friedrich von Hacke um 1750 dort einen Platz im Auftrag von Friedrich II. anlegen. Von Hacke war gerade zum Stadtkommandanten Berlins ernannt worden. Im Volksmund hieß der Platz dann ziemlich schnell der "Haakesche Markt". Seine offizielle Benennung als Hackescher Markt erfolgte aber erst am 23. Juli 1840. Von der größtenteils dreigeschossigen Bebauung im 19. Jahrhunderts sind einige wenige Grafiken überliefert. Der Hofarchitekt Georg Christian Unger war wohl der maßgebliche Planer am Platz.

Anfang des vergangenen Jahrhunderts wurden dann mehrere Grundstücke zwischen Rosenthaler und Sophienstraße zusammengelegt und so entwickelte sich eine Wohn- und Gewerbeanlage mit acht Höfen und Zugängen von beiden Straßen aus. 1905 riss man die Altbauten ab. In den Jahren 1906/07 entstand nun nach Plänen des Architekten Kurt Berndt die damals größte Wohn- und Gewerbehofanlage Deutschlands – die Hackeschen Höfe, die bis heute Berlins Mitte prägen. Ausgestattet waren die Höfe damals mit Grünflächen, einem Spielplatz und einem Brunnen. Die rund 80 zentralbeheizten Wohnungen hatten alle Bäder, Innentoiletten und zumeist Balkone.

Der "Brunnenhof" (1991) ist heute einer der schönsten Höfe.  | Foto: Klaus Bädicker
  • Der "Brunnenhof" (1991) ist heute einer der schönsten Höfe.
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Die Straßenfassade der Höfe wiederum war im üppigen Eklektizismus entworfen worden. Sie überstand leicht beschädigt den Zweiten Weltkrieg. Die DDR ließ sie 1961 entstucken und vereinfachen. Der sogenannte Endell-Hof blieb dagegen verschont. Kunsthistorisch bedeutsam sind der von August Endell im Jugendstil gestaltete vorderste Hof mit den Neumann'schen Festsälen sowie die Fensterfronten und Treppenhäuser der beiden ersten Höfe.

Die Open-Air-Ausstellung beleuchtet aber nicht nur die Chronologie der Höfe und ihrer Architektur, sondern auch ihrer Umgebung und die Menschen, die dort gelebt und gearbeitet haben. So zeigen die Tafeln zum Beispiel die Geschichte der "Wasserminna", die als Berliner Original galt und eine der populärsten Artistinnen im Berliner Zirkus Busch war. Auch dem jüdischen Leben in Mitte sind Fotografien und Texte gewidmet, ebenso wie der Geschichte des Tacheles an der Oranienburger Straße, der Sophienkirche und Clärchens Ballhaus.

Der Endell-Hof 1991, erbaut im Jugendstil.  | Foto: Klaus Bädicker
  • Der Endell-Hof 1991, erbaut im Jugendstil.
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Fotograf Klaus Bädicker, von dem viele Werke in der Ausstellung stammen, wurde 1945 in Prenzlauer Berg geboren. Er absolvierte nach dem Abitur eine Lehre als Betonfacharbeiter und studierte Baustoffkunde in Weimar. Von 1971 bis 1982 war er wissenschaftlicher Mitarbeiter der Bauakademie der DDR. Ab 1984 arbeitete er als Fotograf bei der Kommunalen Wohnungsverwaltung Berlin-Mitte und bei deren Nachfolgerin WBM bis zu seiner Pensionierung 2005. Bädickers Fotografien waren auch schon im Tacheles, im ehemaligen Postfuhramt und im Roten Rathaus ausgestellt. Bädicker ist Stifter für das Jüdische Museum Berlin, Mitglied im Förderverein "Jüdischer Friedhof Weißensee" und war 1989 in der "Bürgerinitiative Spandauer Vorstadt" aktiv.

Die Hackeschen Höfe sind heute Europas größtes zusammenhängendes Hofareal und stehen seit 1977 unter Denkmalschutz. Sie beherbergen rund 38 Geschäfte, Restaurants und Kultureinrichtungen, 103 Wohnungen und zwölf Büros. Rund 1,8 Millionen Touristen besuchen die Hackeschen Höfe pro Jahr.

Autor:

Ulrike Kiefert aus Mitte

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