Monteure statt Glamourshows
Friedrichstadt-Palast wird wegen Corona-Zwangspause saniert

Der Friedrichstadt-Palast bleibt bis Ende des Jahres geschlossen und wird saniert. | Foto: Bernd Brundert
  • Der Friedrichstadt-Palast bleibt bis Ende des Jahres geschlossen und wird saniert.
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Der landeseigene Friedrichstadt-Palast ist wie alle staatlichen Bühnen wegen Corona vorerst bis zum 31. Juli geschlossen. Doch statt der Glitzershow Vivid kommen im September Lüftungsbauer auf die Bühne.

In der Vivid Grand Show geht es um die Androidin R‘eye, die aus ihrem fremdgesteuerten Leben ausbricht und sich auf die Suche nach ihrer Identität macht. Dass sie einmal wegen eines Virus im Homeoffice weitersuchen muss, hätten sicher auch ihre Erfinder nie gedacht. Das Bühnenspektakel mit 100 Künstlern auf der größten Theaterbühne der Welt ist seit März geschlossen.

Jetzt haben sich Kultursenator Klaus Lederer (Linke) und Finanzsenator Matthias Kollatz (SPD) entschlossen, die Schließzeit für eine Sanierung des Palastes zu nutzen. Die für 2022 im Haushalt eingeplante Sanierung der Lüftungssysteme wird vorgezogen. Jetzt kommen die Lüftungsbauer in diesem Jahr; wenn alles klappt mit den Ausschreibungen können die Monteure von August bis Dezember werkeln. Der Spielbetrieb im Friedrichstadt-Palast könnte im Januar kommenden Jahres wiederaufgenommen werden. Diese Variante spart unterm Strich etliche Millionen. Denn zu den kalkulierten Baukosten für die Lüftungssanierung von 22,5 Millionen Euro wären 2022 schließungsbedingte Umsatzausfälle in Höhe von 15 Millionen Euro gekommen.

Ursprünglich war geplant, im Palast frühestens ab September wieder zu spielen. Doch wegen der Abstandsregeln wäre ein wirtschaftlicher Spielbetrieb kaum möglich, da die Zahl der Sitzplätze deutlich eingeschränkt werden müsste. Jeder Schließungsmonat verursacht Umsatzausfälle von rund zwei Millionen Euro. Mit den reduzierten Sitzen würde die jährliche Zuwendung des Landes Berlin in Höhe von 13,86 Millionen Euro nicht reichen und zu Lücken in zweistelliger Millionenhöhe in der Palastkasse führen.

Der Showpalast finanziert sich normalerweise zu 80 Prozent selbst aus dem Ticketerlösen. 20 Prozent kommen als Zuwendungen aus der Landeskasse. Die abgebrochene Grand Show, die im Oktober 2018 Premiere gefeiert hat, ist mit Ticketverkäufen von 39 Millionen Euro die seit 1945 bis dato erfolgreichste Produktion des Palastes. Ursprünglich sollte die Show im Sommer enden und Ende des Jahres eine neue starten. Doch weil die ab März geplanten Proben für die Nachfolgeshow nicht starten konnten, hatte sich Palast-Chef Berndt Schmidt entschlossen, Vivid um ein Jahr zu verlängern.

Autor:

Dirk Jericho aus Mitte

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