Südseeboot entert Schloss
Großobjekt wurde ins Humboldt Forum gebracht
Im Humboldt Forum genannten Schlossnachbau ist am 29. Mai termingerecht das erste riesige Ausstellungsstück eingeschwebt.
Das Schloss als Deutschlands neues großes Kulturhaus ist fast fertig. Auf der Seite zum Lustgarten sind schon die rekonstruierten Barockfassaden zu sehen, die an der Nord-, West- und Südseite sowie im Schlüterhof dem Schlossnachbau nach Plänen des italienischen Architekten Franco Stella sein historisches Aussehen geben.
Jetzt werden die Ausstellungen eingeräumt. Das Südseeboot aus den außereuropäischen Sammlungen aus Dahlem der Stiftung Preußischer Kulturbesitz (SPK) ist das erste Großobjekt, das einzieht. Tausende weitere werden in den kommenden Monaten folgen. Das Boot aus Ozeanien wurde über ein Gerüst in den Ausstellungssaal im ersten Obergeschoss gehoben. Der Saal wird bereits klimatisiert und ist auch sicherheitstechnisch ausgerüstet, sagte Hans-Dieter Hegner, Bauvorstand der Stiftung Humboldt Forum im Berliner Schloss. Alle Museumsobjekte, die auf der Schlossbaustelle auf den Ausstellungsaufbau warten, werden unter Museumsklima geparkt.
Obwohl das Berliner Schloss noch ein Jahr Baustelle ist, musste das Südseeboot schon jetzt in den zukünftigen Ausstellungssaal gebracht werden, da die riesigen Objekte sonst nicht mehr reinpassen. Die Exponate der Dahlemer Sammlungen werden über vier mal sechs Meter große Öffnungen über Portal 3 und das Foyer in das Schloss gebracht. Danach werden die Löcher zugemauert und die Ausstellungsräume während der restlichen Bauzeit klimatisiert. Das Boot bleibt solange in seiner 16 Meter langen Kiste, bis im kommenden Jahr die Arbeiten auf der Baustelle insgesamt abgeschlossen sind. Erst wenn Staubfreiheit hergestellt ist und die Klimaanlage sowie der Brandschutz funktionieren, können die Ausstellungen aufgebaut werden.
Das jetzt eingeschwebte Boot stammt von der Insel Luf und hat eine bewegte Geschichte hinter sich. Gebaut wurde es 1890 auf einer der westlichen Inseln, die heute zum Staat Papua Neuguinea gehören. Mit solchen Booten fuhren die Männer von Luf im 19. Jahrhundert auf das offene Meer, trieben Handel und führten Krieg. Aber solche Zwecke erfüllte dieses Boot nie, denn aufgrund des Bevölkerungsrückgangs auf der Insel konnten die verbliebenen Männer es nicht zu Wasser lassen. Es blieb im Bootshaus, wo es 1903 Max Thiel für die Handelsfirma Hernsheim & Co entdeckte und erwarb. Nach einem Zwischenstopp auf Matupi in Neubritannien gelangte es 1904 in das damalige Museum für Völkerkunde in Berlin.
Das Schloss soll Ende 2019 eröffnen. Ab März 2019 räumen die Staatlichen Museen ihre Exponate ein. Nutzer sind die außereuropäischen Sammlungen, die Humboldt-Universität mit dem Humboldt-Labor und das Stadtmuseum, das eine Berlin-Ausstellung aufbaut. Die Schloss-Stiftung plant 1000 Veranstaltungen im Jahr und rechnet mit drei bis vier Millionen Besuchern im Jahr. Die Baukosten liegen bei 620 Millionen Euro (Bund 483 Millionen Euro, Berlin 32 Millionen Euro). 105 Millionen Euro will der Förderverein für die Rekonstruktion der Barockfassaden und der Kuppel sammeln. 30 Millionen Euro fehlen noch.
Autor:Dirk Jericho aus Mitte |
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