Kurtisane des Altertums
"Hetäre" hängt jetzt in Alter Nationalgalerie
Jan Toorops „Hetäre“ ergänzt als Schlüsselwerk des europäischen Symbolismus jetzt die Sammlung der Nationalgalerie. Zu sehen ist das Gemälde in der Alten Nationalgalerie.
Das Gemälde "Hetäre" des niederländischen Malers Jan Toorop von 1890 gehört zu den Hauptwerken des Künstlers und gilt zugleich als Schlüsselwerk des europäischen Symbolismus. Bereits in seiner Zeit war Toorop in den Kunstmetropolen Paris, Brüssel und Wien in Ausstellungen vertreten. Durch seinen großen Einfluss auf Künstler wie Gustav Klimt und Piet Mondrian gilt Toorop als eine Schlüsselfigur in der europäischen Kunst um 1900. Werke von Toorop, insbesondere Ölgemälde, sind allerdings bisher kaum in deutschen Sammlungen zu finden.
Die "Hetäre" gehört zu den frühsten symbolistischen Werken Toorops aus den 1890er-Jahren, mit denen der Künstler eine wichtige Position dieser Kunstströmung formulierte und stilprägend wurde. Die Malweise ist frei, dynamisch und zeichnet sich durch einen originellen Umgang mit Farbe aus. Die Darstellung, deren Mittelpunkt eine märchenhafte Frauenfigur bildet, entzieht sich einer einfachen Deutung. Der Titel bezieht sich auf die Kurtisane aus dem Altertum. Das Bild ist auch unter den Titeln "Venus des Meeres" und "Die Frau vom Meer" bekannt.
Jan Toorop (1858-1928) wurde in Purworejo auf der Insel Java im damaligen Niederländisch-Indien und heutigen Indonesien geboren. Sein niederländischer Vater und seine britische Mutter stammten beide aus der niederländischen Kolonie. Im Alter von zehn Jahren kam Toorop in die Niederlande, wo er ab 1880 an der Amsterdamer Rijksacademie studierte. Zwei Jahre später schrieb er sich an der Académie Royale des Beaux-Arts in Brüssel ein. Toorop fand dort Anschluss bei der Société des Vingt, einer Gruppe progressiver Künstler und Künstlerinnen.
Kultur der Insel Java verarbeitet
"Besonders in den Arbeiten um 'Hetäre' scheint Toorop Einflüsse der Kultur Javas verarbeitet zu haben“, sagt Ralph Gleis, Leiter der Alten Nationalgalerie. "Das Gemälde ist, vergleichbar den Werken Paul Gauguins, ein überragendes Zeugnis der Verflechtung der europäischen Moderne mit außereuropäischen Kulturen und ergänzt die Sammlung der Nationalgalerie um ein differenzierteres Verständnis dessen, was wir heute als 'europäische' Moderne bezeichnen." Und Martin Hoernes, Generalsekretär der Ernst-von-Siemens-Stiftung, ergänzt: "Toorop hat noch gefehlt. Die hochkarätige Sammlung der Nationalgalerie kann es sich erlauben, wählerisch zu sein bei ihren Neuerwerbungen. Die geheimnisvolle ‚Hetäre‘ des niederländischen Symbolisten Jan Toorop ergänzt den Bestand jedoch trefflich."
Die "Hetäre" ist ab sofort im Saal zum Symbolismus der Alten Nationalgalerie zu sehen. Dort wird sie dauerhaft mit Werken von Max Klinger, Ludwig von Hofmann, Franz von Stuck, Georg Minne und Giorgio de Chirico ausgestellt. Das Gemälde konnte mit Mitteln aus dem Nachlass Manfred Thamke Berlin und mit Unterstützung der Ernst-von-Siemens-Kunststiftung angekauft werden.
Autor:Ulrike Kiefert aus Mitte |
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