Hundert bunte Mahnmale
Kunstaktion "100 Boote für 100 Millionen Flüchtlinge" zieht weiter nach Brüssel

Engagiert: Hendrik Hahndorf mit dem Mini-Faltboot von Ammar Assali (rechts), einem jungen Künstler aus Damaskus. | Foto:  Ulrike Kiefert
7Bilder
  • Engagiert: Hendrik Hahndorf mit dem Mini-Faltboot von Ammar Assali (rechts), einem jungen Künstler aus Damaskus.
  • Foto: Ulrike Kiefert
  • hochgeladen von Ulrike Kiefert

Über 100 riesige Papierboote standen einen Tag lang im Berliner Lustgarten – und erzählten von täglichen Dramen. Organisiert hat die Kunstaktion zum Weltflüchtlingstag die Awo Sachsen-Anhalt. Nächstes Jahr sollen die Boote das EU-Parlament in Brüssel fluten.

Der Lustgarten ist voller bunter Boote. Gigantisch groß locken sie massenhaft vor allem die Touristen an. Kameras blitzen für Selfies und Gruppenfotos. Mittendrin laufen junge Leute in knallroten T-Shirts herum und antworten auf neugierige Fragen. Auch Hendrik Hahndorf trägt heute Rot und eine „100“ auf der Brust. Die Zahl steht für die 110 Origami-Boote, die rund 600 Freiwillige in ganz Deutschland gefaltet haben. „Mit so viel Resonanz hatten wir gar nicht gerechnet“, muss Hahndorf zugeben. Er ist der Vorstandschef der Arbeiterwohlfahrt (Awo) Sachsen-Anhalt, der Initiatorin für die einmalige Kunstaktion vor dem Berliner Dom.

Zwei bis fünf Meter lang sind die Boote, jedes gut 30 Kilogramm schwer. Die bunten Farben machen sie fröhlich, doch das täuscht. Die XXL-Boote sind eine Metapher für das tägliche Flüchtlingsdrama. Gefaltet aus Folien für Tetra Paks sind sie fragil, ein Windstoß pustet sie um – niemand würde hier einsteigen und übers Meer schippern. Deshalb sind die Boote als Mahnmal zu verstehen, erklärt Hahndorf, als Zeichen der Solidarität für die Geflüchteten und ihre meist traurigen Schicksale.

110 Boote fluten zum Weltflüchtlingstag den Lustgarten.  | Foto: Ulrike Kiefert
  • 110 Boote fluten zum Weltflüchtlingstag den Lustgarten.
  • Foto: Ulrike Kiefert
  • hochgeladen von Ulrike Kiefert

Die Idee zu der sozialkritischen Aktion zum Weltflüchtlingstag hatte vor einem Jahr der Koordinator für ehrenamtliches Engagement der Awo Sachsen-Anhalt, Ruben Herm. Tipps holte er sich vom Künstler Frank Bölter, den seine Performances in Form von groß angelegten Faltaktionen bekannt gemacht haben. Bölter faltete zum Beispiel eine zwölf Meter große Friedenstaube. Eine niederländische Firma stieg mit ein und spendete der Awo die Tetra-Pak-Folien. Mitte August 2023 begannen dann Freiwillige in Sachsen-Anhalt mit dem Falten der Boote. Auch Hendrik Hahndorf hat Hand angelegt. Über die anderen Awo-Landesverbände wurden die Blanko-Boote dann an 122 Kitas, Schulen, Organisationen, Vereine und Wohlfahrtsverbände in ganz Deutschland verteilt, bemalt und mit Botschaften beklebt.

Hier sind keine Außerirdischen, sondern Erdlinge gelandet.  | Foto: Ulrike Kiefert
  • Hier sind keine Außerirdischen, sondern Erdlinge gelandet.
  • Foto: Ulrike Kiefert
  • hochgeladen von Ulrike Kiefert

Die Kunstaktion dauerte in Berlin nur einen Tag. Eine Eintagsfliege soll sie aber nicht bleiben. Denn weltweit sind mehr als 110 Millionen Menschen auf der Flucht vor Kriegen, Hunger oder Naturkatastrophen. Für viele von ihnen endet die Flucht tödlich. Deshalb gehen die Boote jetzt erstmal dorthin zurück, wo sie bemalt wurden. „Dort werden sie dann zum Beispiel in den Rathäusern ausgestellt“, so Hendrik Hahndorf. Später, Anfang 2025, sollen sie dann das Europäische Parlament in Brüssel fluten, so der Plan. Als Mahnmal und Zeichen der Solidarität.

Autor:

Ulrike Kiefert aus Mitte

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

52 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

Gesundheit und MedizinAnzeige
 Ist Ihr Herz gesund? Informieren Sie sich am 20. November über Herzschwäche und wie man sie erkennt und behandelt. | Foto: Caritas-Klinik Maria Heimsuchung

Infos über Herzinsuffizienz
Vortrag: „Herzschwäche erkennen und behandeln“

Die Caritas-Klinik Maria Heimsuchung lädt Sie herzlich zu einem informativen Vortrag am 20. November 2024 von 17 bis 18 Uhr ein. Unter dem Titel „Stärke dein Herz – Herzschwäche erkennen und behandeln“ erfahren Sie Wissenswertes über die frühzeitige Erkennung und moderne Behandlungsmöglichkeiten der Herzinsuffizienz. Dr. med. Philipp Krauser, Facharzt für Innere Medizin und Kardiologie sowie Oberarzt im Caritas Kardiozentrum Berlin, wird in dem Patienteninformationsabend auf die typischen...

  • Pankow
  • 30.10.24
  • 720× gelesen
KulturAnzeige
Blick in die Ausstellung über den Palast der Republik. | Foto: David von Becker
2 Bilder

Geschichte zum Anfassen
Die Ausstellung "Hin und weg" im Humboldt Forum

Im Humboldt Forum wird seit Mai die Sonderausstellung „Hin und weg. Der Palast der Republik ist Gegenwart“ gezeigt. Auf rund 1.300 Quadratmetern erwacht die Geschichte des berühmten Palastes der Republik zum Leben – von seiner Errichtung in den 1970er-Jahren bis zu seinem Abriss 2008. Objekte aus dem Palast, wie Fragmente der Skulptur „Gläserne Blume“, das Gemälde „Die Rote Fahne“ von Willi Sitte, Zeichnungen und Fotos erzählen von der damaligen Zeit. Zahlreiche Audio- und Videointerviews geben...

  • Mitte
  • 08.11.24
  • 229× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Leiden Sie unter anhaltenden Knie- oder Hüftschmerzen? Erfahren Sie, wie Sie mit modernsten Methoden Ihre Mobilität zurückgewinnen. | Foto: Caritas-Klinik Dominikus

Infoabend am 12. November
Leben ohne Knie- und Hüftschmerzen

Leiden Sie unter anhaltenden Knie- oder Hüftschmerzen, die jeden Schritt zur Qual machen oder Ihnen sogar in Ruhe keine Erholung gönnen? Es muss nicht so bleiben! Besuchen Sie unseren Infoabend "Leben ohne Knie- und Hüftschmerzen: Schonende & komfortable OP-Methode!" und erfahren Sie, wie Sie mit modernsten Methoden Ihre Mobilität zurückgewinnen – schonend, effektiv und ohne Angst vor einem Eingriff. Expertenwissen kommt beim Infoabend am 12. November aus erster Hand: Tariq Qodceiah, Chefarzt...

  • Reinickendorf
  • 01.11.24
  • 576× gelesen
WirtschaftAnzeige
Für rund 105.000 Haushalte im Bezirk Lichtenberg baut die Telekom Glasfaserleitungen aus. | Foto: Telekom
2 Bilder

Telekom macht's möglich
Schnelles Glasfasernetz für Lichtenberg

Aktuell laufen die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes im Bezirk Lichtenberg auf Hochtouren. Damit können rund 105.000 Haushalte und Unternehmen in Alt-Hohenschönhausen, Fennpfuhl, Friedrichsfelde, Karlshorst, Lichtenberg und Rummelsburg einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Schnell sein lohnt sich Wer jetzt einen Glasfaser-Tarif bei der Telekom beauftragt, gehört...

  • Bezirk Lichtenberg
  • 30.10.24
  • 661× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Wie Sie Rückenschmerzen durch fortschrittliche Behandlungskonzepte in den Griff bekommen, erfahren Sie am 3. Dezember. | Foto: Caritas-Klinik Dominikus

Ihre Optionen bei Beschwerden
Moderne Therapien an der Lendenwirbelsäule

Um "Moderne Therapien an der Lendenwirbelsäule – Ihre Optionen bei Beschwerden" geht es beim Patienteninformationsabend am Dienstag, 3. Dezember. Rückenschmerzen, Ischias-Beschwerden und Bewegungseinschränkungen im Bereich der Lendenwirbelsäule gehören zu den häufigsten orthopädischen Problemen. An diesem Infoabend erhalten Sie Einblicke in aktuelle Therapiemöglichkeiten und fortschrittliche Behandlungskonzepte. Unser Wirbelsäulenspezialist Tim Rumler-von Rüden erklärt, wie moderne Technologien...

  • Reinickendorf
  • 07.11.24
  • 221× gelesen
  • 1
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.