Mit Bernd S. Meyer auf der Bölschestraße

Friedrichshagen. Mitten im Getümmel des Friedrichshagener Markts zeigt sich der Alte Fritz auf hohem Sockel.

Vom armenischen Künstler Spartak Babajan ist das Bronzestandbild dem nach dem Krieg eingeschmolzenen Vorgänger nachempfunden worden. Die Bildgießerei Seiler im nahen Schöneiche hat es gegossen, 2003 kam es auf den Platz. Das war zum 250. Jahrestag der königlichen Gründungsorder für die „Spinnerkolonie bei Cöpenick“ für Woll- und Seidenspinner, die zuerst Friedrichsgnade, bald Friedrichshagen hieß: 50 Doppelhäuser für 100 böhmische und sächsische Familien an der Dorfstraße, die damals mit vier Reihen Maulbeerbäumen für Seidenraupenfutter gesäumt wurde.

Die Straße heißt seit 1947 nach Wilhelm Bölsche, Autor des „Friedrichshagener Dichterkreises“, befreundet mit Gerhardt Hauptmann. Friedrichshagens „Bölsche“ besitzt seit 125 Jahren auf voller Länge eine Straßenbahn sowie viele Gaststätten, schicke wie anheimelnde Geschäfte, einige in erhaltenen Spinnerhäusern.

Vom Markt Richtung Süden stoppt ein mächtiger Gebäudekomplex den freien Blick zum Müggelsee. Noch vor Jahren braute man hier „Berliner Bürgerbräu“. Die krumme „Pfeiffergasse“ zum See erinnert an den Kriegsrat Johann Friedrich von Pfeiffer. Der hatte im Auftrag des Königs die Spinnerkolonie eingerichtet, erschlich sich das spätere Brauerei-Grundstück, machte sich zum Lehnschulzen, betrog mit Unterschlagungen den König: Strafe folgte auf dem Fuße, ein Jahr später verlor Pfeiffer seine Pfründe.

Am Bölsche-Nordende gibt es ab 1842 den Bahnhof der damaligen Frankfurter Bahn. Seit 1903 ist die hochgelegte Strecke mit Vorortgleisen samt Empfangsgebäude in Betrieb. Nicht viel jünger als der Vorgänger der S3 zum Zentrum ist die Schöneicher und Rüdersdorfer Straßenbahn, eine Überlandbahn, die auf Meterspur ab Bahnhof Friedrichshagen ins Märkische fährt. Seit 1920 gehört der Ort zu Berlin. Aber ein bisschen anders ist die alte Spinnersiedlung immer noch. Mit ihrer Lage im Grünen und am Nordufer des Müggelsees zieht sie bis heute viele junge Famlien und auch Künstler an. BSM

Die Führung mit Bernd S. Meyer beginnt am 25. Juni um 11 Uhr. Treffpunkt ist beim S-Bahnhof Friedrichshagen; Bölschestraße/Am Goldmannpark; S3 bis Friedrichshagen, Straßenbahn 60, 61. Die Führung ist für Leser der Berliner Woche kostenlos. Allerdings ist eine Anmeldung erforderlich: am Freitag, 24. Juni, von 10 bis 12 Uhr unter  887 27 74 14.
Autor:

Bernd S. Meyer aus Mitte

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