Lust am (heiklen) Tabubruch
Museum für Kommunikation widmet sich der Schimpfkultur
„Potz!Blitz!“ heißt es im Museum für Kommunikation. Die neue Ausstellung analysiert Hate Speech und das Fluchen in der Schimpfkultur. Zu sehen bis zum Juni.
Alle tun es: fluchen und schimpfen. Kraftausdrücke benutzt der Mensch, seit er sprechen und mit anderen kommunizieren kann. Doch was passiert dabei im Gehirn? Und wann werden aus Schimpfwörtern Hasstiraden? Das Museum für Kommunikation schaut sich das genauer an und widmet sich mit der „Potz!Blitz! Vom Fluch des Pharao bis zur Hate Speech“-Ausstellung der jahrhundertelangen Fluch- und Schimpfkultur.
Kurator Rolf-Bernhard Essig schlägt mit seiner Schau den Bogen von „Verfluchungen“ in Keilschrift über internationale Beschimpfungen mit Tiernamen bis hin zu Internet-Trollen und Hate Speech in den sozialen Netzwerken. Der Ausruf „Potz!Blitz!“ ist dabei nicht als Überraschung zu verstehen, sondern als das verkürzte „Gottes Blitz soll dich treffen!“ der Pharaonen. Analysiert wird, wie Fluchen physische und soziale Schmerzen und Stress messbar verringern kann. Und wie Kraftausdrücke die Glaubwürdigkeit von Aussagen stärken oder schwächen. „Es geht um die Lust am Tabubruch, um Männer- und Frauenschmähungen, um das Phänomen der Fluchabwehr, um Ausraster im Fußballstadion und im Verkehr“, so Essig. „Aber auch um vergebliche Verbote von Kraftausdrücken.“ Zahlreiche Medienstationen und Mitmach-Angebote zeigen, dass Fluchen und Schimpfen ständige und lebendige Elemente der menschlichen Kommunikation sind. Ein Modell zeigt beispielsweise, welche Bereiche im Hirn beteiligt sind, wenn der Mensch flucht. Vorgestellt wird auch die ausgeprägte Berliner Schimpfkultur. Und an einem „Fluchgenerator“ können die Besucher aus über 6600 klassischen und modernen Flüchen ihren Lieblingskraftausdruck kreieren. Dazu gibt es die passende Musik zu Schimpfwörtern und vieles mehr.
Die aktuelle Ausstellung ist ein Gemeinschaftsprojekt der Museen für Kommunikation Frankfurt/Main und Nürnberg. In der Leipziger Straße 16 können die Berliner alles rund um die Lust am sprachlichen Tabubruch bis zum 25. Juni erkunden. Das Museum ist dienstags von 9 bis 20 Uhr, mittwochs bis freitags von 9 bis 17 Uhr sowie am Wochenende von 10 bis 18 Uhr geöffnet. Der Eintritt kostet sechs Euro, ermäßigt drei Euro. Kinder haben freien Eintritt.
Autor:Ulrike Kiefert aus Mitte |
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