Staatliche Museen geben Schlossbaumeister Andreas Schlüter die Ehre

Die Ausstellung ist eine gute Gelegenheit, um den Wiederaufbau des Schlosses als Humboldt-Forum zu würdigen. | Foto: Caspar
  • Die Ausstellung ist eine gute Gelegenheit, um den Wiederaufbau des Schlosses als Humboldt-Forum zu würdigen.
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Mitte. Mit Andreas Schlüter können viele Leute wenig anfangen, mit dem nach seinen Plänen barock umgebauten und erweiterten Berliner Schloss aber schon. Eine neue Ausstellung im Bode-Museum lädt zur Begegnung mit dem bekannten Unbekannten ein, der vor 300 Jahren in Sankt Petersburg starb.

Die letzte Dokumentation dieser Art fand 1964 am gleichen Ort statt. Damals kannten viele Besucher noch das historische Berlin und wussten auch, wie die Hohenzollernresidenz ausgesehen hatte. Wer jetzt die bis zum 13. Juli laufende Ausstellung "Schloss Bau Meister - Andreas Schlüter und das barocke Berlin" besucht, taucht in eine ferne und doch nahe Welt ein, denn Schlüter ist durch den Wiederaufbau des Schlosses als Humboldt-Forum wieder in aller Munde.

Die Ausstellung beginnt im Großen Kuppelsaal des Museums, wo seit 1904 die Kopie des berühmten, im Ehrenhof des Schlosses Charlottenburg aufgestellten Reiterdenkmals des Großen Kurfürsten von Andreas Schlüter steht. Gezeigt werden Porträts, Bauzeichnungen und Modelle sowie zahlreiche Stücke aus der Skulpturensammlung der Staatlichen Museen Preußischer Kulturbesitz und von anderen Leihgebern.

Besondere Aufmerksamkeit verdienen Skulpturen, die den Abriss des Schlosses 1950/51 und weiterer kriegsbeschädigter Bauten überstanden haben. Dazu lädt das aus vergoldetem Silber bestehende Prunkgeschirr aus dem Rittersaal des Berliner Schlosses zum Verweilen ein. Der erste preußische König Friedrich I. hatte Andreas Schlüter 1694 aus Warschau nach Berlin mit dem Auftrag geholt, die Stadt von provinziellem Zuschnitt in eine Metropole von königlichem Zuschnitt zu verwandeln. Der König träumte von Spree-Athen, das sich mit Paris, Rom und London messen kann, doch wurde dieses Ziel mangels wirtschaftlicher und finanzieller Ressourcen nicht erreicht. Lediglich das Zeughaus Unter den Linden, heute Deutsches Historisches Museum, ist aus dieser Zeit des Aufbruchs und der künstlerischen Innovation erhalten. Die in seinem Hof über den Fenstern angebrachten "Masken sterbender Krieger" kann man sich in der Ausstellung in Form von Grafiken und Modellen anschauen. Man lernt überdies Schlüters Auftraggeber und Zeitgenossen kennen, schaut in die Gesichter von hochadligen Damen und Herren und blickt auch die Abgründe der von Intrigen und Neid angefüllten Hofgesellschaft.

Vergeblich wird man in der Ausstellung nach einem Bild von Schlüter suchen. Es gibt keine authentische Darstellung, so wie auch über sein Leben nicht viel bekannt ist. Im Buch zur Ausstellung (Hirmer Verlag München 2014, 49,90 Euro, ISBN 978-3-7774-2199-5) werden die wenigen biografischen Daten über den 1659/60 in Danzig geborenen und 1714 in Sankt Petersburg verstorbenen Bildhauer und Schlossbaumeister mit Angaben über sein umfangreiches Werk verwoben.

Nach dem Museumsbesuch ist man gut beraten, sich an anderen Orten in Berlin auf Schlüters Spuren zu begeben. Ein Wegweiser zu fünf Euro lädt zum Besuch des Zeughauses, der Marienkirche und der Nikolaikirche, des Doms am Lustgarten und nach Charlottenburg ein, wo man weitere, wegen ihrer Größe vor Ort belassene Skulpturen von der Hand des Meisters betrachten kann.

Öffnungszeiten des Bode-Museums auf der Museumsinsel: Dienstag, Mittwoch, Freitag bis Sonntag 10 bis 18 Uhr, Donnerstag 10 bis 20 Uhr, Eintritt inklusive Dauerausstellung im Bode-Museum zwölf, ermäßigt sechs Euro, http://ww2.smb.museum/schlueter/.
Helmut Caspar / HC
Autor:

Helmut Caspar aus Mitte

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