FESTTAGE 2019 rücken dieses Jahr die musikalische Komödie in den Mittelpunkt
Staatsoper Unter den Linden: die Verlobung im Kloster feiert Premiere

Die FESTTAGE 2019 rücken dieses Jahr die musikalische Komödie in den Mittelpunkt. Neben Richard Wagners „Die Meistersinger von Nürnberg“ feiert „Die Verlobung im Kloster“ von Sergej Prokofjew in der Staatsoper Unter den Linden Premiere. Das Publikum darf sich auf eine Verwechslungskomödie voll praller Theatralik freuen, dass nicht nur reine Opernfans ansprechen wird.


Was erwartet den Zuschauer?


Die lyrisch-komische Oper in vier Akten begeistert mit einem turbulenten Geschehen, das an Mozarts „Die Hochzeit des Figaro“ erinnert.

Handlungsschauplatz ist das Sevilla des 18. Jahrhundert, in dem zwei junge Paare erst durch Wirren und Verwechslungen zueinanderfinden: Edelmann Don Jeronimo will seine Tochter Luisa mit dem alten Fischhändler Mendoza verheiraten. Die ist jedoch verliebt in den jungen Sänger Antonio und flüchtet in den Kleidern ihrer Haushälterin Duenna aus dem Haus. Gemeinsam mit ihrer Freundin Clara, die ihrerseits Lauras Bruder Ferdinand verfallen ist, schmiedet die junge Frau einen Plan, wie beide der Zwangsheirat entgehen könnten. Durch den Trubel des Fischmarkts, des Sevillaner Karnevals und diverser Bäumchen-Wechsel-dich-Spiele finden sich die Akteure zum Finale in einem Kloster wieder.

Sergej Prokofjew komponierte die Oper, nachdem er von einem 20-jährigen Auslandsaufenthalt wieder in sein sowjetisches Heimatland zurückkehrte. Die Inspiration zum Vierakter lieferte 1940 seine neue Liebe Mira Mendelson, als sie ihn auf das Lustspiel The Duenna (1775) aufmerksam machte.

Dieser Stoff begeisterte den Pianisten unmittelbar: „Der feine Humor, die zauberhafte Lyrik, die zugespitzte Charakterisierung der Protagonisten, die Dynamik der Handlung, der spannungsreiche Aufbau, bei dem der Zuschauer auf jede Wendung mit Interesse und Ungeduld wartet“ – daraus, so Prokofjew, ließe sich wunderbar eine Oper im Stile von Mozart oder Rossini machen.

Die Ähnlichkeit zu Mozart wundert nicht, wenn man bedenkt, dass der Autor der „Duenna“, der irische Dramatiker Richard Brinsley Sheridan, sein Zeitgenosse war. Die Uraufführung von Die Verlobung im Kloster war bereits für 1941 geplant, musste dann aber aufgrund der Wirren des Krieges ausfallen. Erst im November 1946 in Leningrad hatte die Oper schließlich ihre Premiere. Im Vergleich mit den sieben anderen Opern Prokofjews erlangte Die Verlobung im Kloster weit weniger internationale Anerkennung als etwa Der feurige Engel oder Die Liebe zu den drei Orangen. In der UdSSR wurde sie als „typische Erscheinung des Formalismus“ gar verboten.


Dmitri Techerniakov - gelingt ihm ein weiterer Erfolg?


Inszeniert wird Die Verlobung im Kloster von Dmitri Techerniakov, der in der Hauptstadt in den vergangenen Jahren bereits mehrfach die Blicke der Opernszene auf sich zog. Gemeinsam mit Daniel Barenboim als Dirigent inszenierte er 2015 Parsifal und 2018 Tristan und Isolde von Richard Wagner.
Geboren wurde der Regisseur 1970 in Moskau und schloss 1993 sein Studium an der Russischen Akademie für Theaterkunst ab. Seitdem inszeniert er zahlreiche Opern und Schauspiele in internationalen Häusern. Die Bühnenbilder kreiert Techerniakov dabei größtenteils selbst. Für sein Wirken wurde der Regisseur vielfach mit Preisen ausgezeichnet, darunter die Goldene Maske und der Internationale Stanislawski Preis. Darüber hinaus kürte die Zeitschrift Opernwelt ihn mehrfach zum Opernregisseur des Jahres.
„Das ist ja wie Champagner!“ – so entzückte Prokofjew einst das Vorbild seiner Oper. Vielleicht begeistert Die Verlobung im Kloster das Publikum der Staatsoper bald in ähnlicher Weise – immerhin haben ein selten präsentiertes Stück, komödiantische Anklänge an Mozart und Rossini und ein international gefragtes Regietalent die besten Voraussetzungen dazu.

Autor:

Frank Nagel aus Spandau

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