Grabsteine in Berlin
Tasse oder Kännchen?
Beim Kranzler
Kranzler reichte einfach und Berlin wusste wo sie war, die Konditorei. Der Chef selbst kam als gelernter Konditor der Wiener Schule, bald als persönlicher Küchenchef des Fürsten Karl August von Hardenberg (1750-1822) 1816 nach Berlin. 1824 nun rechtskräftig Bürger von Berlin, eröffnete er an der Friedrich Ecke Behrenstraße eine Konditorei, die bald sehr bekannt war und erfolgreich wurde. Das nahm er zum Anlass sich zu erweitern. Unter den Linden 25 kam von Architekt August Stüler (1800-1865) ein umgebautes und aufgestocktes Geschäftshaus dazu, was 1834 als Ensemble Kranzler eröffnet wurde. Eine Institution im kaiserlichen Berlin, auch zum Repräsentieren. Man saß bei gutem Wetter auf der „Rampe“, eine Straßenterrasse und betrachtete die Berliner Welt, umsorgt von flinken Kellnern. Dazu konnte man österreichische Spezialitäten genießen, aber auch russisches Eis. Das „Kranzlereck“ wurde ein Brennpunkt des Berliner Lebens und stand fortan in der der Gunst des Königs Friedrich Wilhelm d. III. (1797-1840) Das Geschäft im 2. Weltkrieg kriegszerstört, eröffnete neu am Kurfürstendamm. Doch das hat der alte Kranzler nicht mehr erlebt. Begraben liegt er und Familie an der Liesenstraße, dort im Wedding, auf dem Kirchhof II der Dorothenstädtischen Gemeinde, welcher 1842 angelegt wurde. Dem Meister von Torten Café, Eis und Sahne hat jemand ein Porzellan Cafégedeck an den Grabstein gestellt. Vielleicht füllt sich die Tasse, wenn der Tortengeist erwacht? Der Meister kann doch seine Gäste unmöglich warten lassen…wo diese selbst warten, das Berliner Leben wieder betrachten zu können, überall dort wo man sitzen kann, unter Bäumen, im Frühling von Berlin, hoffentlich bald und ohne Angst vor Corona....!
Text R.R.
Info: Volker Spiess „Berliner Biografische Lexikon“ Haude und Spener
Autor:Ralf Rohrlach aus Friedrichshain |
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