Tresor-Tür als Symbol der Geschichte
Tonnenschweres Eisenmonster zieht als erstes Objekt der Berlin-Ausstellung ins Humboldt Forum
Die für dieses Jahr geplante Eröffnung des Humboldt Forums im Schlossnachbau wurde wegen technischer Probleme unter anderem mit der Klimaanlage verschoben. Doch die Macher der Berlin-Ausstellung im wiederaufgebauten Hohenzollern-Schloss räumen wie geplant ihre Exponate ein. Als erstes wurde die legendäre Tür des Techno-Clubs Tresor ins Schloss gebracht.
Früher haben die Eigentümer des Wertheim-Kaufhauses hinter der 2,30 Meter hohen Stahltür im Tresorraum der ehemaligen Wertheim-Bank Geld und Gold gelagert. Nach der Wende entdeckte der Technopionier Dimitri Hegemann den toten Tresorkeller mit dem Stahlmonster und den Schließfächern und eröffnete dort an der Leipziger Straße 1991 Berlins legendären Technoclub Tresor. 2005 musste Hegemann raus; das Gelände am Leipziger Platz wurde neu bebaut und das Kellergewölbe abgerissen. Die Tresortür durfte der Party-Unternehmer noch mitnehmen. Hegemann hat die Stahltür selbst ausgebaut und eingelagert und stellt sie jetzt als Leihgabe für die Berlin-Ausstellung des Stadtmuseums zur Verfügung.
Das Stahlexponat ist das erste Objekt und ein sogenanntes Humboldt Forum Highlight. Weil Dimitri Hegemann den Ausbau der Tresortür seinerzeit umfassend dokumentiert hat, konnte die Tür für die Ausstellung wieder instandgesetzt und der Türaufbau mit Stufenverkleidung nachgebaut werden. Auch die legendären Bank-Schließfächer, die Hegemann aus dem Tresorkeller gerettet hat, werden in der Ausstellung in eine betonverkleidete Wand eingelassen.
Zwischen Freiraum und Grenzen
Zentrales Thema der Berlin-Ausstellung ist die Verflechtung der Stadt Berlin mit der Welt. Raumgroße Installationen, außergewöhnliche Inszenierungen und überraschende Objekte erzählen auf zirka 4000 Quadratmetern von der unverwechselbaren DNA Berlins: von Revolution und Krieg, von Freiraum, Mode und Vergnügen, von Grenzen und Verflechtung. „Die Tresortür ist ein außergewöhnlich erzählstarkes Stück Zeitgeschichte, die von den Goldenen Zwanzigern ebenso berichtet wie von Verfolgung und Krieg in den dunkelsten Jahren unserer Stadt, aber auch von der Teilung und nach ihrer Überwindung von der subkulturellen Nutzung plötzlich zugänglicher Orte. Ein Exponat also, mit dem sich exzellent Berlin und seine wechselhafte Geschichte den Berlinern und ihren Gästen aus aller Welt nahebringen lässt“, sagt Moritz van Dülmen von Kulturprojekte Berlin. „Alles ist mit allem verbunden, nur manchmal eben durch Türen getrennt. Wir nutzen die Tresortür allerdings, um zu verbinden. Die Tür steht zwischen den Ausstellungsbereichen Freiraum und Grenzen. Freiräume, die die Jahre nach dem Fall der Mauer in Berlin prägten und von denen der wahrscheinlich weltweit bekannteste der Techno-Club Tresor war. Und Grenzen, wie sie die Mauer in Berlin darstellte und unter der die Stahlkammer über Jahrzehnte verschwand“, so Paul Spies beim Einzug des Exponates. Der Direktor des Stadtmuseums ist Chef-Kurator des Landes Berlin im Humboldt Forum.
Ab Herbst sollen im ersten Obergeschoss des Humboldt Forums weitere große Sonderexponate wie das stereoskopische Kaiserpanorama, die Kugelschalen für den Raum „Vergnügen“ oder die großformatige Weltkugel, die das Zentrum des Eröffnungsraums bilden wird und das Leitmotiv der Ausstellung verkörpert, eingeräumt werden. Internationale Street Artists werden auf den Flächen Kunst produzieren. Ihre Arbeiten kommen kurz vor der Eröffnung 2020 in Vitrinen und sollen die Berlin Ausstellung komplettieren.
Das Humboldt Forum im rekonstruierten Schloss soll ähnlich dem Pariser Centre Pompidou Deutschlands großes Kulturzentrum und Begegnungsort der Weltkulturen werden. Für den Neubau wurde bis 2008 der Palast der Republik abgerissen. „Erichs Lampenladen“, wie Honeckers 1976 eröffneter Prestigebau im Volksmund hieß, wurde auf der Stelle des 1950 gesprengten Hohenzollern-Schlosses errichtet. Nutzer im neuen Humboldt Forum sind die Staatlichen Museen mit den außereuropäischen Sammlungen, die Humboldt-Universität mit dem Humboldt-Labor und das Stadtmuseum, das eine Berlin-Ausstellung aufbaut. Die Schloss-Stiftung plant 1000 Veranstaltungen im Jahr und rechnet mit drei bis vier Millionen Besuchern jährlich. Die Baukosten liegen bei 620 Millionen Euro (Bund 483 Millionen Euro, Berlin 32 Millionen Euro).
Autor:Dirk Jericho aus Mitte |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.