Alexanderplatz in Szene
Warum das "Herz von Ostberlin" beliebter Drehort ist

Als Historiker weiß Stefan Wolle viel über Ostberlin und den Alexanderplatz.  | Foto: Fotos: Ulrike Kiefert
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Weltzeituhr und Fernsehturm: Der Alexanderplatz ist einer der beliebtesten Drehorte der Stadt – und das nicht erst seit der Wende. In vielen Filmen erfüllt(e) er einen ganz bestimmten Zweck, wie Historiker Stefan Wolle weiß.

Heinrich George brilliert 1931 in „Berlin Alexanderplatz“ als Krimineller, der anständig werden will. Im „Zimmerspringbrunnen“ wird ein wasserspeiender Fernsehturm zum Verkaufsschlager. In „Good Bye, Lenin!“ lässt Daniel Brühl Geldscheine von einem Plattenbau am Alex regnen. Und auch die Weltstars Jodie Foster und Matt Damon drehten dort für die Thriller „Flightplan – Ohne jede Spur“ und „The Bourne Supremacy“.

Der Alexanderplatz taucht in Spielfilmen und Fernsehproduktionen immer wieder auf. Als historische Kulisse für Rückblicke in die Weimarer Zeit (Babylon Berlin) oder die friedliche Revolution in der DDR (Good Bye, Lenin). Seine architektonischen Besonderheiten, das quirlige Leben und flüchtige Aufeinandertreffen ganz unterschiedlicher Menschen haben den Platz, der nach dem russischen Zaren Alexander I. benannt ist, zu einem der beliebtesten Drehorte der Stadt gemacht. Markenzeichen sind vor allem die Weltzeituhr und der Fernsehturm, wobei letzterer gar nicht auf dem Alex, sondern daneben in der Panoramastraße steht. „Der Alexanderplatz war das Herz von Ostberlin“, sagt Stefan Wolle, Historiker und wissenschaftlicher Leiter des DDR-Museums. „Dafür steht er symbolisch in vielen Filmen.“ So wie das Brandenburger Tor das Symbol für den Westen war. Vor allem in Hollywoodfilmen erfüllt der Alexanderplatz als „Ossi“ aber immer auch einen bestimmten Zweck. Grau, überfüllt, undurchsichtig und sozialistisch ist er die perfekte Location für den klassischen Agentenfilm.

Markanter Weltplatz mit besonderer Architektur.  | Foto: Uklrike Kif
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In Nachwende-Produktionen kommt der Alexanderplatz oft nur in Sequenzen vor. Ganz anders in Defa-Filmen, wo er eine größere Rolle spielte. Stefan Wolle weiß auch warum. „Hier war die Mauer nicht zu sehen, quasi aus dem Stadtbild verschwunden.“ Typische Szene: Egal, ob Spielfilm, Doku oder Serie, im Vorspann verlässt fast immer eine S-Bahn den Bahnhof Alexanderplatz. So hat der Zuschauer gleich gewusst: „Wir sind jetzt in der Hauptstadt der DDR.“ In „Sheriff Teddy“ zum Beispiel spielt eine Szene im damaligen HO-Warenhaus am Alex, erzählt Stefan Wolle. Den Kinderfilm nach dem gleichnamigen Kinderbuch von Benno Pludra drehte Heiner Carow 1957. In „Eine Berliner Romanze“ von 1956 lernt die 16 Jahre alte Uschi im HO-Bekleidungswarenhaus den Beruf der Verkäuferin. Und in „Ein Lord am Alexanderplatz“ von 1967 siedelt ein galanter Heiratsschwindler nach seiner Haftentlassung von München nach Ostberlin über. Detailliert im Film zu sehen ist der damalige Wiederaufbau des (neuen) Alexanderplatzes. „Der Bahnhof wurde schon 1964 fertig, die Weltzeituhr 1969.“ Seit ihrer Einweihung ist sie der zentrale Treffpunkt auf dem Alex. Stefan Wolle verknüpft selbst „hundertausend Erinnerungen“ mit dem Alexanderplatz. Als Kind lag er auf seinem täglichen Schulweg. Unten im HO-Kaufhaus (Alexanderhaus) gab es in den 1950er Jahren das erste Automaten-Café mit Wurstbrötchen für 50 Pfennige, und in der Buchhandlung „Das gute Buch“ arbeitete Wolle 1969 zeitweise als Buchhändler. „Auf dem Alexanderplatz war immer mächtig viel Betrieb.“ Und er war die Bühne großer Ereignisse, zum Beispiel der Jugendweltfestspiele 1973 – verewigt in Dokus.

Zwei markante Gebäude auf dem Alexanderplatz boten sich auch als passende Kulisse für die Serie „Babylon Berlin“ an: das Alexanderhaus und das Berolinahaus. Beide hatten den Krieg weitgehend unbeschadet überstanden. Architekt Peter Behrens entwarf sie 1931 im Stil der Neuen Sachlichkeit und sie repräsentieren perfekt die Zeit der Weimarer Republik.

Autor:

Ulrike Kiefert aus Mitte

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