Nur wer sich mit der Vergangenheit auseinandersetzt, kann die Zukunft gestalten.
Zeitzeugengespräch mit Tamar Dreifuss
Ort: Oranienburger Straße 28-30, 10117 Berlin
Großer Saal
Programm
18.00 Uhr Begrüßung Anja Siegemund
18.10 Uhr Historische Einführung Uwe Neumärker
18.20 Uhr Gespräch mit Tamar Dreifuss und Shelly Kupferberg
Anmeldung: veranstaltungen@stiftung-denkmal.de
Biografisches:
Tamar Dreifuss wurde 1938 in Wilna geboren. Vor dem zweiten Weltkrieg lebten dort 80.000 Juden, etwa ein Drittel der Bevölkerung. Deshalb wurde die Stadt auch als „Jerusalem Litauens“ bezeichnet. Tamar wuchs bei ihren Eltern auf. Ihre Mutter, Jetta Schapiro, hatte ein kleines Geschäft. Nach dem Beginn des Krieges 1939 flohen viele Menschen in Richtung Osten. So war Wilna im Herbst 1940 eine der größten jüdischen Gemeinden Europas. Die jüdische Familie Schapiro wurde gezwungen, ihre Wohnung in Wilna zu verlassen. Sie fanden Unterkunft in Ponar, einem nahe gelegenen Ort. Hier wurden sie ein Jahr später, nach dem Einmarsch der Deutschen, Zeugen von Massenerschießungen. Zu den Opfern gehörte auch Tamars Großmutter. Später gelangte die Familie auf schwierigen Wegen in das neugeschaffene Ghetto von Wilna und versuchte dort zu überleben. Im September 1943 sah Tamar ihren Vater, Jascha Schapiro, zum letzten Mal. Gemeinsam mit ihrer Mutter wurde sie in einem Viehwaggon in das Durchgangslager Tauroggen deportiert. Wie durch ein Wunder konnte Jetta Schapiro mit ihrer Tochter fliehen: Nach einer angeordneten Gemeinschaftsdusche besorgte sie für sich und Tamar ordentliche Kleidung und passierte mit dem Kind an der Hand selbstbewusst den diensthabenden Wachmann, als seien sie nur Besucherinnen gewesen. Nach der geglückten Flucht brachte die Mutter sich und ihre Tochter als Arbeiterin auf Bauernhöfen durch. Dabei lebte sie in ständiger Angst, als Jüdin erkannt zu werden. Am 13. Juli 1944 wurde Wilna durch die Rote Armee befreit. Tamar und ihre Mutter kehrten dorthin zurück und erfuhren, dass der Vater im KZ ermordet worden war. Jetta Schapiro heiratete nach dem Krieg Siegmund Rosenzweig. Zusammen mit Tamar wanderten sie 1948 nach Israel aus. Dort machte Tamar eine Ausbildung zur Erzieherin. Nach ihrer Heirat im Jahr 1959 zog sie mit ihrem Mann Harry nach Deutschland und arbeitete als Religionslehrerin und Pädagogin. Tamar übersetzte die Lebensgeschichte ihrer Mutter Jetta Schapiro-Rosenzweig aus dem jiddischen Original ins Deutsche. Es wurde unter dem Titel „Sag niemals, das ist dein letzter Weg“ veröffentlicht.
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