Berlin. Wenn unsere Leserin Julia ihre Heimat beschreibt, dann mit den Düften aus dem Garten ihrer Kindheit. Im Rahmen der Aktion "Meine Heimat" hat sie ihre Sinneseindrücke für die Leser der Berliner Woche niedergeschrieben.
Heimat? Das ist die Natur. Ein blühender Apfelbaum im Frühling, ein Kastanienbaum voller Früchte im Herbst. So war es für meine Großtante, die nach dem 2. Weltkrieg von ihrem Garten und von noch viel mehr Abschied nehmen musste und in Berlin einen kleinen Ersatz fand. Und so ist es für mich, privilegierte Generation 1977.
Vor zehn Jahren haben meine Eltern das Haus, in dem ich aufgewachsen bin, verkauft. Es gehört jetzt einem Rabbi und seiner Familie. Sie haben eine hohe Mauer um das Haus herum gezogen. Früher konnte man vorne einen Flieder- und einen Quittenbaum sehen und nach hinten in den Garten schauen. Jetzt geht das nicht mehr. Aber die Düfte des Gartens habe ich trotzdem in der Nase, wenn ich manchmal hier vorbeilaufe und „meine“ Straße mit „meiner“ Kastanie besuche: Pfefferminze, Teerosen, Walnüsse in ihren dunklen Schalen, die so stark abfärben, dass man eine Woche nach dem Aufsammeln immer noch grüne Fingernägel hat.
Kann man irgendwo Walnüsse mit Schale kaufen? Und welche Pflanzen wachsen eigentlich in Syrien? Nicht weit von hier wohnen jetzt viele Flüchtlinge. Ich hoffe, sie können hier in Berlin ein Stückchen Heimat finden. Vielleicht irgendwo am Straßenrand oder in einem der Wälder. Ein bisschen Grün, das wie zu Hause riecht, wenn man es zwischen den Fingern reibt. Julia
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