Das letzte Konzert
Papageno-Schulleiterin Brigitte Stemmler in den Ruhestand verabschiedet
Wer so einen Abschied an seinem letzten Arbeitstag vor der Pensionierung bekommt, muss ziemlich viel richtig gemacht haben. Kinder, Lehrer und Eltern der Papageno-Grundschule an der Bergstraße überraschten die langjährige Schulleiterin Brigitte Stemmler mit einem Minikonzert.
Kreischen, jubeln, winken und auch viele Tränen – so werden sonst nur Rockstars empfangen, wenn sie auftauchen. Die, die am 13. März um 13.30 Uhr von der zweiten Etage im Hauptgebäude auf die Massen in ihrem Schulhof blickte, war jahrzehntelang Herz und Seele der Papageno-Schule. Brigitte Stemmler ist seit 1990 Rektorin an der Schule und hat sie zur beliebtesten im Bezirk gemacht. Jedes Jahr sind die Anmeldezahlen viel höher als die Papageno-Schule aufnehmen kann. Die musikbetonte Grundschule ist bekannt für ihre Schülerkonzerte und Theateraufführungen, die seit Jahren wegen fehlender Aula in der Turnhalle stattfinden. Genau davor, auf der Freifläche zwischen Haupthaus und Sporthalle, wo demnächst endlich eine Aula in einem Anbau entsteht, gaben die Kinder für ihre Chefin ein ganz besonderes Konzert.
Die Musiklehrer hatten in den Klassen die Papageno-Arie mit neuem Text einstudiert. Eine gemeinsame Probe mit allen gab es nicht; Frau Stemmler sollte nicht Wind bekommen von der Überraschung. So war das Minikonzert unterm Rektorenfenster gleichzeitig Premiere. „Als Direktorin warn Sie ja, stets lustig, heiter, für uns da“, sangen die Kids aus voller Brust. „Wir sagen heut auf Wiedersehen, die Zeit mit Ihnen war sehr schön, denn Sie haben die Musik zu uns gebracht, und uns damit sehr froh gemacht“, hieß es in der neuen Papageno-Version. Eltern aus 19 Klassen hatten 23 Kuchen gebacken: Auf jedem ein Buchstabe, so dass der Schriftzug „Vielen Dank die Papagenos!“ von oben zu lesen war. Brigitte Stemmler wuselte nach der Fenster-Audienz durch ein Meer von Kindern. Es gab hunderte Umarmungen mit den Kleinen und Großen, Kollegen und Eltern. Einige Mädchen weinten. „Ich komme ja wieder“, sagte die Schulleiterin. Bei Schülerkonzerten und Auftritten will sie auf jeden Fall vorbeikommen, versprach sie.
Jetzt will Brigitte Stemmler „erstmal runterkommen“ und viel Zeit mit ihren zwei Enkelkindern verbringen, die neben ihrem Haus in Mahlsdorf wohnen, wie sie der Schülerzeitung verriet. Reisen – auch mal außerhalb der Ferien – steht jetzt auf dem Programm. Das Größte, was sie geschafft hat, war der Erhalt des Schulstandortes, sagt Stemmler. Die Papageno-Schule sollte 1998 geschlossen werden. Stemmler und ihr Team haben für die Schule gekämpft. Und der Schulgarten liegt ihr sehr am Herzen; ein Paradies auf dem Schulhof. Er trägt den Namen Angerstein-Garten, benannt nach dem Schulgartenlehrer, der den Garten 1950 auf einer Brache angelegt und bis zu seiner Pensionierung 1995 geleitet hat.
Die Papageno-Schule hatte 1990, als Brigitte Stemmler angefangen hat, 320 Schüler. Heute sind es 550 und 43 Lehrer. Im kommenden Schuljahr lernen dort schon 572 Kinder. Zum Schuljahr 2017/18 wurde ein modularer Ergänzungsbau (MEB) eröffnet. Das Schulamt plant zudem einen Anbau mit Multifunktionssaal. Neue Rektorin der Papageno-Schule ist Malgorzata Wlodarska. Sie war bisher Konrektorin an der Gustav-Falke-Grundschule in Gesundbrunnen. Wlodarska ist erst seit zwei Tagen bei den Papagenos und freut sich sehr auf die neue Aufgabe. „Ich habe nur Gutes gehört über die Schule“, so die 49-Jährige. Dass hier die Musike spielt, konnte sie beim Abschiedskonzert für Brigitte Stemmler live miterleben.
Autor:Dirk Jericho aus Mitte |
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