"Arbeiten muss nicht doof"
Pia Schwanenberg macht Kinder neugierig auf eher unbekannte Berufe
Berufspaten gehen in Schulen und erzählen Kindern von ihren Berufen. Eine von ihnen ist Pia Schwanenberg. Die 27-Jährige arbeitet bei der Firma Forto an nachhaltigen globalen Lieferketten. Was sie motiviert, erklärt sie im Gespräch mit Berliner-Woche-Reporterin Ulrike Kiefert.
Warum sind Sie Berufspatin geworden?
Pia Schwanenberg: Das war mehr oder weniger Zufall. Ein Arbeitskollege aus der Logistik ist schon länger Berufspate und lud immer mal wieder Schulklassen in unser Büro ein. Ich stieß für das Thema Nachhaltigkeit dazu und so wurde der Verein Berliner Schulpaten auf mich aufmerksam. Sie fanden mich gut und fragten, ob ich Berufspatin werden will. Ich sagte zu und bin jetzt seit Dezember Patin.
Was treibt Sie an?
Pia Schwanenberg: Ich finde die Idee dahinter einfach super. Lehrer machen einen tollen Job, keine Frage, aber die vier Wände eines Klassenzimmers beschränken eben. Mit uns lernen die Kinder andere Vorbilder kennen, andere Berufe als zum Beispiel die ihrer Eltern. Wir erzählen ihnen, was wir machen, bringen Werkzeuge, Bilder oder Materialien mit, damit unsere Arbeit für sie greifbarer wird. Kinder zwischen zehn und zwölf Jahren sind ja noch nicht so entscheidungsfreudig, es ist also das richtige Alter, sie neugierig zu machen. Oft sagen die Kids, ich will Pizzalieferant werden wie mein Bruder, Arzthelferin wie meine Mama oder Autohändlerin wie mein Vater. Dass es noch viel mehr spannende Berufe gibt, erfahren sie von uns. Für mich war ein Schlüsselmoment, als mir ein Mädchen aus der Nachbarschaft erzählte, sie wolle gern Pilotin werden, sei aber leider kein Junge. Das hat mir zu denken gegeben.
Was machen Sie bei Forto?
Pia Schwanenberg: Wir sind ein Logistikunternehmen, das als Start-up gestartet ist und inzwischen weltweit agiert. Wir bieten digitale Dienstleistungen an, die nachhaltige globale Lieferketten fördern. Zu Land, zu Wasser oder zu Luft. Ich arbeite seit Januar 2021 bei Forto und wurde extra für nachhaltige Entwicklung als Projektmanagerin eingestellt. Sie müssen wissen, Logistik ist eine der Industrien mit den höchsten Emissionswerten. Hier müssen beim Thema Klimaschutz noch große Hebel bewegt werden. Wir liefern unseren Kunden zum Beispiel Daten, mit denen sie erkennen, wie viele Emissionen durch ihre Transporte ausgestoßen werden. Wir erklären ihnen, wie sie Emissionen beim Transport reduzieren können, und wir bieten ihnen alternativ Biokraftstoffe an. Den Warentransport mit Containern so einfach zu machen wie das Versenden einer E-Mail, das ist unser Ziel.
Was haben Sie studiert?
Pia Schwanenberg: Zunächst Stadtplanung, dann Nachhaltigkeitswissenschaften in Lüneburg und den USA. Das ist ein Masterstudiengang. Das Klima zu schützen ist mir wichtig, und es existieren ja bereits viele spannende Lösungsansätze in der Industrie. Trotzdem gibt es noch viel zu tun. Und ich sehe es als meine Aufgabe, andere zum Nachdenken anzuregen, sie zu inspirieren.
Wie erklären Sie den Schülern Ihre Arbeit?
Pia Schwanenberg: Indem ich sie viel frage. Woher zum Beispiel der Pullover stammt, den sie gerade tragen. Dann erkläre ich ihnen spielerisch, wie die Produkte zu uns in die Regale kommen und was eine Lieferkette ist. Oder dass Emissionen das sind, was hinten aus dem Auto rauskommt und stinkt. Bei einem Schiff ist das nicht anders. Die meisten Kinder kennen sich erstaunlich gut mit dem Klimawandel aus. Ich erkläre ihnen auch, dass man sich heute nicht mehr für den Rest des Lebens für einen Beruf entscheiden muss, wie früher die Großeltern. Dass man aber wissen sollte, was man braucht, um alles machen zu können. Gut Englisch zu sprechen beispielsweise. Und ich sage ihnen, dass Arbeiten nicht doof sein muss, der Beruf Spaß machen kann, wenn man sich für den richtigen entschieden hat.
Sie waren auch schon in einer Schule?
Pia Schwanenberg: Ja, in der Vineta-Grundschule im Wedding. So eine vom Verein organisierte Berufestunde dauert etwa 90 Minuten und meist sind mehrere Berufspaten dabei. In der Grundschule waren es außer mir noch eine Polizistin, ein Möbeldesigner und ein Tiefbauer. Also alles eher unbekanntere Berufe. Bei vielen Kindern stehen eher Fußballer hoch im Kurs, Arzt oder Lehrer. Aber wie gesagt, genau darum geht es ja. Mit uns als Paten bekommen sie die Chance, andere Berufe kennenzulernen und sich auszuprobieren. Den Horizont erweitern, damit beginnt das Abenteuer Beruf.
Autor:Ulrike Kiefert aus Mitte |
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