Bärenzwinger soll „kultureller Lern- und Lehrort“ werden
Mitte. Knapp eineinhalb Jahre nach dem Tod der letzten Stadtbärin Schnute am 11. Oktober 2015 soll der denkmalgeschützte Bärenzwinger im Köllnischen Park nun doch kulturell genutzt werden. Der Senat gibt für das Projekt 110 000 Euro bis 2019.
Erst wollte ihn niemand haben, jetzt wird der 1939 eröffnete Bärenzwinger im Köllnischen Park doch zu einem öffentlichen Veranstaltungs- und Bildungsort.
Die Bezirksverordnetenversammlung (BVV) hatte vor einem Jahr beschlossen, den Zwinger kulturell zu nutzen. Doch passiert ist nichts. Kulturstadträtin Sabine Weißler (Grüne) hatte gesagt, dass die Anlage mit den nur 90 Quadratmeter großen Innenräumen – verteilt auf die Bärenkäfige sowie Sanitär- und Büroflächen für die Pfleger – viel zu klein seien. Die Außenflächen haben etwa 600 Quadratmeter. Auch das benachbarte Märkische Museum, das dort Ausstellungen zeigen oder einen Museumsshop eröffnen wollte, winkte ab: alles viel zu winzig.
Das leerstehende Gehege kostet den Bezirk monatlich Geld. Doch jetzt gibt es eine Zukunft für den ehemaligen Bärenzwinger. Er wurde im Mai in die bezirkliche Prioritätenliste der Förderprojekte im Gebiet Luisenstadt aufgenommen, wie die nun auch für das Grünflächenamt (zu dem der Zwinger gehört) zuständige Kulturstadträtin Weißler mitteilt. Das Kulturamt bekommt vom Sommer 2017 bis 2019 knapp 110 000 Euro vom Senat. Senatsbaudirektorin Regula Lüscher hatte sich im September 2016 gegen einen Verkauf der einzigartigen Immobilie und für eine „öffentlichkeitswirksame, kulturelle Nutzung“ des Architekturdenkmals ausgesprochen. Im Bezirk gab es auch Überlegungen, den Kostenfresser zu privatisieren und Restaurant-, Kiosk- oder Galeriebetreibern schmackhaft zu machen.
Lange war es ruhig um das Thema. Jetzt sollen im Bärenzwinger „neue Nutzungsoptionen im Rahmen der kulturellen Zwischennutzung und die Sanierung des Standortes und dessen perspektivischen Umnutzung geprüft und diskutiert werden“, heißt es in dem Bezirksamtsbeschluss vom 20. Juni 2017. In einem Pilotprojekt soll der Bärenzwinger zu einem „kulturellen Lern- und Lehrort sowie zur Wissensplattform für Stadtkultur entwickelt werden“, heißt es. In Ausstellungen, Workshops und Veranstaltungen sollen „Prozesse und Vorhaben der Stadtreparatur“ diskutiert werden; Themen sind auch die Berlin- und Bärengeschichte sowie Gegenwartskunst. Der Zwinger soll für Besucher täglich geöffnet sein.
Wissenschaftliche Volontäre des Bezirksamtes haben Leitideen entwickelt, „die sich mit der langjährigen Nutzung des Bärenzwingers als Behausung der Berliner Wappentiere auseinandersetzen.“ Das Kulturamt will den ehemaligen Bärenzwinger „zum Laboratorium für kollaboratives Lernen und Lehren einer jüngeren Generation entwickeln“. Auch Initiativen aus dem Kiez sollen an den Konzepten und Nutzungsideen mitwirken. Geplant ist eine Zusammenarbeit mit dem Regionalmanagement des Gebiets. „Dadurch kann sich der ehemalige Bärenzwinger zu einem Ort für ressortübergreifenden und bürgernahen Wissenstransfer entwickeln, der über breitflächiges, öffentliches und institutionelles Kooperationspotential verfügt und zum ersten Mal für eine breite Öffentlichkeit zugänglich wird“, heißt es in dem BA-Beschluss. DJ
Autor:Dirk Jericho aus Mitte |
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