Immer mehr Minderjährige kommen allein
Betreuung unbegleiteter Jugendlicher kostete 2022 über 82 Millionen Euro
Immer mehr Kinder und Jugendliche kommen als Flüchtlinge allein nach Deutschland. Auch in Berlin ist im vergangenen Jahr die Zahl der unbegleiteten minderjährigen Flüchtlinge (UMF) stark angestiegen.
3205 Jugendliche vor allem in der Altersgruppe zwischen 15 und 17 Jahren hat der Senat 2022 registriert, die ohne Eltern oder andere Erziehungsberechtigte nach Berlin kamen. Das ist fast eine Verfünffachung zu 2021, wie aus der Antwort von Jugendstaatssekretär Aziz Bozkurt auf Anfrage des Abgeordneten Gunnar Lindemann (AfD) hervorgeht. Zum größten Teil handelt es sich dabei um männliche Flüchtlinge. Der Anstieg im Vergleich zu den Vorjahren hat mit dem Krieg in der Ukraine zu tun. Allein 1157 Jugendliche und Kinder ohne Begleitung kamen aus der Ukraine nach Berlin, vor allem zwischen März und Juni 2022, erklärt Susanne Gonswa, Sprecherin der Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Familie. Ihre Senatsverwaltung ist zuständig für die unbegleitet eingereisten minderjährige Flüchtlinge und bringt sie in betreuten Jugendhilfeeinrichtungen von freien Trägern im gesamten Stadtgebiet unter.
84 Prozent der Kinder und Jugendlichen kamen 2022 aus der Ukraine, Afghanistan, Syrien, Türkei und Libanon. Die Teenager werden in abgeschlossenen sicheren Räumen wie Wohngemeinschaften oder Hostels rund um die Uhr von Sozialpädagogen betreut. „In den Einrichtungen wird durch Träger der Kinder- und Jugendhilfe eine pädagogische Betreuung rund um die Uhr sowie tagesstrukturierende Maßnahmen gewährleistet. Priorität hat die Gewährleistung des Kinderschutzes“, wie Bozkurt in einer weiteren Anfrage von AfD-Fraktionschefin Kristin Brinker schreibt.
„Das System zur Aufnahme unbegleiteter minderjähriger Geflüchteter wurde um das Zehnfache ausgebaut“, sagt Susanne Gonswa. Außerdem wurde zusätzliches Betreuungspersonal angestellt. Wöchentlich wurden im vergangenen Jahr rund 80 neue Plätze geschaffen und viele Hilfsangebote ausgebaut.
24 Millionen Euro hat die Jugendverwaltung für die Unterbringung und Betreuung im vergangenen Jahr ausgegeben. 2021 waren es rund sieben Millionen Euro. In Summe belaufen sich die Ausgaben von 2019 bis 2022 auf knapp 46 Millionen Euro. Wie aus den Tabellen hervorgeht, hat die Jugendverwaltung von 2015 bis 2022 sogar insgesamt 220 Millionen Euro für die untergebrachten und betreuten Kinder und Jugendlichen bezahlt. Zu den Senatsausgaben kommen die sogenannten Transferausgaben der bezirklichen Jugendämter für die unbegleiteten minderjährigen Flüchtlinge. Im vergangenen Jahr waren das nochmal über 58 Millionen Euro.
Wie aus den Anfrage auch hervorgeht, verschwinden aus den betreuten Einrichtungen immer wieder minderjährige Flüchtlinge. Für 2022 hat der Senat 367 Geflüchtete „mit unbekanntem Aufenthalt“ dokumentiert. Den „größten Anteil an unbekannt abgängigen UMF“, die Staatssekretär Aziz Bozkurt auflistet, haben 2022 Ukrainer (60 Prozent) ausgemacht, gefolgt von Afghanen (zehn Prozent) und Syrer (acht Prozent). In den fünf Jahren davor wurde die Liste der „unbekannt abgängigen UMF“ immer mit großem Abstand von Vietnam angeführt.
Autor:Dirk Jericho aus Mitte |
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