Mitte. Der für das Veterinäramt zuständige Stadtrat Carsten Spallek (CDU) „prüft ernsthaft“, ob er einem ersten Pferdefuhrwerksbetrieb die Erlaubnis für Kutschfahrten entzieht.
Brandenburger Tor, mittags, sengende Hitze: Der Kutscher lässt seine Gäste aussteigen, Touristen machen Fotos, die Pferde schnaufen. Das Tier uriniert auf die Straße. Zu trinken bekommt es nichts. Zwei Minuten später geht die Tortur weiter; mit neuen Passagieren Unter den Linden entlang.
Wie Berlins Tierschutzbeauftragter Horst Spielmann
berichtet, gibt es „vor allem während der tropischen Temperaturen Tierschutzprobleme“. Einige Tierschützer und Touristen hätten sich mehrfach „mit Beschwerden über den bedenklichen Zustand von Kutschpferden beklagt“. Das bestätigt der für die Genehmigungen zuständige Stadtrat Carsten Spallek (CDU). „Die Halter der Kutschpferde, die gleichzeitig auch Droschkenführer sind, verstoßen seit Jahren gegen die Berliner Leitlinien für Pferdefuhrwerke“, so Spallek.
Die Verstöße hätten seit Inkrafttreten der Berliner Leitlinien nicht abgenommen. 20 Ordnungswidrigkeitsverfahren hat es seit 2008 gegeben. Nach einer Kontrolle durch den Amtstierarzt Ulrich Lindemann Anfang Juli wurden zwei weitere Verfahren eingeleitet. So hatten Droschkenführer nicht das vorgeschriebene Thermometer an Bord oder die Touren nicht im Fahrtenbuch wie vorgeschrieben dokumentiert. Vor allem sollen die Ruhezeiten für die Kutschpferde nicht eingehalten worden sein. Nach den Berliner Leitlinien müssen die Tiere bei Temperaturen über 30 Grad im Schatten alle zwei Stunden eine 30-minütige Pause bekommen: unter einem überdachten Stand- oder Schattenplatz mit ausreichend Trinkwasser.
In Spalleks Zuständigkeitsbereich am Pariser Platz sind drei Betriebe mit acht bis zehn Kutschen und 19 Pferden unterwegs. Tierschutzkontrollen hätten ergeben, „dass sich die Situation für sämtliche Betriebe nachteilig verändert hat“. Carsten Spallek will jetzt durchgreifen, formuliert jedoch wegen des Rechts auf freie Ausübung des Gewerbes vorsichtig: „Vor dem Hintergrund der hohen Zahl von tierschutzrechtlichen Verstößen, der anhaltenden Ignoranz gegenüber dem Tierschutzgesetz und der mangelhaften Kooperation mit der überwachenden Behörde, erscheint aus meiner Sicht die Nähe zu einem Verbot in kürzere Reichweite gekommen zu sein.“ DJ
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