Wachschutz und Alarmknöpfe
Bezirke geben knapp zehn Millionen Euro für Sicherheitsdienste in ihren Amtsstuben aus
Mitarbeiter in den Rathäusern und Ämtern müssen sich immer mehr vor Beleidigungen, Bedrohungen und körperlichen Angriffen schützen, wenn Bürger die Beherrschung verlieren.
Die Angriffe auf Amtsmitarbeiter haben weiter zugenommen. Das geht aus den Tabellen von Innenstaatssekretär Christian Hochgrebe (SPD) auf eine Anfrage der Abgeordneten Jeannette Auricht (AfD) hervor. Demnach hatte Friedrichshain-Kreuzberg im ersten Halbjahr 2023 schon 177 Attacken registriert. 2022 waren es insgesamt 73 Gewaltfälle. Auch in Mittes Amtsstuben sind die Übergriffe von 32 (2021) auf 166 im vergangenen Jahr drastisch gestiegen. In Reinickendorf geht es ebenfalls hoch, im vergangenen Jahr waren es dort 124 Fälle. Relativ niedrig und konstant sind registrierte Gewaltfälle in den anderen Bezirken. In Steglitz-Zehlendorf gab es laut Christian Hochgrebe in den vergangenen drei Jahren jeweils nur zwei Gewaltfälle pro Jahr. Auch in den Bezirken Spandau und Treptow-Köpenick ist es relativ ruhig.
Eine Statistik, aufgeschlüsselt nach Attacken in den den einzelnen Ämtern, sei laut Christian Hochgrebe nicht möglich. Die Zahlen könnten nur bezirksweit dargestellt werden. In einer Dokumentation des Gesundheitsmanagements im Friedrichshain-Kreuzberg gibt es aber Details zu den Attacken. Demnach waren von den rund 2000 Bezirksamtsmitarbeitern im ersten Halbjahr 2023 (177 Angriffe) folgende betroffen: 28 im Jugendamt, 23 im Ordnungsamt, 122 im Bürgeramt, zwei im Sozialamt und je einer im Schul- und Sportamt sowie im Straßen- und Grünflächenamt. Das bedeutet im ersten Halbjahr 2023 statistisch mehr als ein Übergriff pro Tag. 24 der 177 Fälle in diesem Zeitraum wurden vom Bezirksamt zur Anzeige gebracht.
Die Bezirke schützen ihre Amtstuben „mit vielen Maßnahmen, um Übergriffen gegen ihre Mitarbeitenden entgegenzutreten“, sagt Innenstaatssekretär Christian Hochgrebe. Als Beispiel nennt er die Erstellung von Sicherheits- und Schutzkonzepten, Einsatz von Sicherheitspersonal und physischen Barrieren wie Plexiglasscheiben bis hin zu Alarmknöpfen für die Mitarbeiter und elektronische Schlösser für Außentüren.
Für Wachschutz und Security geben die Bezirke bis zu zehn Millionen Euro im Jahr aus. In der Abfrage haben allerdings nicht alle Bezirke Angaben gemacht. Mitte hat zum Beispiel täglich zwei Sicherheitskräfte in Bürgerämtern und in einem sogar drei Sicherheitsleute im Einsatz. Im Jugend- und Standesamt passen je ein Wachmann und im Sozialamt bis zu zehn Wachleute pro Tag auf. Es gebe zudem regelmäßig eine Sicherheitskraft in der Schiller-Bibliothek am Weddinger Leopoldplatz, heißt es. Zweimal die Woche schickt der Bezirk auch einen Security-Mann in die Volkshochschule Mitte.
Pankow hat keine Angaben zur Zahl der Übergriffe in den vergangenen drei Jahren in seinen Amtstuben gemacht. Nur dass in dieser Zeitspanne 65-mal der Sicherheitsdienst zur Unterstützung gerufen werden musste, eine Strafanzeige gestellt wurde, ein Hausverbot ausgesprochen wurde und achtmal die Polizei gerufen werden musste. Bei den jährlichen Wachschutzkosten liegt Treptow-Köpenick mit 1,6 Millionen Euro ganz weit vorne. In Treptow-Köpenick gab es zwischen 2021 und 2023 wenige Gewaltvorfälle. 2023 waren es gerade mal 14. Friedrichshain-Kreuzberg, das zunehmend mit Attacken zu kämpfen hat, gibt laut Hochgrebes Tabellen mit exakt 164 068 Euro jährlich nur ein Zehntel der Köpenicker Summe für Wachschutz aus.
Autor:Dirk Jericho aus Mitte |
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