Golduhr im Schwarzbuch
Bund der Steuerzahler listet Steuergeldverschwendung auf – auch an der Charité

"Teure Annehmlichkeiten" nennt der Steuerzahlerbund die goldene Uhr gegenüber dem Bettenhochhaus der Charité. | Foto: Dirk Jericho
2Bilder
  • "Teure Annehmlichkeiten" nennt der Steuerzahlerbund die goldene Uhr gegenüber dem Bettenhochhaus der Charité.
  • Foto: Dirk Jericho
  • hochgeladen von Dirk Jericho

Das Kunstwerk „Die goldene Stunde“ an der Brandwand gegenüber dem Haupteingang des Charité-Bettenhochhauses hat es ins Schwarzbuch des Steuerzahlerbundes geschafft.

Jedes Jahr dokumentiert der Bund der Steuerzahler (BdSt) in seinem Schwarzbuch teils skurrile Fälle von Steuergeldverschwendung in Milliardenhöhe in Deutschland. Etwa einhundert Fälle von sinnlosen Projekten, Kostenexplosionen und absurden Baumaßnahmen werden im Schwarzbuch 2018/19 vorgestellt. Das Kunstwerk „Die goldene Stunde“ der Berliner Künstlerin Renate Wolff hat es auch in das Schwarzbuch geschafft.

Seit Ende 2017 hängt gegenüber dem sanierten Bettenhochhaus der Charité an der Luisenstraße ein 8,5 Meter großes, abstrahiertes, goldenes Zifferblatt mit ausgesparten Stunden- und Minutenstrichen. Wolff hatte mit der Golduhr den Kunst-am-Bau-Wettbewerb gewonnen. 450 000 Euro hat die Uhr gekostet. Laut BdSt war in der Wettbewerbsauslobung nur ein Kostenrahmen von 280 000 Euro für die Realisierung und 44 000 Euro für Preisgelder und Aufwandsentschädigungen vorgesehen. „Der zunächst nicht veröffentlichte Differenzbetrag von weiteren 126 000 Euro ergab sich für Verfahrenskosten des Wettbewerbs und die Bezahlung der Juroren“, heißt es.

Die „Goldene Stunde“ bezeichnet in der Notfallmedizin den Zeitraum, in der akutmedizinische Patienten gerettet werden können und soll im Sinne auch als Metapher für den goldenen Moment der Heilung stehen. Für Alexander Kraus vom Bund der Steuerzahler Berlin ist die Uhr zwar „ein hübsches Kunstwerk“, aber angesichts eines Sanierungsstaus von einer Milliarde Euro an den Berliner Kliniken „hat das Kunstwerk in medizinischer Hinsicht gar keinen Nutzen.“

Für Berlin werden im aktuellen Schwarzbuch sechs Fälle von Steuergeldverschwendung beschrieben. Mit dabei sind der Schilderwald an der Pankower Platanenstraße, die teuren Parklets an der Bergmannstraße in Kreuzberg und die Kostenexplosion am „kleinen BER“, dem Zentralen Omnibusbahnhof (ZOB) am Messedamm.

In Mitte moniert der Steuerzahlerbund auch die Kostenexplosion bei der Sanierung der Staatsoper Unter den Linden. Die Baukosten waren um 200 Millionen Euro auf rund 440 Millionen Euro gestiegen. Vier Jahre später als geplant wurde die Staatsoper nach sieben Jahren Bauzeit im Dezember 2017 als „letzter Akt einer Tragödie“ wiedereröffnet. „Für den Steuerzahler bleibt nur zu hoffen, dass die Kosten nicht noch weiter steigen, bevor der letzte Vorhang fällt. Denn die Endabrechnung steht noch aus“, heißt es im Schwarzbuch. Der BdSt hatte die Probleme bei der Staatsoper schon in seinen Schwarzbüchern 2014 und 2015 thematisiert.

"Teure Annehmlichkeiten" nennt der Steuerzahlerbund die goldene Uhr gegenüber dem Bettenhochhaus der Charité. | Foto: Dirk Jericho
Im acht Meter großen Ziffernblatt spiegelt sich die Fassade des sanierten Charité-Bettenhochhauses. | Foto: Dirk Jericho
Autor:

Dirk Jericho aus Mitte

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

47 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

WirtschaftAnzeige
Das Team von Optik an der Zeile freut sich auf Ihren Besuch. | Foto: privat

Optik an der Zeile
16. Brillenmesse vom 5. bis 7. Dezember 2024

40 Jahre Augenoptik-Tradition im Märkischen Viertel, das feiern wir immer noch in diesem Jahr 2024. Feiern Sie mit uns und profitieren Sie von unseren Jubiläumsangeboten. Kommen Sie zu uns und staunen Sie über die Vielfalt der Angebote. Anlässlich unserer 16. Brillenmesse vom 5. bis 7. Dezember 2024 bieten wir Ihnen die gesamte Kollektion namhafter Designer. Sie können aus einer riesigen Auswahl Ihre Brille finden. Mit vielen schönen Brillengestellen und den Brillengläsern von Essilor und...

  • Märkisches Viertel
  • 13.11.24
  • 607× gelesen
KulturAnzeige
Blick in die Ausstellung über den Palast der Republik. | Foto: David von Becker
2 Bilder

Geschichte zum Anfassen
Die Ausstellung "Hin und weg" im Humboldt Forum

Im Humboldt Forum wird seit Mai die Sonderausstellung „Hin und weg. Der Palast der Republik ist Gegenwart“ gezeigt. Auf rund 1.300 Quadratmetern erwacht die Geschichte des berühmten Palastes der Republik zum Leben – von seiner Errichtung in den 1970er-Jahren bis zu seinem Abriss 2008. Objekte aus dem Palast, wie Fragmente der Skulptur „Gläserne Blume“, das Gemälde „Die Rote Fahne“ von Willi Sitte, Zeichnungen und Fotos erzählen von der damaligen Zeit. Zahlreiche Audio- und Videointerviews geben...

  • Mitte
  • 08.11.24
  • 895× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Wie Sie Rückenschmerzen durch fortschrittliche Behandlungskonzepte in den Griff bekommen, erfahren Sie am 3. Dezember. | Foto: Caritas-Klinik Dominikus

Ihre Optionen bei Beschwerden
Moderne Therapien an der Lendenwirbelsäule

Um "Moderne Therapien an der Lendenwirbelsäule – Ihre Optionen bei Beschwerden" geht es beim Patienteninformationsabend am Dienstag, 3. Dezember. Rückenschmerzen, Ischias-Beschwerden und Bewegungseinschränkungen im Bereich der Lendenwirbelsäule gehören zu den häufigsten orthopädischen Problemen. An diesem Infoabend erhalten Sie Einblicke in aktuelle Therapiemöglichkeiten und fortschrittliche Behandlungskonzepte. Unser Wirbelsäulenspezialist Tim Rumler-von Rüden erklärt, wie moderne Technologien...

  • Reinickendorf
  • 07.11.24
  • 868× gelesen
  • 1
WirtschaftAnzeige
Für rund 105.000 Haushalte im Bezirk Lichtenberg baut die Telekom Glasfaserleitungen aus. | Foto: Telekom
2 Bilder

Telekom macht's möglich
Schnelles Glasfasernetz für Lichtenberg

Aktuell laufen die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes im Bezirk Lichtenberg auf Hochtouren. Damit können rund 105.000 Haushalte und Unternehmen in Alt-Hohenschönhausen, Fennpfuhl, Friedrichsfelde, Karlshorst, Lichtenberg und Rummelsburg einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Schnell sein lohnt sich Wer jetzt einen Glasfaser-Tarif bei der Telekom beauftragt, gehört...

  • Bezirk Lichtenberg
  • 30.10.24
  • 1.241× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.