Im Interview:
Bundesfamilienministerin Franziska Giffey zur Woche des Bürgerschaftlichen Engagements
Vom 14. bis zum 23. September findet deutschlandweit die Woche des Bürgerschaftlichen Engagements statt. Im Vorfeld sprach die Berliner Woche darüber mit Bundesfamilienministerin Franziska Giffey (SPD).
Frau Giffey, worin liegt für Sie der Wert der Woche des Bürgerschaftlichen Engagements?
Franziska Giffey: Engagement bringt Menschen zusammen und setzt Dinge in Bewegung. Und die Woche des Bürgerschaftlichen Engagements wirft ein Licht auf das, was tagtäglich im Großen wie im Kleinen geschieht: das beeindruckende Engagement in unserem Land. Die Woche macht sichtbar, wofür sich 30 Millionen Menschen freiwillig engagieren und wie vielfältig unsere Gesellschaft ist.
Hierin liegt der ganz besondere Wert der Woche des Bürgerschaftlichen Engagements. Die vielen Aktionen bundesweit spornen an zum Mitmachen und bestärken die bereits Engagierten im Weitermachen.
Politiker betonen bei jeder Gelegenheit die Wichtigkeit des Ehrenamtes. Doch Menschen, die sich engagieren, fühlen sich oft allein gelassen. Liegen die mit ihrer Wahrnehmung falsch?
Franziska Giffey: Ich nehme es sehr ernst, wenn Menschen mir sagen, sie haben das Gefühl, dass ihr Einsatz nicht geschätzt wird, dass sie zu wenig Anerkennung bekommen. Dann läuft etwas falsch. Freiwilliges Engagement ist Motor für eine lebendige Demokratie. Wenn wir wollen, dass Menschen unsere Gesellschaft aktiv mitgestalten und Verantwortung übernehmen, dann müssen dafür die Rahmenbedingungen stimmen. Wir kümmern uns um die, die sich kümmern: um die Mutmacher, um die Gestalter unserer Demokratie. Für mich bedeutet das: Wir müssen das freiwillige Engagement noch besser unterstützen. Dazu werden wir zum Beispiel im kommenden Jahr die Deutsche Engagementstiftung gründen.
Was genau soll diese Stiftung bewirken?
Franziska Giffey: Die Stiftung soll Initiativen und Projekte der Zivilgesellschaft möglichst unbürokratisch unterstützen. Sie soll Beratungsstelle und Vernetzungsort sein. Zum Beispiel soll es Hilfe bei der Beantragung von Fördermitteln geben. Oder wie man am besten mit Online-Spenden umgeht. Außerdem soll sie das Engagement da fördern und helfen Strukturen aufzubauen, wo es bisher keine oder nur stark unterfinanzierte Möglichkeiten gibt. Und natürlich verbinden wir mit einer solchen Engagementstiftung auch die Idee einer ganz neuen Sichtbarkeit und Wertschätzung von bürgerschaftlichem Engagement.
Viele Kommunen betreiben oder unterstützen Freiwilligenagenturen. Deren Lage ist aber häufig prekär. Wie wollen Sie das ändern?
Franziska Giffey: Der Bund hat nur begrenzte Möglichkeiten, kommunale Projekte oder Infrastruktureinrichtungen zu unterstützen. Das Grundgesetz setzt hier enge Grenzen. In Modellprojekten des Bundes können wir allerdings auch Vorhaben vor Ort fördern, zum Beispiel die Bundesarbeitsgemeinschaft der Freiwilligenagenturen. Die Freiwilligenagenturen sind sehr wichtig, da sie wie eine Art Partnerbörse funktionieren. Viele Menschen möchten sich engagieren, wissen aber nicht so recht, wo und wie. Die Freiwilligenagenturen helfen dabei, für sie die geeigneten Partner zu finden.
Denn sie kennen sich vor Ort am besten aus. Deshalb soll die Engagementstiftung auch im Bereich der Freiwilligenagenturen für mehr Finanz- und Planungssicherheit sorgen. Gerade in dünn besiedelten Regionen kommt es darauf an, den Akteuren vor Ort unter die Arme zu greifen. Denn Engagement baut Brücken zwischen Generationen und Kulturen und sorgt für mehr Chancengleichheit. Und das bedeutet: mehr Zusammenhalt.
Weitere Informationen zur Woche des Bürgerschaftlichen Engagements gibt es auf www.engagement-macht-stark.de und auf www.engagementwoche.berlin.
Autor:Helmut Herold aus Neu-Hohenschönhausen |
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