Erklärung oder Tilgung?
BVG will den U-Bahnhof Mohrenstraße umbenennen
Seit 2004 gibt es Debatten, die Mohrenstraße im historischen Stadtzentrum umzubenennen, weil Menschen mit dunkler Hautfarbe den Begriff Mohr als diskriminierend empfinden.
Den Namen Mohrenstraße gibt es seit über 300 Jahren. Einige Historiker wie beispielsweise Götz Aly sagen, dass der Begriff seinerzeit keine rassistische Konnotation und herabsetzenden Beiklang hatte. Die Anwohnerinitiative Pro Mohrenstraße will deshalb historische Einordnung und Erklärung statt einer Tilgung des Namens. Jetzt ergriff die BVG im Zuge der Proteste gegen Rassismus und Polizeigewalt in den USA die Initiative und will den U-Bahnhof Mohrenstraße, wie er seit 1991 heißt, umbenennen – als Zeichen gegen Rassismus und Diskriminierung, wie es heißt. Die Wirtschaftssenatorin und BVG-Aufsichtsratschefin Ramona Pop (Bündnis 90/Die Grünen) begrüßte das, pfiff die BVG aber kurz darauf wieder zurück. Denn der Vorschlag, die Station Glinkastraße zu nennen, ist problematisch. Der große russische Komponist Michail Iwanowitsch Glinka war ein Antisemit.
Hinweistafeln sollen aufklären
So ist das mit Straßennamen und ihren Namensgebern: Ganz große Künstler und Entdecker hatten auch Dreck am Stecken oder Einstellungen, die nicht mehr zu unseren heutigen passen. Anstatt die Schilder auszutauschen, sollten „schwierige“ Namen meines Erachtens in historischen Zusammenhängen gesehen und auf Hinweistafeln erklärt werden.
Wie schwierig Namensstreite sind, zeigt die Umbenennungsdebatte im Afrikanischen Viertel. Auch Jahre nach den Beschlüssen einer rot-grünen Mehrheit in der Bezirksverordnetenversammlung Mitte heißt die Petersallee immer noch nicht Maji-Maji-Allee. Anwohner klagen gegen diese und zwei weitere Umbenennungen.
Autor:Dirk Jericho aus Mitte |
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