Pandemiewohnraum statt Leerstand
BVV will Wohnungen an Habersaathstraße beschlagnahmen lassen

Die leerstehenden Wohnungen an der Habersaathstraße sollen beschlagnahmt und zu Pandemie-Wohnraum für Obdachlose werden. Das haben die Bezirksverordneten auf ihrer Dezember-Sitzung beschlossen.

Die Bezirksverordneten haben das Bezirksamt aufgefordert, die unbewohnten Wohnungen in der Habersaathstraße 40 bis 48 zu beschlagnahmen und Obdachlosen als Wohnraum zu überlassen. Diese Wohnungen sollten insbesondere Menschen, die einer Risikogruppe angehören, zur Verfügung gestellt werden, begründet die Linksfraktion in ihrem Antrag. Denn gerade sie seien in Sammelunterkünften der Gefahr ausgesetzt, sich mit dem Corona-Virus zu infizieren. „Alternativ soll die sofortige befristete Wiedervermietung aller leerstehenden Wohnungen angeordnet werden“, heißt es in dem Antrag weiter. Außerdem soll sich das Bezirksamt beim Senat für die Rekommunalisierung der Liegenschaft einsetzen.

Bei der Initiative „Leerstand Hab ich saath“ kommt die Entscheidung der Bezirksverordneten gut an. „Die Beschlagnahmung der Habersaathstraße ist ein richtiger, wenn auch längst überfälliger Schritt des Bezirksparlaments, den wir sehr begrüßen", sagt Sprecherin Valentina Hauser. "Nur aufgrund des massiven Drucks ist endlich Bewegung in die Sache gekommen." Denn bereits im Sommer habe die Bezirksverordnetenversammlung (BVV) verkündet, den Leerstand beseitigen zu wollen. „Nun erwarten wir die zügige Umsetzung dieses Beschlusses.“ Der Initiative reicht es aber nicht, dass die Wohnungen nur vorübergehend für die Quarantäne-Unterbringung genutzt werden sollen und fordert stattdessen die langfristige Nutzung des Wohnraums.

Mieter und Bezirk
wehren sich gegen Abriss

Von den 106 Wohnungen der Habersaathstraße in den Papageien-Platten sind nur noch wenige bewohnt. Die Mieter und der Bezirk wehren sich seit Jahren gegen den Abriss des Wohnblocks zugunsten von Luxuswohnungen. Auch die BVV solidarisierte sich weitgehend mit den Mietern und sprach sich dafür aus, die Rekommunalisierung des Wohnblocks zu prüfen. Bis 2006 war der Block als Schwesternwohnheim in Besitz des Landes Berlins. Dann wurden die Häuser an einen Investor verkauft. 2017 kam es zu einem Weiterverkauf an eine GmbH, die die Immobilie für 20 Millionen Euro erworben haben soll.

Das Bezirksamt lehnte die Abrissgenehmigung mit Verweis auf das Zweckentfremdungsverbotsgesetz von 2018 bislang ab. Das besagt, dass bei einem Abriss Ersatzwohnraum in entsprechender Anzahl mit einem maximalen Erstvermietungspreis von 7,92 Euro pro Quadratmeter (nettokalt) geschaffen werden muss. Dies wäre bei der Haabersaathstraße nicht der Fall.

Druck machten dann auch die Obdachlosen. Sie besetzten am 29. Oktober wie berichtet gemeinsam mit Aktivisten der Initiative die Habersaathstraße 46, um auf „den in der Pandemie fehlenden Raum für wohnungslose Menschen aufmerksam machen“. Der Eigentümer ließ die besetzten Wohnungen wegen Hausfriedensbruch noch am gleichen Tag von der Polizei räumen. Kurz darauf kam es zu einer Protestaktion vor dem Rathaus Tiergarten.

Autor:

Ulrike Kiefert aus Mitte

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

53 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

Gesundheit und MedizinAnzeige
Gallensteine sind ein häufiges, aber oft unterschätztes Gesundheitsproblem.  | Foto: Caritas-Klinik Dominikus

Patienten fragen
Steine in der Gallenblase – was nun?

Gallensteine sind ein häufiges, aber oft unterschätztes Gesundheitsproblem. Etwa jede fünfte Person in Europa ist betroffen, und fast die Hälfte entwickelt im Laufe des Lebens Beschwerden. Diese äußern sich meist in Form von wiederkehrenden Schmerzen, insbesondere im rechten Oberbauch. In einigen Fällen können Gallensteine zu ernsthaften Komplikationen wie einer Entzündung der Gallenblase führen. Die bevorzugte Therapie bei Beschwerden ist die operative Entfernung der Gallenblase – in der Regel...

  • Reinickendorf
  • 12.02.25
  • 77× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Informieren Sie sich über Intensivmedizin. | Foto: 2022 Tomasz Kuzminski

Infoabend am 11. Februar
Grenzen und Möglichkeiten der Intensivmedizin

Die Intensivmedizin hat erstaunliche Fortschritte gemacht und bietet schwerstkranken Patienten Überlebenschancen, die früher undenkbar waren. Doch wo liegen die Grenzen dieser Hochleistungsmedizin? Welche technischen, personellen und ethischen Herausforderungen gibt es? Besuchen Sie unseren Infoabend mit Priv.-Doz. Dr. Stephan Kurz und erfahren Sie, wie intensivmedizinische Maßnahmen Leben retten, aber auch komplexe Entscheidungen erfordern. Was geschieht, wenn Therapieoptionen ausgeschöpft...

  • Reinickendorf
  • 29.01.25
  • 755× gelesen
Gesundheit und Medizin
Das Dominikus Krankenhaus informiert zur Robotik-Chirurgie bei Hüft- und Knieschmerzen. | Foto: Caritas-Klinik Dominikus

Moderne Behandlung bei Hüft- und Knieschmerzen
Informationsabend Robotik-Chirurgie

Hüft- und Knieschmerzen beeinträchtigen die Lebensqualität und werden oft durch Verschleiß, Unfälle oder Fehlstellungen verursacht. Moderne Technologien wie die Robotik-Chirurgie bieten neue Möglichkeiten für eine präzisere und minimalinvasive Behandlung. Am 4. Januar laden wir Sie herzlich zu einem Informationsabend ein, bei dem Chefarzt Tariq Qodceiah, Leiter des Caritas Hüftzentrums, die Vorteile der Robotik-Chirurgie bei Hüft- und Knieschmerzen erläutert. Er erklärt, wie diese innovative...

  • Reinickendorf
  • 12.02.25
  • 70× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.