Dildo-Logo ist nicht sexistisch: Mitte hat jetzt eine Werbejury

Selbst „zensiert“: Freak-Show-Werbung mit Zombies und Hitler-Double in der Stadt. „Hier wird niemand diskriminiert“, sagt Kerstin Drobick. | Foto: Dirk Jericho
  • Selbst „zensiert“: Freak-Show-Werbung mit Zombies und Hitler-Double in der Stadt. „Hier wird niemand diskriminiert“, sagt Kerstin Drobick.
  • Foto: Dirk Jericho
  • hochgeladen von Dirk Jericho

Im Bezirksamt gibt es jetzt, wie auch in Friedrichshain-Kreuzberg, eine sogenannte Werbejury, die im Fall von Bürgerbeschwerden prüft, ob es sich um sexistische und diskriminierende Werbung handelt.

Drei erigierte Penisse, die eine dreizackige Krone symbolisieren. Das grafisch durchdachte Logo mit den drei gelben Dildos auf schwarzem Grund in einem Kreis eines großen Sextoy-Versandhandels kennen bestimmt viele. Das Logo der Firma Dildoking hängt seit vielen Jahren überall in der Stadt, auch in Mitte. Ob das Dildo-Logo sexistisch ist, darüber hat jetzt die bezirkliche Werbejury auf ihrer ersten Sitzung beraten. Eine Bürgerin hatte sich darüber beschwert.

Auf der Internetseite der Gleichstellungsbeauftragten Kerstin Drobick gibt es ein Formular, mit dem Bürger diskriminierende Werbung im öffentlichen Raum melden können. Die Werbejury prüft dann aufgrund ihrer Kriterien, ob die Werbung gegen das Antidiskriminierungsgesetz verstößt und gegen den Verursacher vorgegangen werden soll.

Im Fall von Dildoking hat die Jury entschieden, „dass die Voraussetzungen für sexistische und diskriminierende Werbung nicht erfüllt sind“, sagt Kerstin Drobick, die als Gleichstellungsbeauftragte auch die Termine der Werbejury organisiert. Sie persönlich findet das Dildo-Logo „relativ abstrakt“ und zudem „logisch und schlüssig“. Sie betont, dass es bei der Bewertung nicht um persönliche Geschmacksfragen geht, sondern nur darum, ob die Werbung gegen eines der neun festgelegten Kriterien verstößt. Diese Kriterien wurden von Friedrichshain-Kreuzberg übernommen und lediglich um das Kriterium ergänzt, dass „Werbung Aufstachelung zum Hass insbesondere in Bezug auf die Merkmale Körperform, Gewicht und Hautfarbe weder aufweisen, noch billigen, fördern oder verherrlichen darf“.

Laut Jury liegt „geschlechterdiskriminierende Werbung (sexistische Werbung) insbesondere vor, wenn Frauen und/oder Männer auf abwertende Weise dargestellt werden, die Gleichwertigkeit aller Selbstzuschreibungen in Bezug auf Geschlecht in Frage gestellt wird, Unterwerfung oder Ausbeutung (nicht kritisch) dargestellt oder zu verstehen gegeben wird, dass Gewalt oder Dominanzgebaren tolerierbar seien, die Personen in rein sexualisierter Funktion als Blickfang dargestellt werden (insbesondere dürfen keine bildlichen Darstellungen von nackten Körpern ohne direkten inhaltlichen Zusammenhang zum beworbenen Produkt verwendet werden), eine entwürdigende Darstellung von Sexualität vorliegt, die Person auf ihre Sexualität reduziert wird oder Personen abgewertet werden, die nicht den vorherrschenden Vorstellungen über Zugehörigkeit zu einem Geschlecht entsprechen (z.B. trans und inter Personen).“ Werbung für sexuelle Dienstleistungen darf, soweit sie rechtlich zulässig ist, die Würde von Menschen, nicht verletzen. "Körper und Sexualität dürfen nicht unangemessen dargestellt werden. Dabei ist auch besonders auf die Platzierung und das jeweilige Umfeld des Werbeobjektes zu achten“, heißt es.

Die Bezirksverordnetenversammlung (BVV) hatte im September einen Antrag der Linken mit dem Titel „Friedrichshain-Kreuzberg zum Vorbild nehmen: sexistische und diskriminierende Werbung raus aus Mitte!“ beschlossen. Seit Herbst gibt es auch das Meldeformular auf der Bezirkswebsite. Wie Bürgermeister Stephan von Dassel (Grüne) sagt, wird die Jury nur einberufen, wenn Beschwerden vorliegen. „Es gibt keine Vorabprüfung oder Vorabnahmen von Werbemotiven“, so von Dassel.

In der neuen Werbejury gibt es je eine Vertreterin vom Frauenbeirat, ein Mitglied des BVV-Ausschusses Wirtschaft, Arbeit, Ordnungsamt, Gleichstellung, eine Vertreterin der AG Mädchen und junge Frauen, eine Vertretung vom Migrationsbeirat, vom Beirat für Menschen mit Behinderung sowie von der Seniorenvertretung, eine Vertreterin aus einem Frauenprojekt, eine Vertretung aus einem LSBTI-Projekt und eine Fachkraft aus der Bezirksverwaltung.

Autor:

Dirk Jericho aus Mitte

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

48 folgen diesem Profil

2 Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

Gesundheit und MedizinAnzeige
Hüft- und Kniebeschwerden können durch Unfälle, Verschleißerscheinungen oder Fehlstellungen verursacht werden und beeinträchtigen Ihre Beweglichkeit sowie Ihre Lebensqualität erheblich. | Foto: Caritas-Klinik Dominikus

Für mehr Lebensqualität!
Linderung für Hüft- und Knieschmerzen

Hüft- und Kniebeschwerden können durch Unfälle, Verschleißerscheinungen oder Fehlstellungen verursacht werden und beeinträchtigen Ihre Beweglichkeit sowie Ihre Lebensqualität erheblich. Bei unserem Infoabend wird Tariq Qodceiah, Chefarzt für Orthopädie & Unfallchirurgie sowie Leiter des Caritas Hüftzentrums in Reinickendorf, Ihnen die verschiedenen Ursachen und Behandlungsstrategien für Knie- und Hüftschmerzen erläutern. Er stellt sowohl konservative als auch operative Methoden vor und zeigt,...

  • Reinickendorf
  • 25.02.25
  • 909× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Schonende Verfahren für Ihre Rückengesundheit werden am 19. März vorgestellt. | Foto: Caritas-Klinik Dominikus

Informationen für Patienten
Minimal-Invasive Wirbelsäulenchirurgie

Leiden Sie unter anhaltenden Rückenschmerzen oder Wirbelsäulenbeschwerden? Moderne minimal-invasive Operationsverfahren ermöglichen eine schonendere Behandlung mit schnelleren Genesungszeiten. Erfahren Sie mehr über innovative Therapiemöglichkeiten bei unserem Infoabend mit Dr. (Univ. Kermanshah) Kamran Yawari, Teamchefarzt des Caritas Wirbelsäulenzentrums. In seinem Vortrag erläutert er die Vorteile minimal-invasiver Wirbelsäulenchirurgie und zeigt auf, wann und für wen diese Methoden sinnvoll...

  • Reinickendorf
  • 18.02.25
  • 1.135× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Erfahren Sie, welche proktologischen Erkrankungen häufig auftreten, welche Untersuchungsmethoden es gibt und wie moderne Behandlungsmöglichkeiten helfen können.  | Foto: pixel-shot.com, Leonid Yastremskiy

Proktologie: Ende gut, alles gut!

Unser Darm ist mit seinen 5 bis 7 Metern Länge ein wahres Wunderwerk unseres Körpers. Doch wenn es am Ende des Darms zu Erkrankungen kommt, kann das die Lebensqualität erheblich beeinträchtigen – auch wenn man es nicht sieht. Aus Scham werden diese Probleme oft verschwiegen, dabei gibt es in den meisten Fällen gute Behandlungsmöglichkeiten. Wir laden Sie herzlich zu unserem Informationsabend ein! Erfahren Sie, welche proktologischen Erkrankungen häufig auftreten, welche Untersuchungsmethoden es...

  • Reinickendorf
  • 19.02.25
  • 1.123× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.